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3. November 2010

ESC2011: Erbarmen, zu spät die Schweizer kommen!

Seit Montag kann man also abstimmen: wer soll die Schweiz beim Eurovision Song Contest in Düsseldorf vertreten? Über 320 Videos stehen zur Auswahl, auf der Webseite vom Schweizer Fernsehen kann man sich die Titel anhören und 4 Stimmen abgeben. Bloss, wer sich auf dieses Abenteuer einlässt sollte unbedingt Papiertaschentücher, Ohrentropfen, viel Zeit und - sofern möglich - einen Termin beim Ohrenarzt in Aussicht haben. Denn, es ist ein wahres Gruselkabinett welches sich dem Musikfan bei dieser Auswahl bietet. Ich hab mir mal einen grossen Teil der Songs - gewisse "Künstler" haben gleich mehrere Songs abgegeben, da hat mir dann einer gereicht - angehört und ein paar davon sind mir, aus welchen Gründen auch immer, in Erinnerung geblieben. Doch dazu später mehr! 


Stefan Raab und Lena machten es letztes Jahr vor und - wie die alte Fasnacht - per Castingshow will nun auch das SF einen würdigen Songcontest-Kandidaten ermitteln. Noch bis zum 10. November kann das Publikum online mitbestimmen, wer es in die Schweizer Vorausscheidung schaffen soll. Pro User können maximal vier Stimmen abgegeben werden. Zudem gibt eine Fachjury ihr Urteil ab, wer dabei wieviel Gewicht hat wird leider nicht bekannt gegeben. Es könnte also durchaus sein, dass die selbsternannten SF-Unterhaltungsbosse insgeheim schon wissen wer weiter kommt und wer nicht. Die zwölf besten Kandidaten werden in einer Entscheidungs-Show am 11. Dezember in Kreuzlingen (ich wette Sven Epiney moderiert) ihre Songs live präsentieren. Bloss, wer schaffts in die Ostschweiz? Hier eine Auswahl an Gut und Böse. Während in Deutschland, Finnland oder Oestereich Sachen wie Lordi, Alf Poier, Guildo Horn oder Raab schon vor einigen Jahren mit Comedy am Start waren, kommt es der Schweizer Szene erst im Jahr 2010 in den Sinn, den ESC ad absurdum zu führen. Trotzem, es gibt auch gute Sachen im Wettbewerb. 

"Gib nid uf" singt zum Beisipel Kisha - zusammen mit den Musikern Reto Burell und Nori Rickenbacher. 1999 schaffte es die 32-jährige Flamatterin mit "Why?" in die internationalen Charts, aus der Zeit hab ich übrigens immer noch ihre weisse G-Shock.. Nach langer Pause ist Kisha nun gleich mit mehreren Projekten am Start und mit ihrer Teilnahme am Eurovision-Voting versucht sie an diesen Erfolg anzuknüpfen. Ihr Lied bietet schweizerdeutschen PopRock. Aufgepeppt wird das Ganze mit Geigen- und Gitarrenklängen im Country-Stil, klingt ein bisschen wie Lady Antebellum. Auch nicht von schlechten Eltern die Nummer von "Leo Wundergut & das Staatsorchester", bestens bekannt im deutschsprachigen Raum durch seinen Schweinegrippen-Song im letzten Winter. Er nimmt den Event gar nicht erst ernst und singt "La Suisse: Zéro Points!" Gefallen hat mir durchaus auch der Beitrag von Nita & Friends, wobei ich den Titel "RIP" für einen Spassanlass wie den ESC schon gerade etwas gar triste finde. Aber sowohl die hübsche Aargauerin als auch ihre Friends überzeugen mit starken Stimmen! A propos stark, Europa: Neue Leichtigkeit! Ich hab von dem Projekt aus Luzern, Basel und Winti zwar noch nie was gehört, aber sowohl der Song - welcher an Element of Crime erinnert - und auch das Video ist wirklich gelugen und hat eine Erwähnung verdient. Hübsch ist der Song von Dragana Onaje Matic, welcher vorallem durch eine gute Stimme auffällt, im Wettbewerb allerdings untergehen dürfte. Am ersten Tag waren beim Voting auch die Elektropunks von Fiji (diesen Freitag im Flössi in Aarau!) mit von der Partie, aber inzwischen sind sie von der Teilnehmerliste verschwunden.

Nun zum Trash und wenn ich ehrlich bin, sind 95 Prozent der Beiträge wirklich nur schlecht. Da wäre zum Beispiel Fanny Lüscher. Fanny wer? La Lüscher scheint bereits fix an den Sieg im europäischen Finale zu denken und setzt mit "Dance With Me" auf einen Mainstream-Disco-Stampfer-Song. Im Video zeigt sich das 27-Jährige Ex-Model in abgefetzten Jeans und erinnert irgendwie an Daniela Baumann. Wem das deutsche Wundermädchen Lena immer schon etwas zu süss war, der stimmt wohl für Lenny Müller-Landhut. Viele Perücken, angeklebte Schnäuze und Cowboyhüte sollen bei diesem parodistischen Beitrag von der Musik ablenken. Ein Rezept, das Peach Weber schon seit Jahren erfolgreich anwendet. Für den Song Contest empfiehlt sich der Aargauer Komiker denn auch prompt selbst - als Schweizer Version von Guildo Horn. Die simple Zeile "I will win the Eurosong", eine Bauchtanzeinlage für den Balkan, Rap und Jodel sollen es richten. 

Natürlich darf auch die volkstümliche Fraktion nicht fehlen. Im freiburger Fleckvieh-Outfit und mit Handorgeln bewaffnet singen ChueLee das Lied "För mi Äti ond mis Müeti". Da der Grand-Prix der Volksmusik dieses Jahr kaltblütig abgesetzt wurde, scheint die Volksmusikmafia nun fest gewillt, den Concours zu infiltrieren und da die Macht übernehmen zu wollen. Ebenfalls in die Vorausscheidung schaffen wollen es Oeschs, die Dritten. Mit ihrem Ku-Ku-Jodel gewannen sie schon die Sendung "Die grössten Schweizer Hits". Sie treten mit dem Titel "Jodel-Time" an. Die Texte sind sowas von sinnfrei - um nicht zu sagen bescheuert - dass nicht einmal das hübsche Gesicht von Melanie Oesch davon ablenken kann. Handorgel und Gitarre vermischt "Willy Tell & sini Band" mit der Geschichte "De Fluech vom Äntlibuech" - noch der beste Titel dieser heimatlichen Songs.

Dann gibts natürlich auch die, die immer und überall mit dabei sind, wenn es PR for free gibt: Piero Esteriore, Trauffer, Mauro Grossud, Melissa Serpico, Salvo, Ad-Rian und wie sie alle heissen...nur, besser machen all diese öffentlichen Auftritte ihre Songs leider auch nicht, darum: ein dreifaches Nein! Zum Abschluss noch ein paar Exoten: da wäre zum Beispiel Jam, ein Nigerianer der in Russland wohnt nun nun für die Schweiz an der Start gehen möchte. Seine Songs, allesamt abgekupfert und langweilig. Witzig ist Dä Strolch, ein Rapper der "Ramseiers wänd go grase" neu interpretiert und auch die Sache mit dem Grasen ganz anders versteht... Die Punkte der Kiffer drüfte er dabei auf sicher haben. Aus welcher Anstalt "Fred Weston" ausgebrochen ist, entzieht sich meinem Wissen - aber der selbsternannte Frank Sinatra geht gar nicht. Weder sein Song "Zürich my Love", noch das selbstgebastelte Video bedürfen keines weiteren Kommentars.

