26. September 2007

Das Hakenkreuz als billiger Modegag?

Wie weit darf Mode gehen? In der Kunst ist so einiges erlaubt und das ist auch richtig so. In diesen Tagen stellt sich nun die Frage, was sich eben die Mode erlauben darf. Grund dafür bietet das spanische Modehaus "Zara", das weltweit vertreten ist und über 3000 Geschäfte unterhält. Das Modelabel muss nämlich eine Handtasche vom Markt nehmen, auf der neben bunten Blümchen ein grünes Hakenkreuz zu sehen ist (siehe Foto links).

Eine Kundin aus England war not amused, als sie nach ihrem Kauf das Symbol entdeckte, welches seit dem zweiten Weltkrieg in der westlichen Welt dem Nationalsozialismus zugeordnet wird. Die Frau hat darauf hin ihre Tasche wieder in den Laden in Spanien zurückgebracht und entsprechend den Stein ins Rollen gebracht. Das Modehaus Zara hat inzwischen mit einer ersten Stellungsnahme reagiert, es sei niemandem aufgefallen, dass sich das Hakenkreuz auf der Tasche befand. Man entschuldige sich jedoch und nehme die Tasche umgehend wieder aus dem Sortiment.

Der Hintergrund der ganzen Geschichte dürfte jedoch etwas subtiler gewesen sein. Die Tasche wurde nämlich in Indien produziert und im fernen Indien - und nicht nur da - hat das Hakenkreuz eine völlig andere Bedeutung als bei uns. In Sanskrit bedeutet das Zeichen Swastika, was auf Deutsch übersetzt etwa soviel wie "Glücksbringer" bedeutet. In Asien sieht man das Zeichen entsprechend immer mal wieder auf Tempeln, in der Werbung, an Wände gemalt oder sogar auf Buddhastatuen. So gesehen ist es klar, dass der Fauxpas bei der Produktion in Indien niemandem aufgefallen ist.

Die Frage die ich mir jetzt stelle ist, ob man nicht versuchen sollte das über 14'000 Jahre alte Symbol zu entmystifizieren... welch ein Wort. Bei der Figur Adolf Hitler hat das in den letzten Jahren ja nicht mal schlecht geklappt. Filme wie "Mein Führer" von Helge Schneider oder Comics wie "Der Bonker/Adolf" von Walter Moers haben ihren Teil dazu beigetragen, dass man Hilter richtigerweise nicht mehr so ernst nimmt und entsprechend auch über ihn lacht. Nun haben die Herrscher des Dritten Reichs das Swastika-Symbol ja gerade mal 12 Jahre lang "in Besitz" genommen. Zuvor war es zum Beispiel bei den Finnen oder den Letten als Glücksbringer auf den Fliegern angebracht, es ist in Kirchenfenstern zu sehen, ja sogar Coca-Cola benutzte das spätere Hakenkreuz 1925 für eine Werbekampagne. Haben 12 Jahre gereicht um ein uraltes Symbol so negativ zu besetzen?

In Asien soll übrigens der Mehrheit der Bevölkerung - mangels Schulbildung - die westliche Bedeutung des Symbols nicht einmal bekannt sein. Sollte es darum also nicht möglich sein, das Kreuz auch in unseren Breitengraden wieder der wahren Bedeutung zu zuführen? Ich weiss, ein heikles Thema. Inbesondere wenn man bedenkt, dass das oben erwähnte Modelabel Zara in den letzten 2 Jahren zweimal ein Produkt zurückziehen musste. Einmal weil auf einem Etikett eine Moschee abgebildet war und ein anders Mal weil ein Kleidungsstück nach Israel ausgeliefert wurde, welches aus einem (nicht koscheren) Gemisch aus Baumwolle und Leinen bestand. In beiden Fällen reagierten verärgerte orthodoxe Juden und das Modehaus musste sich öffentlich entschuldigen.

Der Weg zur Normalität scheint ein langer zu sein... das Stichwort dürfte wohl Toleranz heissen. Da diese in Zeiten von Glaubenskriegen, Karrikaturenstreit, Zensuren und Engstirnigkeit gerade etwas zu kurz kommt, dürfte unser verständlicherweise etwas gestörtes Verhältnis zu Symbolen und Werten - nicht nur im Bezug auf das Hakenkreuz versteht sich - noch eine ganze Weile anhalten.

Rechtlicher Hinweis zu den Abbildungen: §86/III (§86a) StGB: »...gilt nicht, wenn das Propagandamittel oder die Handlung der staatsbürgerlichen Aufklärung, der Abwehr verfassungswidriger Bestrebungen, der Kunst oder der Wissenschaft, der Forschung oder der Lehre, der Berichterstattung über Vorgänge des Zeitgeschehens oder der Geschichte oder ähnlichen Zwecken dient.«

Fotos: cadenaser.com/flickr

8 Kommentare:

Rick hat gesagt…

Gerade in Deutschland sind die Grenzen sehr enggesteckt. Unvergessen zB der Fall Esprit...

Anonym hat gesagt…

was die geschichte aus einem aus einem glücksbringenden symbol gemacht hat... umdenken scheint kaum möglich

Anonym hat gesagt…

Das Hakenkreuz ist das wohl am meisten verachtete Symbol der westlichen Welt! Ich halte eine entmystifizierung dieses Symbols des Hasses für nicht möglich!

Alex hat gesagt…

Was ich mich frage: Es ist verboten, das Hakenkreuz zu tragen, zumindest in Deutschland. Sogar die Symbole mit den durchgestrichenen Hakenkreuzen dürfen nicht getragen werden. Was passiert, wenn es auf solch einer Tasche ist?
Und ja, die ewige Diskusion mit dem Hakenkreuz. Ich habe schon Aufstände in spielen erlebt, weil das Symbol für eine Shurike grob an ein Hakenkreuz erinnert hat und man gleich die Macher des Spiels (Süd-Koreaner nebenbei) angeklagt hat, daß sie Nazis wären.... daher kannte ich schon die Bedeutung des Kreuzes.

Monsieur Fischer hat gesagt…

@ rick: ja, der esprit-fall.. hat bei mir dann doch ein bisschen kopfschütteln ausgelöst. geb ich zu.

@ seahorse und bomba: das befürchte ich eben auch.

@ alex: ich vermute schon, dass du mit einer anzeige rechnen müsstest, wenn du mit dieser tasche dann durch die stadt spaziert wärst....

Anonym hat gesagt…

tjaaa, nur dumm, dass alles, was verboten ist, seinen reiz hat. das wird wohl keiner ändern können...

Anonym hat gesagt…

Es ist der Respekt vor der Geschichte, der die Einsicht vermittelt, dass wir auch heute auf dieses "historische" Symbol als Glücksbringer oder Verzierung verzichten können.
Ich sehe auch nicht ein, warum das "christliche Kreuz" auch heute noch in Schulen hängen soll...
Es reicht, die Symbole da zu lassen, wo sie im kulturellen Zusammenhang und historisch richtig hingehören.

Anonym hat gesagt…

Die Juden werden mehr gehasst die Kindermörder!!