7. Februar 2007

Die Deutschen und die Schweizer...

... wie Katz und Maus? Seit einigen Tagen läuft in der Schweiz eine Diskussion darüber, wie viele Deutsche denn unser Land verträgt. Vorallem die Boulevardzeitung "Blick" ist sich nicht zu schade, in regelmässigen Abständen darüber zu informieren, dass Monat für Monat rund 1000 Deutsche in ihrer Heimat die Koffer packen und zu uns in die Schweiz ziehen. Gestern Abend hat die Diskussion rund um unsere nördlichen Nachbarn auch das Schweizer Fernsehen erreicht. Thema: "Die Deutschen und wir, was uns trennt - was uns verbindet."


Da durfte dann zum Beispiel der SVP-Politiker Christoph Mörgeli noch einmal seine Forderung "Deutsche ab in den Integrationskurs" erneuern. Ebenfalls zu Gast der deutsche IT-Spezialist und Blogger J.R. Wiese, er regte sich darüber auf "dass jeder Wehrpflichtige sein Gewehr zu Hause aufbewahrt". Deutsche sind arrogant, Schweizer langsam. Papperlapapp. Kurzum, alle Klischees wurden fast zwei Stunden lang bestens bedient.

Ok, ich weiss, an einem Tag wie heute ist es vielleicht heikel, sich über das Verhältnis Schweiz-Deutschland öffentlich Gedanken zu machen. Schliesslich spielen die Schweizer Fussball-Nati und die deutsche Nationalmannschaft heute abend in Düsseldorf gegeneinander. Und zugegeben, wenn es um Fussball geht, dann gönnt der Durchschnitts-Schweizer dem Deutschen nicht einmal das Schwarze unter den Nägeln. Ich ticke da irgendwie anders. Ich kann nicht Samstag für Samstag die Bundesliga schauen und dann wenn das deutsche Nationalteam spielt, Jogi Löw und Co. um jeden Preis wünschen dass sie verlieren.

Ich darf von mir behaupten, dass ich doch so einige Deutsche kenne. Im Gegensatz zu den Diskussionsteilnehmern (oder den Boulevard-Journalisten) hatte ich aber noch nie Probleme mit dem gegenseitigen Verständnis. Wenn der Deutsche Fahrrad sagt, dann weiss ich, dass er Velo meint. Wenn ich von einem Trottoir rede, dann ahne ich, dass mein Gegenüber nicht weiss, dass ich den Gehsteig meine. Aber wenn ich der TV-Diskussion glauben darf, dann weiss ich ja auch nicht wo Paderborn, Jena oder Ansbach sind.

Meiner Meinung nach wird da ein Problem hochstilisiert, das eigentlich gar keines ist. Fakt ist, in der Schweiz gibt es Integrationsprobleme. Wenn ich aber in der heutigen Zeitung lese, dass in Basel ein 15jähriger Schüler aus Serbien/Montenegro seinen Lehrer mit dem Tod bedroht hat und anschliessend von der Polizei festgenommen wurde, dann glaube ich, dass die Integration von Deutschen noch das kleinste Problem sein dürfte. Ich weiss, das mag jetzt vielleicht böse erscheinen, aber ich finde, es ist nicht weniger böse, sich darüber zu beschweren, dass die Deutschen uns Schweizern die Jobs wegnehmen. Und solche Aussagen werden in einer Auflage von einer Viertelmillion verbreitet...

Ich glaube vielmehr, dass das "Problem Deutsche in der Schweiz" auf einer Art Hassliebe beruht. Ähnlich läuft es zwischen der Schweiz und Österreich, die Grundlage hierbei dürfte wohl der Skirennsport sein. Im Falle von Deutschland hat das Ganze bestimmt einen historischen Ursprung, aber darüber sollten auch wir Schweizer langsam aber sicher drüber hinweg sein. Ein anderer Grund könnten die Deutschen im Urlaub sein. Allerdings ist es kein Wunder, dass man bei 82 Millionen auch hie und da mal einen im Urlaub trifft. Erst recht nicht, wenn man als Schweizer selber an unsägliche Orte wie Antalya, Palma de Mallorca, Sharm el Sheik oder Punta Cana reist. Selber schuld, Eidgenosse!

Also, seien wir doch ehrlich, so ein bisschen gesunde Rivalität schadet ja auch nicht, oder? Und diese Rivalität darf sich durchaus auch mal neben dem Fussballplatz abspielen, im "wahren" Zusammenleben zwischen Schweizer und Deutschen. Ach ja, ich schau mir das Spiel heute Abend - als grosser Fussballfan - nicht einmal an. Ich besuche ein Konzert einer Freundin, sie ist übrigens.... genau Deutsche!

7 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

so ein Voruteil, dass 'wir' nicht wissen, was ein 'Trottoir' ist ;) allerdings wüßte ich auch nicht so genau wo Ansbach ist, aber wozu muss man das schon wissen, wenn man hin will, kann man ja auf die Karte gucken ;)

morgendliche Grüße aus Deutschland

Anonym hat gesagt…

Gott sei Dank denke ich da ohne Grenzen, was einen Aufenthalt in Östereich oder der Schweiz betrifft.

