29. Januar 2008

SBB versus Alkohol

Mit Verboten ist es immer so eine Sache. Einerseits denkt man sich, "gut, dass etwas unternommen wird" und andererseits bedeuten Verbote halt gleichzeitig auch immer eine Einschränkung. So ähnlich geht es mir mit der folgenden Meldung, die ich gestern Abend bei der NZZ Online entdeckt habe:

In den Schweizer Bahnhöfen gibt es ab April nach 22 Uhr keinen Alkohol mehr zu kaufen. Die SBB und ihre Geschäftspartner wollen damit einen Beitrag zum Jugendschutz leisten. Gleichzeitig soll auch die Sicherheit und die Sauberkeit an den Bahnhöfen verbessert werden. Ausgenommen von der neuen Regeln sind Gastronomiebetriebe bei Bahnhöfen.

Es ist bekannt, dass gerade rund um die Schweizer Bahnhöfe beinahe jedes Wochenende die Fäuste fliegen. Meist sind Jugendliche beteiligt, die sich vorher in Stimmung gesoffen haben. Mir selber sind solche Bilder bestens bekannt, schon häufig sind mir an einem Samstagabend in der Innenstadt grosse Gruppen von Jugendlichen aufgefallen. Alle "bewaffnet" mit Bierkartons, Wein, Schampus oder Schnaps. So zog man dann durch die Stadt, auf der Suche nach Party und Action. Bei den Fussballhooligans nennt man das dann "erlebnisorientiert". Bei den restlichen Jugendlichen wohl einfach Samstagabendunterhaltung.

Nun, es liegt mir fern, alle Teens in den Gewalttopf zu schmeissen. Das ist beim besten Willen nicht so. Die letzten Wochen war ich ein paar Mal an Parties oder Konzerten anzutreffen, wo ich nicht wirklich zu den jüngsten Besuchern gehört habe. Aber ich kam mir weder doof vor, noch hatte ich Angst. Im Gegenteil, die meisten der jungen Partygäste waren lustig und hatten einfach nur Spass.

Aber zurück zum Entscheid, ab 22 Uhr rund um den Bahnhof keinen Alk mehr zu verkaufen. Ich für meinen Teil war gerade im Sommer auch schon froh, wenn ich mir nach Ladenschluss auf dem Weg zu einer Grillparty noch schnell ein kühles Bier in der Dose holen konnte. Das wird nun im kommenden Sommer also wegfallen. Zudem startet das junge Partyvolk ja nicht erst um 22 Uhr mit saufen, im Gegenteil. Los geht es damit schon so um 19 Uhr. Und zur Not kauft man den Alk halt im voraus oder geht ins Bahnhofbuffet, denn da gibts weiterhin Bier und Co. zu kaufen. In Aarau - zwei TexMex-Lokale sei dank - übrigens auch ganz harten Stoff zu kleinen Preisen!

Ich hätte es besser gefunden, wenn man das Personal endlich mal die Ausweise richtig kontrollieren und beim Alkverkauf nicht nur an den Kommerz denken würde. Mit diesem Verkaufsstopp ab 22 Uhr werden auch Menschen eingeschränkt, die ihren Umgang mit Alkohol im Griff haben. In meinen Augen sollte es doch möglich sein, ein Gesetz zum Verkauf von alkoholischen Getränken umzusetzen, mit Hilfe von Kontrollen. Aber nein, es wird einmal mehr zum Verbot gegriffen. Wenn ich auf der Strasse 70 statt 50 fahre, krieg ich auch ne Busse und es werden nicht gleich alles Autos verboten...

Oder wie seht ihr das so?