Übrigens scheint sich das diesjährige Auswahlverfahren noch nicht bis ins Wallis durchgesprochen zu haben. Denn bei den Üsserschwiizern findet der ESC 2011 in Berlin (siehe Logo) statt und wählen kann man auch erst ab heute...


Fazit: es wird auch im Jahr 2011 nichts mit einem Schweizer Erfolg beim ESC. Zu schlecht sind die Beiträge, zu gross das Gefälle innerhalb dieser schlechten Beiträge... Zudem sind beim Schweizer Fernsehen immer noch die gleichen Clowns an der Macht wie in den letzten Jahren, die nun glauben, wenn man das System Raab kopiere, dann werde das schon was mit Punkten in Düsseldorf. Nur, die Idee wurde nicht zu Ende gedacht. Raab hat sein Casting über Wochen live im TV vollzogen, nicht anonym im Netz wie die Schweizer TV-Macher. Eine Finalsendung wird nie reichen um eine Fanbase im Land aufzubauen, erst recht wird man es so nicht schaffen ganz Europa für unseren Song zu begeistern. Ein Punkt, welcher Raab in diesem Jahr schlicht genial umgesetzt hat: Oslo hat für Lena gebrannt und am Abend des ESC gabs dann 12 Points aus allen Herren Ländern. Davon dürften wir in der Schweiz, trotz neuem altem Auswahlverfahren noch lange träumen. Ich denke, dass sich anhand der TV-Finalsendung die Familie Oesch durchsetzen dürfte, immerhin schauen eher ältere Leute SF und dann: Gute Nacht & Fremdschämen hoch 7. Und ja, ich hab gewählt!

30. September 2010

Raser: Leute, Schönenwerd ist überall

Wahnsinnig wie sich die Boulevardmedien derzeit auf den Prozess gegen die Raser von Schönenwerd stürzen und entsprechend Meinungsmache betreiben. Okay, ich hab mir auch lange überlegt ob ich zu diesem Thema überhaupt etwas schreiben soll hier im Blog, zu hoch kocht derzeit die Volksseele bei den Begriffen Raser und Schönenwerd. Eines ist klar, und das hab ich hier drin schon am 17. November 2008 geschrieben: diese Idioten gehören hart bestraft! Seit diesem ersten (und einzigen) Blogeintrag zu diesem Thema ist allerdings viel passiert: der Prozess hat begonnen, Details wurden bekannt, die Boulevardjournis berichten von jeder kleinsten Randgeschichte und - fast der wichtigste Punkt - in der Schweizer Bevölkerung ist eine äusserst aggressive Diskussion losgegangen. Und genau das ist für mich der wunde Punkt an der tragischen Geschichte. 

Längst geht es nicht um das Opfer des Raserunfalls in Schönenwerd. Egal ob am Fussballspiel, bei der Arbeit, in der Beiz, an der Party, in der Familie... man kommt fast nicht drum herum dass man in diesen Tagen den Begriff "Schönenwerd" hört. Bis vor kurzem war für mich Schönenwerd die Bally Schuhfabrik wo mein Opa mal gearbeitet hat und dann noch das gruselige Bier - mehr nicht. Okay, ein leckeres Thairestaurant hat es da auch noch. Das wars dann aber auch schon. Und ich wohne unweit dieser Solothurner Gemeinde, aber plötzlich spricht aber die halbe Schweiz von Schönenwerd. Scheint sich da bestens auszukennen, weiss was das Dorf zu bieten - oder eben nicht zu bieten hat - und kennt sogar noch jemand der das Opfer gekannt hat. Entsprechend werden dann Urteile gebildet, Schönenwerd sei ja sowieso eine Gemeinde mit einem sehr hohen Ausländeranteil, da verwundere ein solcher Unfall überhaupt nicht. Der Blick haut dann noch eins drauf und fodert knallhart: 


Bei Facebook vergeht fast kein Tag, an dem nicht eine neue Gruppe gegründet wird. Dabei gibt es alles, es werden knallharte Strafen, ewiger Ausweisentzug, lebenslängliche Haft, Ausschaffung und gar die Todesstrafe gefordert. Innerhalb der Gruppen ist teilweise der blanke Krieg ausgebrochen, Freunde der Raser bekämpfen Kritiker. Schweizer beschimpfen Ausländer. Motorsportfans verteidigen sich gegen Radfahrer. Alt gegen Jung, links gegen rechts. Die Sachlichkeit bleibt dabei auf der Strecke. Es ist genau so bescheuert die Täter in Schutz zu nehmen und, wie es eine naives Ding getan hat, eine Facebook-Gruppe PRO milde Bestrafung zu gründen, wie es genau so dumm ist die Todesstrafe zu fordern. Wir leben beim besten Willen im Jahr 2010 und sollten intelligenter handeln als Menschen an eine Wand stellen zu wollen. Egal was die getan haben. Klar ist es nicht einfach Lösungungen zu finden, aber - wurden sie denn bislang überhaupt gesucht? Die Raser-Initiative kämpft sei langer Zeit um Unterschriften, die Stiftung Roadcross wird von der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen und für viele Politiker taugt das Thema Rasen gerade mal dazu, ein paar Floskeln im Wahlkampf rauszuhauen. 

Vielleicht sollte man sich einfach mal die Frage stellen, warum jemand mitten in der Nacht bei Nebel mit weit über 100 KmH durch ein Dorf rast. Kann diese Frage nicht beantwortet werden müsste man sich vielleicht daran machen, nach Gründen zu suchen. Und dort den pädagogischen Hebel ansetzen! Wer danach immer noch nicht spurt, dem sollte die Rechtssprechung den garaus machen. Was bringt ein Führerscheinentzug? Ein Auto fährt auch ohne. Und wie der Blick uns gestern verraten hat, schaut auch der Vater des einen Täters dafür, dass sein Sohn immer wieder neue, schnelle Autos am Start hat. Also, wo liegen die Probleme genau? Die bescheuerte Raserei mit all den Todesopfern ist nur das Ergebnis, das Ergebnis unzufriedener und unterbeschäftigter Jugenlicher ohne Selbstvertrauen und ohne Perspektive. So lange aber niemand die Wurzeln ausreisst, werden wir auch in 10 Jahren noch um Opfer trauern. Aber eben, es ist natürlich einfacher zu fordern, dass man diese bösen Ausländer an die Grenze stellen soll, als ihnen etwas zu bieten, dass sie vom Scheiss machen abhält. Aber nehmen wir mal an, wir schicken diese Jungs wirklich nach Hause, wie 99 % bei einer Tele Züri-Umfrage das fordern. Wie bestrafen wir dann den nächsten Schweizer, der einen unschuldigen Menschen zu Tode rast oder prügelt? Wohin schicken wir den, damit wir uns nicht mehr mit dem Problem befassen müssen? Nach Sibirien? 


Ob mehr Ausländer straffällig werden als Schweizer - ja auch solche Statistiken sind in diesen Tagen gerade aktuell - ist mir persönlich eigentlich ziemlich egal. Die Raser von Schönenwerd kamen nun halt einmal aus der Türkei und anderen Ländern und hiessen Cemal, Nekti und Co. Aber seien wir ehrlich, Todesraser kamen auch schon einmal aus Hintertupfigen und hiessen Hansli Müller oder Bruno Meier. Gerast wird nicht erst seit 2008! Unterm Strich gehört jeder uneinsichtige Verkehrsrowdie bestraft, egal welche Nationalität, welche Bildung, welches Einkommen oder welches Alter. Und zwar - da stimme ich vielen Forderungen zu - hart bestraft. Es kann nicht sein, dass die Verteidigung schon nur auf die Idee kommen kann bedingte, kurze Haftstrafen für die aktuell Angeklagten zu fordern. Ein zweistellige Anzahl Jahre Knast, begleitet von Arbeit und Therapie... immerhin haben diese jungen Herren ein Menschenleben ausgelöscht und zeigten sich mit ihrem wiederholten Rennen alles andere als einsichtig. Und auch von zu Hause her scheint da nicht wirklich viel Support zu kommen. Aber eben, es hat keinen Wert dass ich an dieser Stelle noch weiter philosophiere, ich mache keine Gesetze und habe unterm Strich auch nichts zu sagen diesbezüglich. 

