18. Januar 2011

Dank Cablecom in den Fängen der Justitia

Wer nach "Intrum Justitia" oder "Cablecom Probleme" googelt, der kriegt Lesestoff für die nächsten 5 Jahre. 24 Stunden pro Tag. Nur wenig überrascht dabei, dass die ersten Beiträge zu den Suchbegriffen dann vom "Kassensturz" oder vom Konsumentenforum stammen, denn das ist - wie ich gerade selber erfahre - kein Zufall. Genau wie vor einiger Zeit der BloggingTom schlage ich mich aktuell mit einer unangenehmen und vorallem ungerechtfertigen Forderung der Geldeintreiber aus Schwerzenbach herum. Aber fangen wir die Geschichte von vorne an.


Die Intrum Justitia treibt für Firmen Schulden ein, in meinem Fall für die Cablecom. Die Cablecom will von mir Geld für einen Internetanschluss den ich nie hatte. Irgendwie stimmt  darum weder die Rechnungsadresse noch der Zeitraum für diese Verrechnung überein. Ich habe in diesem Zeitraum nicht an dieser Adresse gewohnt und hatte auch keinen Internetanschluss bei Cablecom - Swisscom war mein Provider. Nun, beim ersten Schreiben der Irrtum Intrum Justitia habe ich gedacht, es sei ein Fehler, eine Verwechslung, jemand anders im Haus oder einfach ein anderer Fischer. Gibts ja so einige. Immerhin hat es die Cablecom auch schon geschafft, mich und meinen Vater - obwohl wir nicht am gleichen Ort wohnen - zu verwechseln. Nun, die Rechnung wurde retourniert, mit der Bemerkung, dass da wohl eine Verwechslung vorliege. 

Über Wochen, ja Monate war Ruhe, für mich war der Fall erledigt. Inzwischen hatte ich auch meinen TV-Anschluss bei Cablecom gekündigt und war also gar kein Kunde mehr der Firma. Nur, da hatte ich die Rechnung wohl ohne die Buchhaltung der Cablecom gemacht. Auf einmal kam wieder ein Brief der Intrum Justitia, mit der - diesmal schärfer formulierten - Aufforderung, ich hätte den Betrag vom Internetanschluss zu begleichen. Okay, Anruf nach Schwerzenbach und das Problem erklären. Die Frau am anderen Ende sprach leider nicht so ganz meine Sprache und verstand sie vorallem nicht wirklich. Auf einmal war sie dann auch weg, ohne Tschüss zu sagen. Gut, Anruf bei Cablecom. Da hatte ich Frau C (Name sauber notiert) am Telefon, sie bestätigte mir, dass es sich um einen Irrtum handeln müsse. Bei ihr wären alle Rechnungen beglichen und sie sehe vorallem, dass ich zu der entsprechenden Zeit gar nicht an dieser Adresse gewohnt habe. Bemerkbar mache sich dies dadurch, dass auf meine eigentliche Wohnadresse ja ein  TV-Anschluss angemeldet war und auch das Geburtsdatum ein falsches sei... Gut, ich bat sie, mir dies schriftlich zu bestätigen und die Intrum zu informieren. 

Warten war angesagt. Es folgte - natürlich - kein Schreiben von der Cablecom. Aber auch die Intrum Justitia meldete sich über Monate nicht mehr. Noch einmal dachte ich: Fall erledigt. Aaaaaber, Justitia Inkasso treibt nicht nur Schulden ein, die "Kunden" werden auch in einer riesigen Sündendatenbank registriert - deren Daten werden dann verkauft.  Zum Beispiel an TeleData. Es kam also der Tag, an welchem ich im Internet etwas bestellen wollte, auf Rechnung. Ging nicht und auf Nachfrage wurde mir dann gesagt, ich hätte einen Eintrag unter "Vorrechtliche Inkassodaten". Also hätte ich keinen Kredit mehr bei ihnen.  Super, im Internet entsteht also innert kurzer Zeit eine Fiche, welche nicht nur falsche Daten sammelt, sondern diese auch noch weiterverbreitet. Wiederum war also meine Aktion gefordert - und das, obwohl es mich ja gar nicht betrifft, sondern irgendeinenen Fischer. Bei Intrum Justitia im zürcherischen Schwerzenbach sind immerhin sage und schreibe über 6 Millionen Privatpersonen und Firmen registriert.

Nun, wie ging es weiter? Um die Geschichte zu verkürzen. Ich habe inzwischen so ziemlich alles unternommen, um die Intrum Justitia von seiner Unschuld zu überzeugen. Trotzdem wird mir sogar eine Betreibung angedroht. Nicht nur per Briefpost, nein auch mit "freundlichen" SMS rückt einem diese tolle Firma auf den Pelz. Um Weihnachten herum habe ich aber angefangen, mal etwas zu recherchieren und mein Umfeld zu befragen. Und siehe da, Intrum Justitia und Cablecom wildern auch da. Gleich drei Personen konnten mir das ganz genau gleiche Vorgehen bestätigen. Ungerechtfertigte,oder besser gesagt vielleicht, rein zufällig ausgestellte Mahnungen im Bezug auf uralte Rechnungen. Und dann wird Druck ausgeübt, bis der Mandant eingeschüchtert werden konnte. Wer im Internet nach Erfahrungen diesbezüglich sucht, findet hunderte Einträge. Auch der Kassensturz oder das Konsumentenvorgehen warnen davor, sich einschüchtern zu lassen. Es scheint also, als habe dieses Vorgehen System. 