8 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

da gebe ich dir absolut recht. als ich die ersten paar zeilen las, kam mir auch gleich der gedanke "naja, dann holen sich die leute den alk eben vor 22 uhr". ist es vielleicht nicht sogar gegen das gesetz, dies zu verbieten? ich meine, ab 18/21 sollte dies einem nicht verwehrt werden. ja, die verkäufer sollten eher angehalten werden, die ausweise zu kontrollieren. absolut. sehe ich genauso! was lernen wir daraus? immer n 6-pack bier im auto haben ;-)

Anonym hat gesagt…

Mir persönlich ist es eigentlich totel egal, da ich keinen alkohol trinke und auch nie getrunken habe. Das mit den Ausweiskontrollen ist leider auch so eine Sache... viele Jugendliche haben einen Volljährigen bei sich der ihnen den Alkohol kauft oder sie finden jemanden auf der Straße, der sies tut. Allerdings können sie das auch genau so gut um 21.30 Uhr machen. Das Verbot ist ein bißchen wie "mal zeigen, daß man versucht was dagegen zu machen", aber wirklichen Erfolg wird es wohl keinen bringen.

Anonym hat gesagt…

..... den grund für dieses verbot sehe ich eher im zusammenhang, dass wenn es beim bahnhof keinen alk mehr zu kaufen gibt, die trödler, alkis, vandalen und sonstiges g'scher sich auch von dort eher fern hält, sprich es werden weniger leere bierflaschen im bahnhof zerdeppert, weniger müll dort einfach liegengelassen, kurz und einfach hofft man so etwas mehr ordnung in die bahnhöfe zu bekommen.....

hierundjetzt hat gesagt…

@ monsieur fischer
ohne wenn und aber, denke ich darüber so wie du monsieur.
ein nicht unwesentlicher punkt ist dabei, die bahnhöfe werden sauberer bleiben, so wurde jedenfalls gestern in den nachrichten über dieses thema informiert.

Anonym hat gesagt…

Ich denke, es geht hier weniger darum, dass Jugendliche nicht mehr an Alkohol kommen sollen.

Sie werden sich ihre Droge anderswo beschaffen, das ist vollkommen klar. Und um genau das geht es der SBB vermutlich auch. Sie will diese Leute nicht mehr im Bahnhof haben.

Vermutlich ist 22:00 Uhr eine zu späte Grenze, gerne hätte ich ein früheres Verkaufsverbot. Nun schauen wir mal, was es bringt und ob sich die Sauberkeit der Bahnhöfe und die Sicherheit der restlichen SBB-Kunden verbessert.

Nico hat gesagt…

Du sagst: "...zur Not kauft man den Alk halt im voraus..."

Diese Gruppe gibt es, es gibt aber sicherlich auch eine grosse Gruppe, die spontan auf die Idee kommt, am Bahnhof Alkohol einzukaufen, dann realisiert, dass dies nicht mehr möglich ist und es sein lässt. Gibt es sicher. Und allein schon für diesen Fall - egal, wie wahrscheinlich er letzten Endes ist - lohnt sich ein Verbot. PS: Vor der Grillparty tut's auch ein Mineral. :)

Unknown hat gesagt…

Alkohol und Zigaretten generell ab 21 Jahre. Trinken in der Öffentlichkeit verbieten - jaha da kommen die Papiertüten ins Spiel, an denen würde man allerdings gleich vom Weiten erkennen WER trinkt und könnte so einen Jugendlichen auch festnehmen. Ab auf eine einsame Insel und bunte Kugelschreiber zusammenschreiben, von morgens bis abends, und dann gibt's nur Brot und Wasser. Hach ja... man darf doch wohl träumen, nicht wahr? ;)

Monsieur Fischer hat gesagt…

@ all: danke für die zahlreichen meinungen. dass das ganze auch mit der ordnung und der sauberkeit auf den bahnhöfen zusammehängt, habe ich heute im ausführlichen zeitungsbericht dann auch gelesen... wobei dass ich dann ehrlich sagen muss, dass ich den weg erst recht falsch finde.
grillparty an der aare, bier und fleisch wird beim grossverteiler gekauft und das letzte bierchen o.ä. kippt man(n) dann noch auf dem weg zum bahhof... wenn ich tag für tag sehe, wieviel müll am strassenrand oder so liegt.. und da hats ja keine läden in der nähe.

tja, schauen wir mal ab 1. april.