Meine Meinung bleibt lediglich die, anstatt zu streiten oder Todesstrafen zu fordern würde man die Unzufriedenheit im Volk jetzt lieber dazu nutzen konstruktive Gespräche zu führen. Jetzt ist die Schweizer Bevölkerung sensibilisiert! Und die aktuellen Terrordrohungen der Raser-Freunde im Internet gegen den Blick sind genau so bescheuert wie die Forderung mancher Schweizer nach der Wiedereinführung der Todesstrafe oder einer Ausländerpolitik wie sie Sarkozy in Frankreich gerade durchsetzt. Denn, wie es die Toten Hosen einst sangen: "Auch lesbische, schwarze Behinderte können ätzend sein!" Unser Land braucht ein durchsetzbare Gesetze gegen Straftäter, Raser, Vergewaltiger, Pädophile, Mörder, Betrüger... und dabei sollte deren Herkunft einzig bei Kriminaltouristen eine Rolle spielen. Aber nicht bei Menschen die seit Jahren hier wohnen, zur Schule gegangen sind oder arbeiten. Denn sonst wird das Problem der - manchmal vielleicht tatsächlich gescheiterten Integration - nur auf die lange Bank geschoben.

PS: Um etwelchen Kommentaren wie "Und wie würdest du reagieren wenn jemand aus der Familie zu Tode gefahren wird..." vorzubeugen: keine Ahnung! Vermutlich möchte ich am Anfang auch Vergeltung üben. Ich denke, dass Hass in so einer extremen Situation ein normales menschliches Gefühl ist. Aber eben, ich selber war zum Glück noch nie betroffen und ich bewundere die Angehörigen der Opfer diesbezüglich. Umso verwerflicher finde ich es dann, wenn vollkommen Unbeteiligte den Tod der Täter fordern, um ihrem Alltagsfrust Luft zu machen, während die Angehörigen trotz Trauer immer noch Würde und Anstand beweisen.

26. September 2010

Bü-Bü-Bündnerfleisch & Käptn Cook


Auch wenn man das Filmschen inzwischen schon fast überall (sogar Harald Schmidt hat das Video gezeigt) gesehen hat, ich find den Lachanfall von Noch-Bundesrat Hansrudolf Merz sowas von sympathisch und  äusserst menschlich, dass ich ihn auf meiner Seite verewigen wollte. Immerhin zeigt es sauber auf, die dämlich Beamtendeutsch manchmal sein kann... Das ideale Video für regnerische Sonntage oder als Aufmunterung wenn der - in unserem Fall faschoide - Nachbar mal wieder spinnt. "Bü-Bü-Bündnerfleisch" und alles ist vergessen. In der Hoffnung es kommen von den Neugewählten vielleicht in Zukunft auch noch ein paar ähnlich amüsante Zwischenfälle dazu. PS: Lachen ist gesund! A propos neu gewählt: Congrats nach Luzern/Kriens, mit Kerstin Cook hat meine persönliche Favoritin gestern Abend, Pippi Langstrumpf, Dolly Buster und Co. hinter sich gelassen, die Wahl in Zürich gewonnen und darf sich nun ein Jahr lang Miss Schweiz nennen.




22. September 2010

Gewählt ist...

Die Schweiz hat gewählt. Oder besser gesagt die Vertreter von Herr und Frau Schweizer haben gewählt, also wir haben quasi wählen lassen. Da der Bundesrat ja immer noch vom Parlament und nicht vom Volk bestimmt wird, fiel den Stände- und Nationalräten diese Ehre zu. Dass es  - unter der grossartigen Leitung von Pascale Bruderer - ziemlich lange gedauert hat bis die zwei Neuen fest gestanden sind, das hat wohl inzwischen jeder mitgekriegt. Darum verzichte ich an dieser Stelle auf eine Rückschau auf die Wahl, nur eines ist klar: das Volk hätte genau so gewählt! Ich habe an dieser Stelle vor einiger Zeit eine Volkswahl lanciert, hunderte von Leserinnen und Lesern haben sich daran beteiligt und bis gestern Nacht standen sowohl Simonetta Sommaruga als auch Johann Schneider-Ammann als Sieger dieser Abstimmung fest. 


Ob ich persönlich mit dieser Wahl zufrieden bin, kann ich derzeit überhaupt nicht beurteilen. Ich kenne beide neuen Bundesräte weder persönlich, noch habe ich mir ein Bild über sie gemacht. Frau Sommaruga noch eher als der gewählte Berner. Die sollen sich jetzt erst einmal bewähren und zeigen, was sie so drauf haben. Das Vertrauen in den Bundesrat war in der Schweiz auch schon einmal grösser: Libyen, Schweinegrippe, Bankenkrise... nur ein paar Beispiele, in denen die 7 Damen und Herren in Bern alles andere als gut ausgesehen haben. Erfreulich finde ich dafür schon mal die Tatsache, dass unser Land nun in der Mehrheit von Frauen regiert wird. Die höchsten Posten der Schweizer Politik waren ja vor heute Morgen schon vom weiblichen Geschlecht besetzt und seit der Wahl von Bundesrätin Sommaruga haben die Frauen auch im Rat selber die Mehrheit. Fast 20 Jahre nach der Nichtwahl von Lilian Uchtenhagen... und das mit dem Frauenstimmrecht ist ja in der Schweiz auch noch nicht allzu lange her. Zumindest im internationalen Vergleich. Also schauen wir mal, ob der Führungsstil der Frauen sich unterscheidet, ob anders politisiert wird. Zu wünschen wäre es diesem Land.

Ach ja, spannend fand ich den Unterschied der beiden Gewählten bei der Vereidigung. Während Schneider-Ammann einen Schwur geleistet hat, begnügte sich Sommaruga mit "Ich gelobe". Ist mir lustigerweise bis zum heutigen Tag noch gar nie aufgefallen, dass es hier solche Unterschiede gibt. Man müsste direkt einmal schauen, wer in der Bilanz der letzten Jahre mehr geleistet und besser abgeschnitten hat. Die Schwörer oder die Gelober...

7. September 2010

Bundesrat: Volkswahl bei Monsieur Fischer

Bald ist es soweit und wir kriegen zwei neue Bundesräte oder Bundesrätinnen. Laut war es in der Gerüchteküche in den vergangenen Wochen, bis feststand wer denn nun von den Parteien nominiert wurde. Meine ganz persönlichen Favoriten sind leider bereits sehr früh ausgeschieden oder haben von sich aus abgesagt: Geri Müller von den Grünen, Urs Hofmann oder Pascale Bruderer wären mir sehr genehm gewesen. Ja ich weiss, drei Mal aus dem Aargau - aber deren Arbeit kann ich immerhin bewerten und das tue ich durchaus positiv! Aber eben, unser Rüebliland geht im Jahr 2010 leer aus - mit Doris Leuthardt haben wir aber immerhin eine Frau am Start, die ihren Job - sofern ich das beurteilen kann- auch nicht so schlecht macht. Nun, wer stellt sich aber am 22. September der Wahl um die Nachfolge von Moritz Leuenberger und Hansruedi Merz? Hier die - mehr oder weniger -offiziellen Kandidatinnen und Kandidaten, bevor Ihr dann im Anschluss eure Stimme abgeben dürft. Mehr oder weniger darum, immerhin kann es bis zum Wahltag noch zu Überraschungen kommen, Stichwort "die Nacht der langen Messer". Nicht selten wurde da ein höchst offizieller Favorit noch vom vermeindlichen Bundesratssessel gestossen oder musste zumindest unzählige Wahlgänge über sich egehen lassen.

