23. Februar 2011

Libyen sehen und sterben

Ja ja, unser Muammar ist wieder da. Es ist lediglich ein Gerücht, dass Gadaffi noch immer wütend ist wegen dieser WM-Geschichte. Und eigentlich ist es ja auch gar nicht angesagt, über die aktuelle Situation in Libyen Witze zu reissen. Aber wer die gestrige Ansprache von Gadaffi beim libyschen Staatsfernsehen mitverfolgt hat, der musste irgendwie Schmunzeln. Dieser verrückte Typ erinnerte während einer Stunde an eine schlechte Kopie seiner selbst. Sogar Viktor Giacobbo bringt den Gadaffi glaubhafter hin als Gadaffi selber. Ob und welche Drogen unser Freund Muammar genommen hat, werden wir nie erfahren. Ebenso hab ich genau gesehen, dass es Wasser war im Glas, von dem er immer wieder getrunken hat. Und überhaupt, wollte ich heute über das Spiel Marseille gegen Manchester schreiben. Bevor mir diese Rede dazwischen kam.


Mal ehrlich. Wer die 70minütige Rede live auf Libyan State TV gesehen hat, wusste nich ober lachen oder weinen sollte. Was Gadaffi gesagt hat, das hat Angst gemacht. Zwischenzeitlich war mir echt schlecht im Hinblick darauf, dass er all seine Drohungen auch umsetzt. Er nannte sein Volk Hunde, Ratten, Verräter, Gangster und forderte seine Getreuen dazu auf, diese Individuen zu vernichten. Ob die Armee da mitzieht, das wird sich zeigen. Klar ist aber, Gadaffi hat zahlreiche Söldner engagiert, welche ohne Skrupel seine Befehle ausführen werden. Nach der Rede von Muammar al Gadaffi erscheinen mir die Proteste in Ägypten oder Tunesien rückblickend ein bisschen wie ein Kindergeburtstag auf dem Ponyhof. Aber eben, die USA hatten mehrmals die Möglichkeit den Herrscher aus seinem Amt zu hebeln. An die Aktionen in den 80er Jahren erinnere ich mich noch gut, als das Programm von DRS 1 unterbrochen wurde. Obwohl man damals den Begriff "Breaking News" noch nicht gekannt hat. Und ich hab dann als Teenie meine Mutter gefragt, ob es nun Krieg gibt bei uns. Unnötigerweise wurden genau zu der Zeit auch einmal die Sirenen getestet, diesen Schock werd ich wohl nie vergessen. Aber eben, ich war ein Kind. Inzwischen schau ich die Situation differenzierter an. Hab 09/11 als Journalist in einer 48 Stunden Dauersendung quasi "live" miterlebt und kommentiert. Entsprechend mach ich mir aktuell weniger Sorgen um die Weltsicherheit, als vielmehr um das geknechtete Volk in Libyen. 

Wie sich die Situation im Land entwickelt, kann derzeit niemand voraussagen. Gadaffi wird so schnell nicht aufgeben, er wolle lieber als Märtyrer sterben als abzuhauen, hat er gestern gesagt. Auf Unterstützung von ausserhalb kann er wohl auch nicht mehr hoffen, daran wird sich nicht einmal mehr der pervese Idiot Italo-Chef Berlusconi die Finger verbrennen wollen. Darum meine laienhafte Prognose: Der Gadaffi wird jetzt noch ein paar hundert Bürger mit in den Tod reissen, bevor sich die internationale Gemeinschaft zu einem klaren Statement durchringen kann. Die Amis werden dann irgendwann einen Flugzeugträger schicken und den Präsidentenpalast zubomben. Den Rest kennen wir ja aus dem Irak. Denn schliesslich gibts in Libyen ganz viel Öl!

Was für ein Mittwoch. Erdbeben in Christchurch, der von und zu Guttenberg ist auch immer noch in den Schlagzeilen und heute Abend spielt OM. Zum Guttenberg nur soviel, klar war es saudumm von ihm die Zitate nicht als solche zu deklarieren. Ob er deswegen aber ein besserer oder schlechterer Politiker ist? Ich weiss es nicht. Was ich aber weiss ist, dass doch so mancher bei seiner Abschlussarbeit bescheisst. Das mit dem spicken und kopieren beginnt ja schon in der Primarschule. Auch Blogs sind nicht sicher davon, ja sogar Facebook-Statusmeldungen werden einfach geklaut. So wirklich verwundert hat mich das Malheur vom Gutti darum nicht. So, habe fertig. Die Welt dreht durch und ich drehe mit. 


Heute Abend 20 Uhr 45 Uhr. Ich wage mich in die Höhle des Löwen. Das Penny Pub in Aarau zeigt das Spiel zwischen OM und Manchester United - der Cheffe des Ladens ist oder war der Präsident des United Fanclubs Deutschschweiz. Meine Wenigkeit bekennender OM-Fan und passives Mitglied der Ultras. Und als ob das nicht genug wäre, die Barchefin kommt aus Paris und steht auf PSG und Arsenal. Juhuu, ich habe ein nettes Tischchen reserviert und wir werden ein paar Leute sein, die Marseille die Daumen drücken. Eines ist sicher, Emotionen sind vorprogrammiert: ich hoffe, das Spiel vermag die Erwartungen zu bestätigen! Allez l'OM!

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