25. Oktober 2007

Künstler lässt Hund verhungern

Und das im Namen der Kunst. Passiert ist der Fall in Südamerika. Nachdem erst einige Blogger auf den Skandal aufmerksam geworden sind, stürzt sich nun auch die Presse auf den Fall. Die ganze, schier unglaubliche Geschichte gibt es zum Beispiel bei Spiegel Online.

Ich habe vom Fall zum ersten Mal im Blog von ihr gelesen. Damals war ich noch sehr skeptisch und hab an einen schlechten Scherz geglaubt. Oder wie man es in der Internetsprache sagt, einen Hoax. Nachdem jetzt aber scheinbar der Künstler erstmals Stellung dazu genommen hat und verschiedene Medien darüber berichten, wird es wohl traurige Tatsache sein, dass der Hund wirklich so sterben musste.

Ich finde die Aktion "Natividad" des Künstlers Habacuc absolut verwerflich. Ob jetzt ein Mann von Rottweilern zu Tode gebissen wurde, spielt dabei gar keine Rolle. Klar ist das tragisch. Aber es gibt dem Künstler noch lange nicht das Recht, ein unschuldiges Tier auf solch grausame Weise zu töten. Und dass die Besucher der Ausstellung nichts dagegen unternommen haben ist genau so tragisch!

Im Internet kann man übrigens bei zahlreichen Aktionen mitmachen, die sich gegen solche Art von "Kunst" richten. Dem toten Hund nützt das leider nichts mehr!

Hier noch die Links zu den Petitionen:

http://www.petitiononline.com/13031953/petition.html
http://www.petitiononline.com/faszzolt/petition.html

9 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Künstler:"Wenn ich den Hund als Kunstobjekt vor eine Wand binde, wird er plötzlich zum Fokus. Wenn er in der Straße vor Hunger stirbt, kümmert das keinen."

hat ja irgendwie schon was...

Monsieur Fischer hat gesagt…

@ schalki: ja, irgendwie schon... aber spinn den faden mal weiter. auf welche art müsste man dann also zb auf aids, hunger in der dritten welt, rassismus, armut etc. aufmerksam machen? das möchte ich mir gar nicht vorstellen...

Anonym hat gesagt…

Ich finde in diesem Fall den Künstler längst nicht so perfide wie die BesucherInnen der Ausstellung.

Das ist diese verdammte Obrigkeitshörigkeit, die Roboterhaftigkeit, mit der die Leute durch die Welt gehen. Da rennen Leute in eine Ausstellung, in der ein Lebewesen leidet, und diese Menschen haben nichts besseres zu tun als zu glotzen. Es hätte die Möglichkeit gegeben, den Hund zu füttern oder ihn einfach abzuleinen und rauszuspazieren.

Das hat niemand getan. Alle haben sich das Leid dieses Tieres angeschaut und niemand hat reagiert. Und das ist nicht unmenschlich, das ist leider zutiefst menschlich!

Und: Der Künstler hat in vielen Teilen Recht, mit dem was er sagt. Wenn dieser Hund auf der Straße verreckt wäre, vergiftet worden wäre oder von irgendwem zu Tode gequält worden wäre (und all das gehört zum Alltag von Straßenhunden), hätte das keine Sau interessiert. So schreit alle Welt auf, ist total betroffen und entsetzt.

Natürlich ist das kein Grund, ein Tier mutwillig sterben zu lassen, aber es scheint mir auch gar nicht gesichert, dass das wirklich passiert ist (selbst magere Straßenhunde können einen Tag (und von einem Tag redet Spiegel online hier) ohne Futter leben, sonst wären sie auf der Straße schon längst gestorben).

Ich will ja wirklich nicht ständig die raktionäre Veganerin raushängen lassen. Aber: Da stellen sich sogenannte TierschützerInnen hin und echauffieren sich gewaltig über das Unrecht, das an diesem Tier begangen wurde. Und das in einer Welt, in der es Tiertransporte und Massentierhaltung gibt.