- Karin Keller-Sutter, FDP: Die St. Galler Regierungsrätin gilt als Hardlinerin, hat unter anderem durch den Kampf gegen Hooligans oder kriminelle Ausländer einen Namen gemacht. Häufige Gästin in der Arena oder im Club, entsprechend in der ganzen Schweiz bekannt. 

- Johann Schneider-Ammann, FDP: Der Berner ist ein Mann der Wirtschaft, also ein richtiger Freisinniger - und für einmal kein Jurist. Der Chef der Ammann-Gruppe (zu der er über seine Frau kam) gilt als überlegter Sparer. Mit der französischen Sprache happert es noch ein bisschen...

- Simonetta Sommaruga, SP: Bekannt wurde die Bernerin als Konsumentenschützerin, da war sie regelmässig im Radio zu hören und im TV zu sehen. Auch als aktuelle Ständerätin setzt sie sich häufig für die Interessen von Verbrauchern ein. Gehört in meinen Augen eher zum bügerlichen Flügel der SP. 

- Jacqueline Fehr, SP:  Nationalrätin aus dem Kanton Zürich, Schwerpunkte Verkehr, soziale Sicherheit und Gesundheit. Gern gesehen bei Tele Züri und auch gute Auftritte im Schweizer Fernsehen.

- Jean-Francois Rime, SVP: Le Welsch im Rennen, war bis 2002 noch Mitglied der FDP. Spricht sich klar gegen einen EU-Beitritt aus, sagt bereits vor der Wahl dass er mit Micheline Calmy-Rey oder Eveline Widmer-Schlumpf vermutlich nicht auskommen würde...

- Brigit Wyss, Grüne: Die 50jährige Solothurner Nationalrätin gilt als Expertin für Raumplanung. Ihre Vision ist ein "ökologischer Umbau" der Wirtschaft, bis 2005 war sie als Gemeinderätin im Einsatz.

Nun, die bürgerlichen Kandidatinnen und Kandidaten stellen sich zur Merz-Nachfolge, die Linken bewerben sich um den Sitz von Leuenberger. Dabei gibt es durchaus spannende Konstellationen, so hofft zum Beispiel die SVP auf Stimmen der SP, da für die Nachfolge von Bundesrätin Calmy-Rey in der Romandie innerhalb der Sozialdemokraten scheinbar bereits Machtspiele laufen - welche durch eine Wahl von Rimet entschieden werden könnten. Ebenso interessant dürfte sein, ob man sich beim FDP-Sitz für einen Mann oder eine Frau entscheidet - und so den Weg frei machen würde für eine Frauen-Mehrheit im Bundesrat. Ich persönlich derzeit Simonetta Sommaruga und Karin Keller-Sutter in der Favoritenrolle. Ganz einfach, weil sie in den letzten Jahren immer wieder präsent waren und das auch im Parlament eine Rolle spielen dürfte. Ganz persönlich kann ich mich am ehesten noch für Sommaruga erwärmen, obwohl ich zu Beginn ihrer Kandidatur skeptisch war konnten mich seither ein paar Interviews mit ihr durchaus überzeugen. Die restlichen Kandidatinnen und Kandidaten find ich eher schwierig. Keller-Sutter macht vielleicht durchaus einen guten Job, ist für mich für eine FDP-lerin allerding schon fast zu weit rechtsaussen. Den Ammann hab ich bisher eher als Unternehmer als denn als Politiker wahrgenommen, Jacqueline Fehr eher durch Worten denn Taten oder Initiativen und von der Frau Wyss hab ich bis zur Nomination noch nichts gehört. In der Arena hab ich sie dann zum ersten Mal wahrgenommen und fand ihren Auftritt ziemlich misslungen, da schlecht vobereitet. Tja und zu Rime kann ich nur sagen, dass der FDP-Sitz auch der FDP gehören soll, zumindest so lange bis man andere Spielregeln ausgemacht hat, Stichwort Zauberformel oder gar Volkswahl.

Nun gut, à propos Volkswahl. Jetzt seid ihr dran. Gebt eure Stimmen ab, für beide Nachfolgewahlen gibts ein Abstimmungs-Tool. Die Wahl läuft bis zum Abend vor dem offiziellen Wahltag, dem 22. September, um 23.30 Uhr und die Resultate werde ich hier im Blog natürlich veröffentilchen bevor es losgeht.


Volkswahl Leuenberger





Volkswahl Merz


12. August 2010

Geschätzte Walliser Freunde...

... ihr seid ja ein Volk, das man einfach gern haben muss. Ihr wisst wie man Feste feiert, nehmt das Leben auch im Stress nicht allzu ernst und ihr wohnt zudem in einer der schönsten Regionen der Schweiz. Ja, vom Goms abwärts bis zum Genfersee zieht sich euer Kanton und er bietet nicht nur für Touristen aus dem Ausland wunderbare Ecken. Ich selber kenne das Wallis von gefühlten 5438 WK (militärische Wiederholungskurse). Meist war ich in Turtmann auf dem Flughafen, aber es gab auch Einsätze in Raron, Sion und Sierre. In Sachen Fussball erinnere ich mich zudem gerne an die Ausflüge ins Sittener Tourbillon-Stadion, hinter der Haupttribüne gab es jeweils Racelette und - damals! - ein paar Fläschchen Bon Père zum Verdauen. Meinen ersten Snowboard-Urlaub, den hab ich in Leukerbad verbracht, dabei neben den Einheimischen auch viele freundliche Portugiesen kennengelernt. Ja das Wallis mag zwar durchaus konservativ erscheinen, aber man zeigt sich gegenüber Fremden häufig sehr offen und freundlich. Als ihr am 19. Juni 1999 die Olympischen Spiele nicht gekriegt habt und stattdessen über die Grossleinwand das Wort "Torino" hören musstet, da hab ich auf der Place de la Planta in Sion mit euch ein paar Tränen verdrückt um danach den Frust mit Fendant zu ertränken. A propos Wein, bald steht bei uns ein Ausflug an, von Bekannten aus dem Wallis wurden wir auf ein "Wein-Weekend" ins Wallis eingeladen. Freude herrscht!


Mit Stefanie Heinzmann habt ihr einen internationalen Star, Sina unterhält seit Jahren die Schweizer Mundartfans und auch der Michel Villa sorgt an jedem Fest noch lange für Stimmung. Wers uriger mag holt sich z Hansrüedi ins Zelt, für die grosse Party sorgt Jahr für Jahr das Gampel Festival - mit namhaften Acts aus dem In- und Ausland. Mit Pirmin Zurbriggen, Sepp Blatter,  Heinz Julen, Sven Epiney, Oskar Freysinger, Peter Bodenmann oder Christian Constantin habt ihr Promis, die es regelmässig in die Medien schaffen. Und neben Matterhorn, Weisswein, Trockenfleisch, Roggenbrot, Aprikosen und Lebensfreude habt ihr erst noch viel mehr Sonnenstunden als wir hier in der- von euch aus gesehen - Ausserschweiz. Darum, liebe Walliser, sei mir die Frage erlaubt: 

Warum knallt ihr unschuldige Tiere ab? 

