21. Dezember 2015

Adventskalender 2015: Türchen Nummer 21

Bereit für ein Geständnis? Ich bin "süchtig" nach Räuchermännchen und den dazugehörigen Räucherkerzen. Der Räuchermann, auch Räuchermännchen, erzgebirgisch Raachermannel, dient zum Abbrennen von Räucherkerzchen und ist eine Erfindung der Spielzeugmacher aus dem Erzgebirge.

Der Räuchermann wurde um 1830 erstmals erwähnt, seine Herstellung und sein Gebrauch sind heute ein fester Bestandteil der erzgebirgischen Volkskunst und des erzgebirgischen Brauchtums der Weihnachtszeit. Dazu wird ein angezündetes Räucherkerzchen auf den unteren Teil der zweigeteilten Holzfigur gestellt. Der obere Teil ist ausgehöhlt und wird auf den ersten Teil gesteckt. Das Räucherkerzchen brennt im Inneren des meist gedrechselten Räuchermannes ab, der Rauch steigt dabei nach oben und tritt aus dem Mundloch aus.

Räuchermännchen werden zur Weihnachtszeit, zusammen mit Schwibbogen, Bergmann, Engel und Pyramide aufgestellt. Aber bei mir zu Hause kann es durchaus auch mal passieren, dass so eine Kerze im Sommer brennt. Immerhin gibts alle Geschmacksrichtungen und wenn ich sage alle, dann meine ich alle! Oder kennen Sie sonst Düfte wie Lokomotivendampf oder Autoschmierfett? Da sind gebrannte Mandeln, Glühwein oder Tannenwald direkt normal.

Räuchermänner werden aus heimischen Laubhölzern wie Birke, Buche, Fichte, Linde, Erle und Ahorn gedrechselt. Zuerst wird ein Prototyp gefertigt. Die Vorbereitung erfolgt, indem „Lehren“ produziert werden, anhand derer verglichen werden kann, ob das jeweilige Werkstück in seinen Maßen dem Prototyp entspricht. Die einzelnen Teile des Räuchermannes können nun gedreht, gefräst und zugesägt werden. Die Kleinteile werden mittels Drechselautomaten hergestellt. Danach erfolgt die Trommellackierung. Abschliessend werden die Einzelteile miteinander verleimt und Details wie Gesicht und Verzierungen von Hand bemalt.


Räuchermännchen gibt es in den unterschiedlichsten Ausführungen, die meist Berufe der Region zum Thema haben. So finden sich neben Förstern, Hausierern und anderen Berufsgruppen traditionell vor allem Rastelbinder, Bergleute, Soldaten und Kloßfrauen. Neben stehenden Figuren gibt es Kantenhocker, die auf Tisch- oder Möbelkanten gesetzt werden, oder kleine Szenarien mit mehreren Räuchermännchen auf einer Grundplatte, wie die Skatspieler. Moderne Fertigungsmethoden ermöglichen darüber hinaus Räuchermännchen, bei denen der Rauch beispielsweise über eine Kaffeekanne oder einen Topf mit Klössen austritt.

Mittlerweile werden zahlreiche Räuchermännchen, die schon für „kleines Geld“ erstanden werden können, nicht mehr im Erzgebirge, sondern in Billiglohnländern hergestellt. Der Verband der Erzgebirgischen Kunsthandwerker und Spielzeughersteller e.V. hat aus diesem Grund im Jahr 2006 zusammen mit der DREGENO Seiffen e.G., der Gemeinde Seiffen und dem Tourismusverein Seiffen e.V. die Kampagne „Original statt Plagiat” ins Leben gerufen.

Seit einigen Jahre bieten verschiedene Hersteller als Alternative zu den traditionellen Räuchermännchen sogenannte Räucherhäuschen an. Als Material finden hierfür Holz oder Blech Verwendung. Meistens kann zur Einbringung der Räucherkerze das Dach abgehoben werden. Gestalterisch zeigen sich vorwiegend winterliche, weihnachtliche, aber auch märchenorientierte Motive. Eine Besonderheit stellen jene Räucherhäuschen dar, bei denen die brennenden Räucherkerzen „kopfüber“ eingebracht werden. Die Kegel brennen bei dieser Methode vollständig ab und hinterlassen nicht den üblichen schwärzlichen Schmierfilm auf der Brennunterlage.

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