29. Dezember 2010

Der Herbst im Winter

Ja, ich mag den Herbst. Auch mitten im Winter fehlt er mir. Darum werde ich mir am 1. Januar vermutlich, erst zum zweiten Mal in meinem Leben, eine Folge "Traumschiff" antun. Nur, um meine Lust auf Herbst zu stillen. Egal ob "Stromberg", "Hui Buh", "Kreutzer kommt", "Vom Suchen und Finden der Liebe", "Der Wixxer" oder "Wo ist Fred" - ich hab sie alle gesehen, denn ich liebe diesen Mann! Auch als Hörbuch-Vorleser hat er sich schon längst in mein Herz geschlichen. Tja und entsprechend hatte ich natürlich Freude an der Tatsache, dass ORF über die Festtage die Komödie "Zwei Weihnachtsmänner" gezeigt hat. Eine Kopie eines bekannten US-Komödie zwar, aber dank grossartiger Regie und tollem Drehbuchautor durchaus gelungen.

Zur Handlung: Zeit und Wetter sind die Gegner, die dem Menschen im Bestreben, sich die Welt untertan zu machen, den härtesten Widerstand leisten. So vermag bis heute binnen Sekunden ein heftiger Schneefall das moderne Grossstadtleben weitgehend lahmzulegen. Aktuelle Beispiele gibts ja derzeit Tag für Tag in der Zeitung. John Hughes' Film „Ein Ticket für Zwei“ aus dem Jahr 1987 hat dem der Willkür von Zeit und Wetter ausgelieferten Individuum Mensch ein Denkmal gesetzt: Als Werbefachmann Neal Page ficht Steve Martin einen verzweifelten Kampf, um von einer Dienstreise nach New York rechtzeitig zu Thanksgiving zurück bei der Familie in Chicago zu sein. Ein Schneesturm verschlägt sein Flugzeug nach Kansas, beim Zug streikt die Technik, und bei alledem hat Page auch noch den ungehobelten, notorisch gutgelaunten Del Griffith (John Candy) an der Seite, einen Vertreter für Duschvorhangringe, der das Chaos magisch anzieht. Mit „Ein Ticket für Zwei“ ist Hughes eine der kurzweiligsten Studien über den Stillstand gelungen und das Kunststück eines so irrwitzig komischen wie anrührenden Films.

Gut zwanzig Jahre später arbeitet Neal Page als Wirtschaftsanwalt, heisst Dilling und wohnt in Potsdam, während Griffith als Schwimmhilfen gedachte „Poolnudeln“ vertreibt. Der Zweiteiler „Zwei Weihnachtsmänner“ schickt Christoph Maria Herbst und Bastian Pastewka auf eine ähnliche, indes osteuropäische Odyssee: Ihre Wiener Maschine mit Ziel Berlin strandet in Bratislava. Mit Pastewka und Herbst spielen zwei der besten Komödianten die Hauptrollen, das Drehbuch lieferte Erfolgsautor Tommy Jaud („Vollidiot“), Regie führte Tobi Baumann („Der Wixxer“). Geballte Humorkompetenz also. Ihr Werk kann sich dann auch sehen lassen, es ist lustig und unterhaltsam, mit rührenden Momenten... Herbst halt!




A propos "Traumschiff": Christoph Maria Herbst hat unter dem Titel "Ein Traum von einem Schiff" ein Buch über seinen Dreh geschrieben. Und da lästert er in bester Stromberg-Manier ab. Leider gibts das Werk noch nicht als Hörbuch bei iTunes. Unter anderem ist darin zu lesen, "Traumschiff"-Produzent Wolfgang Rademann habe ihm bei einem Treffen in Berlin Farblaserkopien von den Zielen der Reise gezeigt. "Und da sitzt du dann im kalten Berlin, guckst dir die Bilder von Stränden in der Südsee an und denkst: Wo soll ich unterschreiben?".

Beim Dreh für die Reihe gehe es nicht um Kunst. "Kein Schauspieler verhandelt Texte oder trägt Konflikte aus, weil er näher an die Figuren heran will." Stattdessen gehe es darum, dass auch eine Palme im Bild zu sehen sei. Das "Traumschiff" schalteten zehn Millionen Menschen ein, "und es ist wurscht, was du inhaltlich ablieferst". Ausreichend Zeit zum Schreiben hatte der 44-Jährige, da das "Traumschiff" eine einzige Drehpause sei: "Ich hatte fünf Drehtage in sechs Wochen, Vollbeschäftigung sieht nun wirklich anders aus". Auch die Bildzeitung hat am Lästermaul inwzischen ihre Freude: "Alb-Traumschiff", "Mumienschlepper", "schippernder Knast" oder ein angeblicher Blowjob sind die Themen in der Boulevard-Zeitung.

1 Kommentar:

zoee hat gesagt…

ich finde das original nach wie vor unübertroffen, aber das mag vielleicht auch daran liegen, dass ich deutschsprachige remakes immer etwas erzwungen finde. ausserdem ärgert es mich immer, wenn plots zum grossen teil offensichtlich übernommen/geklaut wurden, aber als eigene idee verkauft werden.
christoph maria herbst und bastian pastewka gehören allerdings ebenfalls zu meinen lieblingen in der deutschen fernsehlandschaft und der zweiteiler war wirklich gelungen!

ach ja, wenn du herrn herbst so gerne magst, kennst du bestimmt auch sein buch schon? falls nicht:
http://www.welt.de/print/welt_kompakt/vermischtes/article11874253/Christoph-Maria-Herbst-laestert-uebers-Traumschiff.html
das buch macht sicher viel spass, zumal sich hier in .de ganz furchtbar viele menschen darüber aufregen! :)