Ich hab gedacht mich trifft der Schlag, als ich gestern lesen musste, dass ihr auch diesen Wolf um die Ecke gebracht habt. Da vergess ich für einen Moment all die oben erwähnten Vorzüge eures Kantons und fasse zusammen: Walllis gleich zurückgebliebenes Bergvolk!? Da hat dieser böse böse Wolf also von den rund 2000 Rindern, Kälber und Kühen, welche den Sommer auf der Alp verbringen, sagenhafte zwei Tiere gerissen. Dazu noch zwei, drei Schafe. Und was macht ihr? Euer zuständiger Regierungsrat Melly gibt den Wolf zum Abschuss frei. Und wenige Tage später hat man das Tier im Wildwest-Stil dann auch schon zur Strecke gebracht. Ich vermute mal, dass ihr euch daraus gleich einen Wettbewerb gemacht habt. Wer erlegt das Tier zuerst, erster Preis ein 6er Karton vom besten Pinot noir. Wenn mich nicht alles täuscht, hat die Schweiz vor ein paar Jahren einmal beschlossen, dass man Wildtiere wie Wolf oder Luchs - von mir aus auch den Bär - wieder in unseren Wäldern ansiedeln möchte. Nun, 1999 wurde ein Wolf rein zufällig am Simplon von einem Schneepflug über den Haufen gefahren. 2006 wurde er Opfer einer Lokomotive und gestern nun knallt ihr den nächsten Vierbeiner ab. Wie bitte soll der Wolf so wieder heimisch werden bei uns? 


Kleiner Gratistipp in Richtung der schiesswütigen Walliser, ein Wolf ist ein Lebewesen bzw. Wildtier und Lebewesen brauchen in der Regel Nahrung zum Leben. Das ist so und bleibt so. Nun kann der Wolf im Gegensatz zu uns leider nicht in den nächsten Migros fahren und sich da ein Lammfilet kaufen. Nein, der Wolf geht auf die Jagd und reisst sich sein Znacht. Dass dabei ein paar Schafe oder Rinder dran glauben müssen ist der Lauf der Natur und halt Pech für diese - durchaus auch herzigen - Tiere. Aber ihr Züchter kriegt ja von Bund und Kanton jedes getötete Tier finanziell ersetzt, und die Ausrede dass ihr eine besondere Beziehung habt zu den Hunderten von Tieren, das kauf ich euch beim besten Willen nicht ab. Vielmehr gehts darum, dass es vermutlich einfach "geil" ist, einmal im Leben einen Wolf abzuschiessen und im Dorf ist man dann vermutlich kurzzeitig der Held. Ob der Name des Jägers im Rest des Landes aus Angst, militante Tierschützer könnten ihn aufsuchen, nicht veröffentlicht werden kann, kümmert den Schützen im Moment der Schussabgabe wohl kaum. Hauptsache der Wolf ist tot und alles ist gut! Gleiches Denken findet man übrigens auch in Bayern wenn es um den Bär geht, da besteht wohl durchaus eine Gemeinsamkeit zwischen diesen beiden Randregionen. 

Nun gut, der Wolf ist also tot, ich hoffe ihr seid stolz darauf. Selbst wenn der böse Wolf übrigens jeden Tag im Jahr ein Schaf gerissen hätte, dann gäbe es Ende des Jahres in der Schweiz immer noch eine halbe Million Schafe. Im Gegensatz zum einen einzigen Wolf... Und ich stelle mir so langsam die Frage, wie oft ich noch in die Migros gehen und mir da frisches Fleisch kaufen kann - bevor mich ein wildgewordener Walliser Jäger mit seiner Knarre über den Haufen schiesst. 

PS: Aber natürlich mag ich das Wallis mit seinen Einwohnern immer noch. Man kann und soll ja nicht ein ganzes Volk an ein paar Idioten - in diesem Fall Jäger, Viehzüchter und Politiker - aufhängen. In diesem Sinne: Dr Güegu a ner Welbi mottut schi.... zumindest so lange, bis man ihn auch noch tot macht.

2. August 2010

Viktor und die Afrikanerinnen

Juhuuu, die Schweiz hat bei der Leichtathletik EM in Barcelona doch tatsächlich eine Goldmedaille abgeholt. Damit hätte man im Vorfeld dieser Europameisterschaften nicht wirklich rechnen dürfen, entsprechend hat das Schweizer Fernsehen dann auch nur die letzten 2 Tage oder besser gesagt Abende live (Nein, Peter Minder: der Petr Frydrich ist kein Deutscher, sondern ein Tscheche!) übertragen. Ansonsten gabs kurze Berichte im "Sport aktuell", ganz im Gegensatz zu ARD und ZDF, da wurde glaub so ziemlich jeden Tag über jeden Bewerb berichtet. Okay, wers schauen kann. Nun, an dieser Stelle aber erst einmal ein grosses BRAVO an den Schweizer Marathon-Man Viktor Röthlin, der sich gestern auf überzeugende Art und Weise Gold geholt hat. Das war ja der Wahsinn. Da fällt er ein Jahr lang aus wegen zwei Lungenembolien (und das klingt definitiv dramatischer als zB eine Grippe) und einer Fuss-OP, überlegt sich dann ob und wie es weitergehen soll... und Peng, wird er Europameister! Da ziehe ich den Hut, so mancher Sportler hätte unter diesen Umständen schon lange aufgegeben. Sollte ich nun einen Bogen schlagen zum FC Aarau, welcher scheinbar ohne Gegenwehr in Yverdon verloren hat? Nein, das lass ich mal. 


Viel lieber bleib ich noch kurz in Barcelona. Die Schweizer Männerstaffel hat auch überzeugt, mit einem neuen nationalen Rekord und Platz 4 im Finale. Und das, wie Röthlin, am 1. August! Ebenso überzeugend war der Auftritt der Hürdenläuferin Lisa Urech, welche sich ebenfalls für den Final qualifizieren konnte. Überhaupt traue ich ihr - dank professionellem Training in Stuttgart - eine grosse Zukunft zu. Einmal mehr hab ich in den EM-Tagen jedenfalls erneut bemerkt, dass Leichtathletik halt irgendwie schon die kompletteste aller Sportarten ist. In meiner Jugend war ich ja auch ein begeisterter Athlet beim BTV Aarau, rückblickend gesehen waren das - neben dem Handball später - auch meine erfolgreichsten und vorallem schönsten Jahre in Sachen Aktivsport. Tja und nun mit 40 Jahre auf dem Buckel schau ich mir immer wieder gerne die grossen Meetings aus Zürich, Paris, Rom oder Monaco an. Und dank modernen Medien ist es ja inzwischen auch durchaus möglich solche Events zeitversetzt oder auf dem Balkon oder im Schnelldurchlauf zu geniessen. Ich gebs zu, die Qualis in Kugelstossen oder Diskus lass ich dann schon auch aus, ich bin eher ein Final-Junkie! 