Es sterben täglich Tiere auf grausamste Weise, weil sie gegessen werden sollen. Oder ihr Tod ist einfach ein Nebenprodukt der Tierprodukteindustrie. Männliche Küken werden geschreddert, Schweine werden zu Kannibalen, weil sie wegen der Art ihrer Haltung wahnsinnig werden, und Kühe werden in den engen Ställen zu Tode getrampelt. Und das, was am Schluss noch übrig bleibt, landet auf den Tellern derselben Menschen, die jetzt aufschreien.

Was macht einen x-beliebigen Straßenköter in Nicaragua (von denen es Tausende gibt) zu einem besseren Tier als ein Schwein von Tausenden in einer Schweinefarm?

Es ist unheimlich einfach, in solchen Fällen (die fraglos nicht unterstützenswert sind), zur moralischen Instanz zu werden und die große Keule zu schwingen, Petitionen zu unterschreiben und Betroffenheit zu markieren.

Den Tieren hilft das nur leider nicht.

Was ihnen helfen würde, und das wissen eigentlich alle, die ein wenig darüber nachdenken, wäre der konsequente Boykott der Tierprodukteindustrie.

Doch was das angeht, betreibt die/der brave BürgerIn Ablasshandel mit sich selbst: „Ich unterschreibe diese Petition, verdrücke ein paar Tränchen, dafür ist es dann aber in Ordnung, wenn zum Abendessen ein Steak auf meinem Teller liegt.“

hierundjetzt hat gesagt…

diese aktion des künstlers ist für mich abartig! - dennoch, es regt zum nachdenken an und dies war ja auch so gewollt. es ist tatsache, dass solch elend auf der strasse geschieht und es echt keinen kümmert..

Anonym hat gesagt…

Nein, auch für mich ist das absolut inakzeptabel.

Allerdings hat der „Künstler“ sein Ziel erreicht und es wird über ihn und seine Aktion gesprochen. Abgesehen davon, glaube ich nicht, dass der Hund wirklich verhungert ist. Ein Hund, der an einem Tag noch steht, ist am nächsten wohl kaum schon Hungers gestorben. Aber darum geht es ja gar nicht.

Was mich an der ganzen Aktion wirklich erschüttert, ist, dass es sehr starke Reize braucht, bis Menschen reagieren. Einen den stärksten überhaupt: den Tod. Und was noch schlimmer ist, wir reagieren nicht einmal darauf immer. Täglich verhungern Menschen auf dieser Welt (wieviele kann sich jeder selber ergoogeln), wir wissen es alle, wir sehen, hören, lesen es, und wir reagieren kaum bis gar nicht. Im Gegenteil, wir geben Geld aus um ab- oder sicher nicht zuzunehmen. Wenn das nicht makaber ist! Wenn wir das Geld, das wir für Diäten und Light- oder andere hilfreiche Produkte ausgeben, plus einen Teil dessen, das wir „verfressen“, spenden würden, dann wäre vermutlich allen geholfen.

Aber wir alle haben unsere persönlichen, guten Gründe weiter zu machen wie bisher. Ausreden. Oder Gedankenlosigkeit.

Tronar hat gesagt…

@chris: Volle Zustimmung zu Deinem Beitrag! Ich bin zwar selber kein Vegetarier oder gar Veganer, versuche aber meinen Fleisch- und Milchkonsum im Rahmen zu halten und durch die Auswahl von Biofleisch etc. so gut es geht sicherzustellen, daß die Tiere nicht unter den beschriebenen Zuständen der Massentierhaltung zu leiden hatten. Sicher nicht konsequent, aber wer z.B. mal Soja- oder Reismilch (ich weiß, klingt irgendwie fies, ist es aber gar nicht) im Kaffee oder zum Kuchenbacken probiert hat, wird überrascht sein, wie genauso gut das schmecken kann, die Kuhmilchmassenproduktion hat man damit auch nicht unterstützt und gesünder ist es obendrein.