Die Frage ist jetzt, wie weiter? Es gibt verschiedene Lösungsansätze - vorallem im Netz findet man viele Tipps. So weit wie zum Beispiel der BloggingTom möchte ich nicht gehen, er hat sich mit dem Cablecom-Chef himself getroffen und ihm das Problem geschildert. Ein befreundetes Pärchen hat den CAP-Rechtsschutz eingeschaltet, wieder andere verärgerte Kunden gingen über einen Anwalt. Und auch der Kassensturz hat schon häufiger erste Hilfe geleistet. Unser oberster Datenschützer Hanspeter Thür ist zwar ein Aarauer und man sieht ihn häufiger in der Stadt, aber ich denke auch das ist nicht der richtige Weg. Obwohl er bestätigt: "Es ist ein klarer Verstoss gegen das Datenschutzgesetz. Das Gesetz schreibt ganz klar, vor, wer Daten bearbeitet, ist verpflichtet dafür zu sorgen, dass die Daten richtig sind".
 
Intrum Justitia schüchtert Konsumenten ein, belästigt angebliche Schuldner mit Telefonanrufen, Mails, SMS und registriert diese erwiesenermassen zu Unrecht in einer Schuldnerdatenbank. Bloss, davon wusste kaum jemand etwas, weil es den meisten Leuten peinlich ist über Schulden und Betreibungen zu reden. Doch damit ist nun Schluss! Ich nutze die Chance des kleine Mannes: Da ich weiss, dass der Bot der Cablecom regelmässig hier auf meiner Seite vorbeischaut, hoffe ich einfach mal auf eine Reaktion. Parallel gibts einen eingeschriebenen Brief, sowohl für die Cablecom als auch für den Regional Managing Director, der Intrum, Thomas Hutter (Bild). Und falls das auch nichts nützten sollte, geht das Dossier halt auch an die Anwältin - obwohl die Kosten dafür vermutlich höher sind als der Schuldenbetrag. Aber es kann nicht sein, dass wir zahlungsfreundigen Schweizer uns beugen vor einer Firma, deren Machenschaften nicht wirklich durchschaubar sind und vorallem auf Fehlinformationen beruhen. 

4 Kommentare:

Thomas Hutter hat gesagt…

... Cablecom bleibt Cablecom und mit der Irrtum-Firma hatte ich auch schon zu tun...
Wahrscheinlich wird es aber meinem Namensvetter egal sein und die Firma wird weiterhin den teilweise eher unseriösen Praktiken nachgehen.

Pascal hat gesagt…

Ja die sind ziemlich übel. Ein Kumpel von mir wurde auch über Monate hinweg wegen einer CD-Bestellung belästigt, die er nie getätigt hat. Und wenn dann noch persönliche Daten an Dritte weitergegeben werden, dann ist das irgendwie schon ziemlich dreist.

René hat gesagt…

Gleiche Geschichte, aber von der anderen Seite: Am Montag wurde mein Internetanschluss abgestellt, da wurde mir bewusst dass ich noch nie eine Cablecom Rechnung gesehen habe -> also angerufen und wie sich herausstellte war als Rechnungsadresse die Adresse einer Person, die zufälligerweise den gleichen Namen hat, eingetragen. Sogar das Geburtsdatum war falsch eingetragen... Nach 45 Minuten in der Hotline dann die Aufforderung eine per Email geschickte Rechnung sofort zu bezahlen. Ja wie, ohne Internet...

Unknown hat gesagt…

Geht mir genau gleich. Ich kündigte meinen Internetanschluss bei Cablecom. Trotzdem bekam ich weiter Rechnungen. Ich rief bei Cablecom an. Da wurde behauptet ich hätte nicht gekündigt. Ich kopiert die Belege der eingeschriebenen Briefe und schickte sie an Cablecom. Keine Antwort. Dann kam Intrum Justitia. Ich schickte wiederum meine Kündigungsbelege. Es hiess, man bespreche es mit dem Kunden. Antwort, negativ. Ich hätte noch einen Internetanschluss. Inzwischen bin ich aber umgezogen und das Internet läuft längst über einen Kollegen, der sich neu angemeldet hat. Danach folgten regelmässige Drohungen, die ich mit Freude in den Papierkorb beförderte. Die ganze Geschichte ist etwa 2 Jahre alt. Letzte Woche kam ein Brief der SBB. Leider können Sie ihr GA im Monatsabo nicht verlängern, aufgrund einer negative Bonitätsprüfung. Hallo, ich zahle mein Abo seit Jahren per Lastschriftverfahren. Nächste Station SBB, mal schauen was dabei rasukommt. ;-)