So ein spannendes Finale gabs dann auch gestern Abend und zwar im Hochsprung. Ariane Friedrich gegen Blanka Vlasic: Deutschland gegen Kroatien. Hammer, das war spannend wie vor einem Jahr bei der WM in Berlin. Nur dass sich gestern überraschenderweise die junge Schwedin Emma Green (Hach!) auf Platz 2 platzieren konnte. Gold ging nach Kroatien, Bronze nach Deutschland. Dafür holte sich Deutschland - ebenfalls überraschend - Gold im Weitsprung, der junge Herr wurde bei der Siegerehrung so richtig ruhig und der Stolz war aus seinen Augen zu lesen. Wunderbar! Überhaupt gabs in Barcelona in diesem Jahr viele neue Gesichter zu sehen. Vom Franzosen Lemaitre hab ich an dieser Stelle ja bereits ausführlich berichtet, unterm Strich haben les Bleus dann im Medaillenspiegel den grossartigen zweiten Rang belegt. Zu verdanken haben sie dass einer tollen Nachwuchsarbeit! Gleiches gilt für die deutsche Delegation, auch da kann man nur gratulieren. 

Toll find ich übrigens - um so langsam zum Schluss zu kommen - auch, dass die mit Wachstumshormonen vollgepumpten Ostblock-Sportlerinnen so gut wie verschwunden sind. Die Leichtathletin 2010 erinnert häufig an ein Topmodel, das aber auch Leistung bringt. Natürlich waren zahlreiche Sportlerinnen während dieser EM Thema in der Boulevardpresse. Es gab erotische Fotos, Schnappschüsse vom Knackpo und zweideutige Interviews. Okay, mir ist diese junge Garde gutaussehender Sportlerinnen (und auch Sportler) tatsächlich auch aufgefallen. Erst recht natürlich, seit die Frauen nicht mehr Stoff am Leib tragen als zum Beispiel eine Beachvolleyball-Spielerin. Ob das nun dem Sport tut gut oder nicht, das mag ich nicht beurteilen. In Erinnerung bleiben werden mir jedenfalls Athletinnen wie Emma Green (SWE), Christina Vukicevic (NOR), Verena Sailer, Carolin Nytra und Jennifer Oeser (GER). Und das - um den Chauvi-Faktor zu minimieren - nicht nur optisch, sondern weil sie durch Leistung aufgefallen sind. Nämlich. 

Weniger begeistern konnte ich mich dagegen für die "Jugendarbeit" der türkischen Delegation. Immer wieder waren nämlich SportlerInnen mit schwarzer Hautfarbe und afrikanisch klingenden Namen zu sehen. Ein bisschen Internetrecherche und ein kritischer Bericht im ZDF haben dann aufgezeigt, dass man scheinbar vom türkischen LA-Verband aus regelmässig nach Aethiopien oder Kenia fährt und da talentierte Kinder "adoptiert". Die werden dann mit zehn oder elf Jahren quasi importiert, kriegen einen türkischen Pass und sollen später für ihr neues Heimatland auf Medaillenjagd gehen. Ich persönlich finde dieses Vorgehen nicht wirklich sauber. Klar, es gibt Beispiele von Sportlern welche zum Beispiel nach dem Studium in einem neuen Land hängengeblieben sind oder andere Geschichten wo die Liebe nicht ganz unschuldig war am Umzug. Aber dass man mit System Kinder ins Land holt um dann später von ihnen zu profitieren, das find ich verwerflich. Übrigens hat diese Masche beim 10'000 Meter Lauf der Frauen zu einer schrägen Situation geführt: die Deutsche Sabine Mockenhaupt wurde dabei Sechste, würde man die eiligst eingebürgerten Afrikanerinnen vor in der EM-Rangliste streichen, dann hätte Mockenhaupt eine Medaille geholt... Seis drum, im Fussball ist dieser moderne Menschenhandel ja bereits zur Normalität geworden und ich will darum an dieser Stelle diesen - nennen wir es mal so - "kulturellen Austausch" auch nicht weiter kritisieren. Lieber noch einmal ein kräftiges "Bravo Viktor!"

1. August 2010

Happy Birthday Schweiz!

1. August, Schweizer Nationalfeiertag. Würste auf dem Grill, Bier und ein paar Raketen, so in etwa das Standartprogramm von Herr und Frau Schweizer. Morgen muss man ja eh wieder aufstehen und die Arbeit ruft. Als Hundebesitzer findet man diesen Feiertag in der Regel eh nicht sooo berauschend, mal sehen wie Capo auf den Lärm reagiert. Gespannt bin ich auch darauf, was mit den Ultras passiert, die heute in den Schweizer Stadien - ja es wird heute Fussball gespielt - eine Fackel zünden. Immerhin ist am 1. August Feuerwerk ja offiziell erlaubt... Bei uns gibts den Tag über selsbstgemachte Tapas und am Abend dann lecker italienisches Essen, beim Türken. Multukulti halt, wie die Schweiz. Schon 1973 hat der legendäre Vico Torriani diese Vielfältigkeit der Eidgenossenschaft in einem Medley zusammengefasst. Man beachte dabei die Kleider und Frisuren. Und nun nen tollen 1. August 2010, klöpft nicht zuviel.

29. Juli 2010

Run Christophe run!

White men can't jump, hiess es einmal in einem Film. Und wer gerne Leichtathletik schaut weiss, dass weisse Männer auch nicht wirklich schnell rennen können. Das ist ein altes Klischee, welches auch der neue Europameister über 100 Meter, Christophe Lemaitre, lange zu hören bekam. Anfang Juli sprintete der junge Franzose jedoch die 100 Meter in gerade mal 9,98 Sekunden. Nie zuvor hatte ein Weisser diese Schallmauer von 10 Sekunden durchbrochen. Nun hat das also Lemaitre geschafft und sich zur Feier gestern Abend - gegen eine Übermacht von schwarzen Läufern - noch die EM-Krone geholt.





Lemaitre ein Wunderläufer? Die weisse Hoffnung, wie damals Max Schmeling im Boxring?Ein Amerikaner ging dem Phänomen des schnellen Laufens vor rund 2 Jahren auf den Grund, studierte Sprintstatistiken und fand dann heraus, dass 494 der 500 besten je gelaufenen 100-Meter-Zeiten von Athleten mit westafrikanischen Vorfahren aufgestellt wurden. Weiter behauptet der Mann, schwarze Athleten seien weissen genetisch überlegen. Im Sprint hätten Menschen mit Wurzeln in Westafrika einen Vorteil, auf längeren Distanzen jene mit Vorfahren in Ostafrika. Ein amerikanischer Biologe dagegen betont, dass Gene nicht so statisch funktionieren, wie wir alle glauben. Man könne sie ein- und ausschalten, sagt er. Und es scheint, als habe Christophe Lemaitre als erster weisser die On- und Off-Knöpfe gefunden hat.

Nun hat der junge Mann mit Flaumschnauz also gestern Abend dem riesigen Druck der von der Fussball WM gebeutelten Sportnation Frankreich stand gehalten und gewonnen. Bei Antenne 2 sind die Reporter Kopf gestanden, Monsieur Lemaitre Senior war ebenfalls live auf Sendung und wechselte vor einem Millionenpublikum erste Worte mit seinem Sohn, dem Europameister über 100 Meter. Dieser gab souverän und total sympathisch Antwort auf alle Fragen der Journis, mit einem lustigen Lispeln übrigens. 20 Jahre ist der Mann aus der Nähe von Genf jung. Immer wieder war darum vom Gamin die Rede. Nur bei einem Thema wurde der Jungspund stumm, wenn es um die oben erwähnte schwarzweisse Geschichte ging. Davon wollte er nichts wissen und liess sich zum Trotz von seinen farbigen Konkurrenten feiern und umarmen. Bravo, Christophe. Multikulti-Frankreich funktioniert ganz genau so.