Das "Einwanderungsproblem" allerdings ist hausgemacht; ich bekomme regelmässig (2,3 je Monat) Anfragen von in der Schweiz ansässigen Unternehmen, ob ich nicht bei ihnen arbeiten wolle. Sehr freundliche übrigens, die mir bei Wohnungssuche, Integration, Steuerkram etc. helfen würden.

Mein Beruf ist halt sehr gefragt, insbesondere in der Schweiz. So wie die Türken in den 60er, 70ern in Deutschland ;-) Leider ist inzwischen das Gehaltsniveau gegenüber Deutschland und Österreich gesunken, so dass in meiner Branche die Schweiz ein "echtes Problem" hat; blättere ich die Stellenangebote von diesen schweizerischen Firmen durch, ist es nicht selten, dass 30-40 Positionen zu besetzen und oft viele Monate nicht besetzt werden.

Höflichkeit sticht halt nicht Mammon ;-)

Monsieur Fischer hat gesagt…

@ tina: moin moin... naja, ansbach war aber auch ein blödes beispiel. das gleicht sich dann mit dem trottoir wieder aus. ich könnt jetzt noch das klassische "chochichäschtli" bringen. aber das wäre dann zu abgedroschen...

@phil: in welcher branche sind sie denn tätig?? das mit den unbesetzten stellen und dem geld sparen kenn ich...

Anonym hat gesagt…

Nein Nein, der Herr, Personalberater, IT-Firmen und Endkunden (Banken; ich arbeite überwiegend für Banken, IT, Org, Strategie, BWL-Themen, Kredit, Effekten wie ihr sagt und Umsetzung von Gesetzen etc.) sind jene; nur gehen wir derzeit lieber nach Österreich, weil u.a. auch besser bezahlt!

Und da hat es nun mal echte Defizite, keine "scheinbaren" ;-) Auch in Deutschland ist es nicht einfach, für bestimmte Themen Personal zu finden.

Anonym hat gesagt…

Manchmal ist es echt mühsam mit den ganzen Klischees. Das zeigt aber auch, dass die Schweiz keine wirklichen Probleme hat. "Wieviele Deutsche verträgt die Schweiz", so die neue Serie im Blick ab Montag.
Toll!
Ich lebe hier seit 4 Jahren, verheiratet mit einer Schweizerin, spreche sogar die "Landessprache" Schwyzerdütsch zur Verblüffung vieler Deutschschweizer akzentfrei.
Habe richtige Freunde unter Schweizern mittlerweile und dennoch.... Es macht mir weh, wenn ich immer wieder diese Vorurteile höre, von wegen Arrogant, Überheblich, etc.etc. Glaube kaum, dass Deutsche Schweizern einen Arbeitsplatz nehmen. Es kommen sehr gut qualifizierte Leute hier an, die schaffen für Ihr Geld, werden ja scheinbar auch benötigt, sonst würden viele Firmen sie ja nicht einstellen. Vergesst das vonwegen "billige Arbeitskräfte", das ist ein klasisches Klischee, stimmt schon jahrelang nicht mehr. Deutsche ticken vielleicht anders, Norddeutsche sprechen schnell und das klingt dann schon sonderbar, sogar für mich, komme ja ursprünglich aus Bayern. Aber warum muss man ständig über Deutsche ablästern?
Ich finde es manchmal einfach traurig, vermute mal, dass die meisten, die sich mit Vorurteilen äussern, überhaupt keine Deutschen kennen.
Denn soviel Unterschiede gibt es garnicht, sieht man mal von der Sprache ab. Vielleicht ist das ja das eigentliche Problem? Oder doch ein Minderwertigkeitskomplex?


Häbet sorg zäme

Wolfi

Anonym hat gesagt…

Hallo ihr "lieben" Schweizer Ihr braucht doch keine Angst haben vor den Deutschen, auch wenn es momentan so aussieht als wenn mehr Deutsche kommen wie gehen bin trotzdem der festen überzeugung das die meisten Deutschen Euch wieder verlassen werden wenn Sie genug für Ihre Rente in Deutschland gespart haben. Also Dank an die Schweiz das Ihr so grosszügige Gehälter zahlt ;-
gruss Tom

Anonym hat gesagt…

Nein, das ist ja unerträglich!

Ich glaube, dass diese Hetzkampagne von irgend jemandem gesteuert wird. Normal ist so etwas nicht! Die Deutschen sind ein sympathisches, verlässliches Nachbarvolk. Ich kenne persönlich niemanden, der sie hasst. Ab und zu versteht man ihr Verhalten in irgend einer Angelegenheit nicht so ganz. Na und! Oft versteht man seinen Ehepartner oder die Tante Anna oder den eigenen Nachwuchs auch nicht ...

Wer - zum Kuckuck - hat ein Interesse daran, die Deutschen und die Schweizer hintereinander zu bringen?! Wir sollten dem besonders stark entgegenwirken.

Gruss an alle - s Margrit

PS. Lasst Euch gegen diesen Unsinn impfen!