@hierundjetzt: beim Lesen der Zeile "es ist tatsache, dass solch elend auf der strasse geschieht und es echt keinen kümmert..." bin ich etwas gestolpert, denn hier geht es ja immer noch um einen Hund. Bei "Elend auf der Straße" denke ich aber erstmal - gerade in den genannten Ländern - an kleine Kinder, die auf den Straßen leben müssen und um die sich dort auch kaum jemand kümmert. Als Vater einer 2jährigen Tochter könnte ich heulen bei dem Gedanken, daß gleichaltrige Kinder in diesen Ländern nicht selten schon für sich selber sorgen müssen. Verglichen damit haben es viele Straßenhunde fast schon besser, denn die merken wenigstens nicht bewußt, daß es nicht normal ist, sein Essen aus der Mülltonne zu suchen.
Und wenn wir uns schon um sterbende Tiere sorgen, dann stünden angesichts des fortschreitenden Artensterbens bei mir auch erstmal andere Fälle weiter oben auf der Prioritätenliste. Hunde werden auf diesem Planeten so schnell nicht aussterben, auch wenn natürlich die genannten Probleme der Straßenhunde deswegen nicht harmloser werden. Trotzdem spende ich persönlich mein Geld lieber in Projekte zur Rettung des Regenwaldes (z.B. Brasilien oder Borneo) als mich für die Rettung der Straßenhunde in einem vergleichsweise noch wohlhabenden Land wie Costarica einzusetzen. Insofern geht der Blogger-Proteststurm aus meiner Sicht etwas in die falsche Richtung. Aber "Hund muß für Kunst sterben" ist nunmal anscheinend leichter zu verstehen und kritisieren, als die komplexeren Zusammenhänge, die zur Abholzung riesiger Flächen in Südamerika oder Asien führen oder für die Zerstörung wichtiger Unterwasserregionen verantwortlich sind. Schade eigentlich, denn die daraus resultierenden Folgen sind m.E. wesentlich heftiger als ein (vermutlich in der Tat gar nicht) gestorbener Hund mehr oder weniger.

Monsieur Fischer hat gesagt…

@ all: je häufiger ich über den fall nachdenke, scheint mir die aktion gar nicht mehr so krass zu sein, wie bei meinem ersten eindruck.... ok, dass es dämlich auf diese art und weise tiere verrecken zu lassen, das ist klar!

aber eben, viel mehr nerven mich die besucher dieser ausstellung. ich bin mir sicher, wäre ich da gast gewesen ich hätte das tier mitgenommen - und meine bessere hälfte hätte sich wieder schämen müssen ob meiner überreaktion!

aber ich kann mir sowas einfach nicht anschauen. ungerechtigkeiten jeder art.. und das war auch mein erstes empfinden in dieser geschichte. klar wäre der hund auch auf der strasse gestorben, aber muss man ihm dabei auch noch zuschauen, schampus trinken und schnittchen essen...?? kaum.

Anonym hat gesagt…

Ich finde eher bedenklich, dass es anscheinend viele Menschen gibt, welche davon ausgehen, dass dieser Hund auch auf der Strasse gestorben wäre. Ich bin jedoch der Meinung auf der Strasse hätte er wenigstens eine Chance, irgendwo Futter zu finden gehabt. Dieser Künstler meint dem Tier Futter vor die Nase stellen zu müssen an welches der Hund sowieso nicht rankommt, was meiner Meinung nach eindeutig Tierquälerei ist und das wiederum ist nur einer von wenigen Fällen in denen den Tieren aus "Spass" zugeschaut wird wie sie Sterben.

Anonym hat gesagt…

Also mir geht es änlich, um so mehr ich mich mit dieser Sache beschäftige umsomehr verstehe ich die abartige Art und weise wie hier auf ein Tabuthema aufmerksam gemacht werden soll !
Ich stimme zu dass an erster Stelle die Besucher der Austellung das Abartige sind, aber auch und vor allem irgendwie ein Teil des so genannten "Kunstwerkes" sind ; sie stellen die Bevölkerung dar, die Tag für Tag dabei zusieht wie solche Ding geschehen und viel zu wenige versuchen sich dagegen zu wehren ! Allerdings sehe ich einen Unterschied ob mann sich das Retten von Tausenden von Strassenhünden in aller Welt zur Lebensaufgabe macht, oder neben einem verhungernden Tier Champus und Schnittchen verzehrt !

Einfach abartig !