A propos Frankreich. Da - oder besser gesagt in Tunis - wurde gestern Abend die Champions Trophäe ausgespielt. Cupsieger Paris gegen Meister Marseille, auch da gabs Multikulti und dank Elfmeterschiessen erst noch viele Tore. Am Schluss hat das richtige Team gewonnen und PSG musste gegen OM mal wieder unten durch - auf und neben dem Platz. Marseille hat sich somit schon den dritten Titel in diesem Jahr gesichert, die Championsleague kann kommen. Ob es da wieder gegen ein Schweizer Team geht wird sich zeigen, Basel hat seine Aufgabe gegen Debrecen souverän erledigt, YB tat sich gegen Fener schon schwerer und dürfte nach dem Rückspiel raus sein. Nach OM vs. Zürich im letzten, wäre OM vs. FCB in diesem Jahr doch super. Gegen YB hab ich sie eh schon zwei Mal live gewinnen gesehen...




Zum Schluss noch ein Name: Miriam Stein! Nie gehört? Ich bis gestern auch nicht. Als ich jedoch zu Bett gehen wollte stolperte ich auf SF1 über die Filmszene Schweiz, es gab "Alles wegen Hulk". In der weiblichen Hauptrolle eben Miriam Stein. Zu behaupten ich hätte mich spontan verliebt wäre vielleicht etwas übertrieben, erst recht weil Mademoiselle Stein noch etwas gar jung ist. Aber hey, die Schweiz hat ein frisches, sehr hübsches Schauspieltalent und für einmal keine ehemalige Miss Schweiz. Wobei Miriam Stein die Rolle der starken Corinna ja nicht gespielt, sondern schlicht gelebt hat. Genial! Bisher gibts laut imdb noch nicht viele Filme mit der jungen Zürcherin mit Jahrgang 1988. Allerdings freu ich mich schon auf "Goethe" mit Moritz Bleibtreu. Da hat sie eine tragende Rolle und ich werd mir rechtzeitig ne Kinokarte sichern.

30. Juni 2010

Please come back, Martina

Da war sie also wieder, back on court: Martina Hingis. Zusammen mit ihrer Freundin Anna Kournikowa sorgte sie gestern auf Platz 2 in Wimbledon für gute Laune - und zeigte dabei, dass sie auf der Damen-Tour noch bestens mithalten könnte.  Martina Hingis war während ihrer aktiven Karriere äusserst erfolgreich: Sie gewann 5 Grand-Slam-Turniere und war 94 Wochen lang die Nummer 1. Dann Verletzungen, Rücktritt, Comeback, Koks-Affäre, Sperre und nun Pferdesport. Trotzdem sorgte der gestrige Auftritt von Hingis/Kourni nicht nur in England für Schlagzeilen, auch wenn ihr Doppel gegen zwei englische "Legenden" (die bessere der beiden Frauen war gerade mal die Nummer 33 der Welt und inzwischen 51 Jahre alt) sportlich gesehen kein Highlight war. Der Grund für die Aufmerksamkeit der internationalen Medien liegt auf der Hand und verdeutlicht, mit welchen Problemen das Frauentennis kämpft. Gestern fanden immerhin die Viertelfinals statt und die verliefen alles andere als ereignislos. Grosse Namen sind gescheitert, Neulinge haben gesiegt, Kim Clijsters und Justine Henin kommen aus dem Ruhestand zurück und gehören gleich wieder zum Favoritenkreis. So ist Frauentennis im Jahr 2010. 


Anna Kournikova brachte es an der Medienkonferenz nach dem Spiel der alten Damen auf den Punkt: "Früher gab es mehr Namen, die echte Hausnummern waren. Hingis, Williams, Mauresmo, Clijsters, Henin, Pierce, Sanchez, Graf, Capriati", sagte die Blondine. "Heute sind die Spielerinnen ausserhalb der Top 5 höchstens noch Insidern ein Begriff. Dass diese Mädchen aussergewöhnlich gut spielen, ändert daran nichts." Hingis beklagte dazu die Monothonie auf den Courts: "Wir hatten früher alle einen eigenen Stil, das hat unseren Sport einzigartig gemacht. Heute spielen alle etwa gleich und schlagen vor allem unheimlich hart auf den Ball." Seit Roger Federer bei den Männern die Regentschaft übernommen und sie nur mit Rafael Nadal geteilt hat, wechselte die Spitze im Frauentennis sage und schreibe 22 Mal. Das wäre doch die Chance für ein Comeback von Martina Hingis. Sie wäre im derzeitigen Viertelfinal-Feld in Wimbledon nicht einmal die Älteste gewesen, Venus Williams ist drei Monate älter.

Doch Martina Hingis liess aber in Interviews keine Zweifel daran aufkommen, dass ihre Zeit vorüber ist: "Ich habe in meinem Leben genug Tennis gespielt." Höchstens im Doppel bestehe noch eine kleine Möglichkeit, dass sie noch einmal in den Zirkus zurückkehrt. Allerdings dann ohne Anna Kournikowa, die damals gerade mal 22 Jahre jung war als sie ihre letzten Spiele absolvierte. Seither hat sie es im Rücken und kann nicht mehr regelmässig spielen. Okay, sie hat es auch nicht mehr nötig, immerhin gehörte sie bis vor kurzem noch zu den meist gegoogelten Personen auf diesem Planeten und hat dank Werbung finanziell ausgesorgt. Aber eben, in meinen Augen sind es genau solche Paradiesvögel wie Kournikova, Hingis, Seles oder Capriati welche dem Damentennis gut getan haben. Aktuell schlagen die Spielerinnen zwar oft hart zu und sehen manchmal auch gut aus dabei, aber so wirklich im Gedächtnis wollen sie einem nicht bleiben.

26. Juni 2010

SchwaCH und peinliCH

Oh ja, ich bin enttäuscht: die Schweizer sind bei der WM draussen und für einmal trifft auch den Gaddafi keine Schuld. Als das gleiche Schicksal die Franzosen ereilt hat, da war ich noch "froh" - nach der Leistung ja auch kein Wunder. Aber jetzt ist es schlicht eine grosse Enttäuschung die vorherrscht. Denn was die Schweizer Nati gestern Abend gegen Honduras gezeigt hat das war schwach und peinlich. Da war kein Feuer, keine Leidenschaft, kein Siegeswille. Und auch der von mir sehr geschätzte Ottmar Hitzfeld erinnerte mich mit seiner Taktik gestern Abend an Köbi Kuhn. Kein Risiko, kein Mut, keine Ideen und kein Witz. Spätestens nachdem in der Spanien-Partie das erste Tor gefallen ist hätte er doch auf die totale Offensive setzen sollen. Yakin für gefährliche Freistösse und Shaqiri für freche Vorstösse.. von mir aus dann auch noch den Frei als dritte oder vierte Spitze. Aber nein, Hitzfeld wechselt Stürmer für Stürmer, Mittelfeld für Mittelfeld aus. Und auch auf dem Platz ging gar nichts, leider. Da hab ich in anderen Spielen schon kämpferische Leistungen gesehen. Kurz, es war die Leistung die man von "Schweizern" erwartet hat und genau das hat mich genervt. Gegen Spanien spielte das Team so richtig unschweizerisch, fast englisch oder italienisch. 


