28. Juli 2010

Ja wo isses denn, das Sommerloch 2010?

Hier ist es. Ich habe ja lange gedacht, dass wir in diesem Sommer am sogenannten Sommerloch vorbeikommen. Erst gab es die Fussball WM, dann ist der Moritz L. zurückgetreten, die USA und Nordkorea zetteln den dritten Weltkrieg an, BP hat ein Oelleck zu stopfen, die Loveparade endet tödlich und und und... Aber irgendwie schleichen sich auch im Sommer 2010 Themen in die Medienwelt, welche das Prädikat "Sommerloch" durchaus verdienen. Wikipedia erklärt den Begriff übrigens so:

Das Sommerloch (engl. Silly season) ist eine Bezeichnung der Massenmedien, besonders der Tagespresse und der Nachrichtenagenturen, für eine nachrichtenarme Zeit...Viele Politiker befinden sich im Sommerurlaub; es finden nur wenige politisch relevante Ereignisse und Termine statt. Sportvereine haben in dieser Zeit keine bedeutsamen Spiele oder Wettkämpfe. In dieser Zeit, berichten die Medien dann über Ereignisse und Personen, für die sonst keine Sendezeit und kein Platz in den Zeitungen wäre oder vermelden häufiger vermeintliche Sensationsmeldungen ohne Nachrichtenwert, die sich oft als Zeitungsenten entpuppen. Ebenso nutzen Lobbyisten und sogenannte Hinterbänkler das Sommerloch teilweise gezielt, um Themen zu platzieren. 

Beispiele gefällig? Die Hinterbänkler der Politik haben ja gerade gestern zugeschlagen, Stichwort Ausländer-Kampagne. Ideal terminiert, die Medien haben sich darauf gestürzt. Tiere sind auch immer ein sehr dankbares Thema. Das jüngste Beispiel war Tintenfisch-Orakel Paul, der in einem Aquarium die Ergebnisse der Fussball-WM-Spiele vorausgesagt hatte. Paul ist mit dem Ende der WM allerdings direkt mit ins Sommerloch  oder in einen Kochtopf gefallen. Auch beliebt sind möglichst ausgefallene Tiere, die aus ihrer gewohnten Umgebung ausbhauen und sich dann in Flüssen und Badeseen tummeln. Egal ob ein Wolf im Wallis, ein gefährlicher Riesenwels, ein grosser Wal in Köln oder ein Schafe fressender bayrischer Problembär. 2001 zum Beispiel sorgte ein Krokodil im Rhein für Aufregung. Das Tier wurde zwar bis heute nie gefunden, füllte damals aber tagelang die Titelseiten der Boulevardblätter. 1998 hüpfte ein Känguru durch die Sommerlandschaft, was einen Journalisten zu folgendem Satz hinriss: "Känguru Manni ist am dritten Tag in Freiheit nach einem Frühstück auf einem Rübenfeld wieder abgetaucht." Das bekannteste und älteste Sommerloch-Tier ist das Ungeheuer von Loch Ness, genannt Nessie, das in einem schottischen See sein Unwesen treibt. Seit ich allerdings selber einmal zwei Tage an und in diesem See verbracht habe, zweifle ich (leider) an Nessies Existenz.

Auch immer wieder gern genommen sind in den Sommermonaten sind exklusive Forschungsergebnisse aller Art. Die BBC hat vor 5 Jahren den folgenden, schlicht sensationellen Satz an ihre Hörer weitergegeben: "Erkenntnissen des Marktforschungsinstitutes The Leading Question zufolge hören Musikinteressierte mehr Musik als Menschen, die sich nicht so sehr für Musik begeistern." Wie gut, dass wir das jetzt auch wissen. Und schliesslich wären da dann noch die Promis: der Popo von Michelle Hunziker ist zwar süss, aber da wir ihn jeden Sommer einmal sehen... naja, das wird dann auch einmal langweilig. Aber wenn Promis etwas zu verbergen haben, können wir sicher sein, die vom Sommerloch geplagten Journis werden es finden. 2009 stellte sich im Sommer die Frage, ob Lady Gaga einen Penis hat oder nicht oder ob die First Lady, Michelle Obama, beim Wanderausflug kurze Hosen tragen darf. Oder da wäre die herzzerreissende Trennungsgeschichte rund um den Lodda Matthäus und seine Liliana, es geht um eine Brust-OP, Tränen und ihre Jungfräulichkeit.


Und sonst im Jahre 2010? Sehr beliebt gerade sind Umfragen, wie sicher ist die Grossveranstaltung XYZ und Tests ob die Streetparade Zürich, die GayGames Köln oder das Eidgenössische Schwingfest genug Notausgänge haben. Der breite Arsch von Rapper Ice Ts Frau Coco auf Twitter, ein indischer Mann aus dessen Ohren so richtig viele Haare wachsen, Lindsay Lohan und ihre Erlebnisse im Frauenknast, Stress ohne Autobillet, Tatjana Geslls Nacktfotos im Internet oder die Empfangsprobleme beim iPhone 4 sind nur ein paar aktuelle Themen. Und ich bin mir sicher, es werden nicht die letzten sein bis Mitte August wieder alle sogenannt wichtigen Menschen aus den Ferien zurück sind und uns wieder "sinnvolle" Schlagzeilen liefern.

1 Kommentar:

initcap hat gesagt…

Wow, Respekt. Da hast du dir ja ein richtiges Sommerloch-Lexikon aufgebaut. Und die Meldung der BBC mit den Musikfans ist absolut genial! Ich finde Studien zwar generell unnötig, aber für sowas gibt's gar keine Bezeichnung. ;-)