4. August 2006

Da kommt ein Virus geflogen

Schon bald ist es wieder soweit und die Vogelgrippe ist in aller Munde... natürlich nur im übertragenen Sinne. Die ersten Zugvögel treffen derzeit an den kühlen Ost- und Nordseestränden ein..Und wie immer um diese Jahrezeit sind diese Strände in Holland, Belgien, Deutschland oder Polen natürlich knall voll mit Touristen. Keiner von ihnen denkt mehr daran, dass im Frühjahr die Vogelgrippe noch auf der Insel Rügen Einzug gehalten hat. Warum auch, der Jahrhundertsommer lässt einem so manches vergessen. Dabei wurde erst gestern in Dresden ein Schwan mit dem H5N1-Virus entdeckt, unter Ausschluss der Öffentlichkeit wie es scheint.

In diesen Tagen jedoch hat das Friedlich-Löffler-Institut für Tiergesundheit von der deutschen Insel Riems gemahnt, diese Tierseuche weiterhin ernst zu nehmen. Ebenso die Stallpflicht, welche seit Mai in weiten Teilen Deutschlands wieder gilt. Aus Rumänien, Dänemark, Ungarn und Spanien wurden zudem in den vergangenen Wochen neue Vogelgrippefälle gemeldet. Experten gehen gar noch einen Schritt weiter und befürchten, dass sich das Virus auch über den Sommer als unbemerkter Dauergast bei den Vögeln eingenistet hat, die Krankheit bei den Tieren aber derzeit noch nicht ausgebrochen ist.

Mit der grösseren Vogeldichte steigt die Gefahr, dass das Virus auch wieder auf andere Tiere (wie zum Beispiel Hauskatzen) übertragen werden kann, mahnt das deutsche Institut. Die WHO warnt indess weiter vor einer Pandemie, erst zu Beginn dieser Woche sind auf der Insel Sumatra ein Vater und sein Sohn dem H5N1 Virus zum Opfer gefallen. Der genaue Übertragungsweg ist bislang noch unklar.

Ich schreibe diese Zeilen aber nicht, um jemandem Angst zu machen. Im Gegenteil, diese ganze Vogelgrippe Hysterie passt mir ganz und gar nicht. Was ich von den Behörden und den Medien diesbezüglich erwarte ist, eine sachliche Information. Das Thema Vogelgrippe ist ernst zu nehmen, es könnte unter Umständen tatsächlich zu einem grossen Problem für die Menschheit werden. Allerdings ist das Problem ja beim besten Willen nicht neu. Die Regierungen sämtlicher Industriestaaten kennen das H5N1 Virus (zwar in veränderter Form) schon seit Jahren. Nur hat es niemand so richtig ernst genommen und entsprechend dafür dann Geld locker gemacht.

Was der Mensch nicht kennt, das macht ihm Angst. Und genau so verhält es sich bei diesem Vogelgrippe-Virus. Eine Krankheit, die in erster Linie immer noch eine Tier-Seuche ist. Aber wenn Boulevard-Zeitungen natürlich Soldaten in Schutzanzügen abbilden, welche verseuchte Hühner abtransportieren, dann macht das schon Angst. Und genau da zweifle ich an der Informationspolitik der Schweizer Behörden. Während im vergangenen Frühjahr in Deutschland schnell informiert und gehandelt wurde, hat das Bundesamt für Gesundheit über Wochen auf beruhigen gemacht. Informiert wurde nicht! Es wurden zwar Spezialisten der Vogelwarte Sempach gezeigt, welche Zugvögel kontrolliert haben. Wer diesen Experten aber genauer zugehört hat, der hat gemerkt, der Aufwand der Schweiz lässt eine genaue Kontrolle gar nicht zu.

Während in Deutschland nun also das Problem bereits wieder an die Hand genommen wird - und sei es nur mit Informationsblättern für betroffene Landwirte oder See-Anstösser - ist in der Schweiz die Vogelgrippe noch ganz weit weg. Hier bewegt noch das Grill-Verbot oder das verregnte DJ Bobo Konzert in Engelberg. Und nachdem sich unsere Nachbarländer so gut als möglich auf die Zugvögel vorbereitet und ihre Einwohner entsprechend informiert haben, kommt dann irgendwann auch noch die Schweiz hinter dem Ofen hervor. Irgendwann wird es eine Stallpflicht geben, die Männer der Vogelwarte Sempach werden wieder zahlreiche Vögel kontrollieren und der Mann vom BAG wird uns sagen: "Wir haben die Sachlage im Griff" und ich werde wieder nur schmunzeln und mich fragen, warum ich ihm nicht glaube...

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