Und mit Ottmar Hitzfeld hat man einen der besten Trainer der Welt an der Seite, mit inernationalem Flair. Aber auch das hat irgendwie nicht geholfen, als dass die Mannschaft ihre eidgenössischen Tugenden hätte ablegen können. Damit meine ich die uns angedichteten Eigenschaften wie verwöhnt, behäbig, bequem... ich glaube die 11 Mann in den roten Leibchen hätten noch Stunden gegen Honduras spielen können, ein Tor hätten sie wohl nie gemacht. Okay, Derdyoks hundert Prozent Chance kurz vor Schluss, das wäre es gewesen. War es aber nicht. Und so reist man also jetzt nach Hause und geht in die Ferien. Unterm Strich waren die Schweizer dann genau so wenig eine Einheit wie Frankreich oder Italien. Gute Einzelspieler, viel Unstimmigkeiten, ein beleidigter Leader und ein toller Trainer der irgendwie auch nichts ausrichten konnte. Schade, es war das erste Mal seit Jahren dass mir eine Schweizer Nati mal wieder richtig Freude gemacht hat, inklusive der spannenden Quali, dem "Aarauer" Trainer und den neuen Spielern (Eggimann, Paladino, Shaqiri und Co.). Aber leider hats nicht geklappt. Dass ich aber nicht der Einzige war, den die Schweizer Leistung gestern Abend frustriert hat zeigt die abschliessende Geschichte auf: das Spiel war zu Ende, die Leute im Zelt an der Aare tranken noch ihr Bier aus als es plötzlich Lärm und Geschrei gab. Betrunkene und schwer angeschissene Schweizer Fans liessen ihren Frust an einer kleinen Gruppe Tamilen aus. Attakierten diese, waren Flaschen und Knallkörper. Genau diese Tamilen übrigens haben während dem Spiel der Schweizer Nati die Daumen gedrückt, sprachen akzentfrei Schweizerdeutsch und - das war wohl ihr Pech - waren dunkelhäutig. Zusammen mit einer jungen Frau hab ich mich eingemischt, die Security kam ebenfalls angerannt und am Schluss eine Heerschar von Polizisten mit Gummischrot und Tränengas bewaffnet. Ein Tamile wurde scheinbar verletzt ins Spital gebracht, nach einer Stunde Personalien aufnehmen, Gegenüberstellung und Befragung hat sich der Spuk aufgelöst. Zwei der Schläger müssen sich nun angeblich wegen Hitlergruss und Sieg Heil-Rufen verantworten. Typen und Zwischenfälle die die Welt nicht braucht! 

Und nun, les Blöd Bleus und die Eidgenossen draussen. Wem drück ich nun die Daumen für den Rest der WM nach dem mein Erst- und Zweitteam nicht mehr dabei sind? Als Favoriten seh ich derzeit klar die Argentinier, aber ein Messi, ein Veron und Maradona reichen nicht wirklich zum das Team so richtig super zu finden. Brasilien hat den Charme dank Defensiv-Trainer Dunga verloren. Südafrika ist raus. Mit Spanien hab ich nix am Hut. England find ich zwar durchaus okay und ich mag die Engländer auch als Volk... aber hmmm, im Gegensatz zum Clubfussball gefällt mir ihr National Team nicht so wirklich - zudem fehlen die Charakterköpfe! Südkorea fliegt wohl heute schon raus und so weiter. Also wähle ich als Drittteam: Deutschland! Da mag ich Land und Leute, ihre Kultur liegt mir nahe und der Fussball liegt mir am Herz, Bundesliga sei dank. In diesem Sinne: Schlaaaaaand!

18. März 2010

AI-Hilfe für Max Göldi: Jetzt!

Amnesty International hat gestern eine weltweite "Urgent Action" für den in Libyen festgehaltenen Aargauer ABB-Mann Max Göldi gestartet und fordert seine umgehende Freilassung. Es ist das zweite Mal in der Geschichte von Amnesty International, dass eine globale Eilbriefaktion für einen Schweizer gestartet wird. Max Göldi ist seit über drei Wochen in einem libyschen Gefängnis inhaftiert. Amnesty International betrachtet ihn als Gewissensgefangenen, der das Opfer einer politisch motivierten Anklage geworden und willkürlich inhaftiert ist.

Das Internationale Sekretariat von Amnesty International in London hat darum eine "Urgent Action" für Max Göldi gestartet, die sich direkt an Muammar Gaddafi richtet. Es ist das zweite Mal, dass die Menschenrechtsorganisation eine Eilbriefaktion für einen Schweizer lanciert. Weltweit wird sich in den nächsten Tagen ein Netzwerk von Tausenden von Aktivistinnen und Aktivisten mit Briefen, Blogs, Faxen und E-Mails für eine umgehende und bedingungslose Freilassung von Max Göldi einsetzen.

"In den über zwanzig Jahren, die ich für Amnesty International tätig bin, ist es erst das zweite Mal, dass unsere Organisation eine Urgent Action für einen Schweizer Bürger startet. Dies zeigt, wie ernst wir den Fall von Max Göldi nehmen", erklärte Daniel Bolomey, Generalsekretär der Schweizer Sektion von Amnesty International.

Max Göldi ist seit dem 22. Februar 2010 im libyschen Gefängnis Al-Jeida inhaftiert. Zuvor war er bereits im Juli 2008 in Gefangenschaft und im Herbst 2009 über 50 Tage in geheimer Haft. Im November 2009 wurde Max Göldi wegen Visa-Vergehen in einem unfairen Verfahren zu einer sechzehnmonatigen Haftstrafe verurteilt. Im Beschwerdeverfahren wurde diese Strafe auf vier Monate Haft reduziert.

"Göldi ist eine Schachfigur in einem diplomatischen Streit zwischen der Schweiz und Libyen. Seit die Auseinandersetzung zwischen den beiden Ländern im Juli 2008 begann, konnte er nicht nach Hause zu seiner Familie zurückkehren. Max Göldi wurde gezielt wegen seiner Staatsangehörigkeit ausgewählt. Wir betrachten ihn als Gewissensgefangenen, der heute im Gefängnis sitzt, weil er zur falschen Zeit am falschen Ort war", sagt Hassiba Hadj Sahraoui, stellvertretende Direktorin der Abteilung Naher Osten und Nordafrika von Amnesty International.

In der Schweiz haben bereits über 14'000 Personen die Petition «Free Max» unterzeichnet. Sie fordern die sofortige Freilassung von Max Göldi. Die Unterschriften wurden letzte Woche dem libyschen Justizminister Mustafa Muhammad Abdeljalil übergeben. Amnesty International hat bisher keine Antwort auf die Petition erhalten.

Zur Aktion: Wenn Menschen willkürlich verhaftet oder gefoltert werden oder von anderen Menschenrechtsverletzungen bedroht sind, lanciert Amnesty International eine sogenannte "Urgent Action" oder Eilbriefaktion. Die Organisation alarmiert von der Zentrale in London aus das Urgent Action Netzwerk von fast 150'000 Menschen, darunter rund 5'000 in der Schweiz. Innert Stunden senden Freiwillige auf der ganzen Welt Tausende von Briefen, Faxen und E-Mails an Regierungen und Behörden. Damit erzeugen sie Aufmerksamkeit für die Menschen in Gefahr. Letztes Jahr hat Amnesty International 343 Urgent Actions gestartet.

Von China bis Simbabwe konnten so unzählige Personen seit der ersten Urgent Action im Jahr 1973 gerettet werden. In fast der Hälfte der Fälle sind die Briefaktionen von Amnesty International erfolgreich. Durch die Interventionen kann das Leben akut bedrohter Menschen geschützt und eine Verbesserung der individuellen Situation der Betroffenen herbeigeführt werden: Gewissensgefangene werden freigelassen, Todesurteile umgewandelt, die Haftbedingungen einer Person verbessert oder Menschen vor Folter und Misshandlung geschützt.

16. März 2010

Une Vie de Chien

Ein eidgenössisches Gesetz soll nun also den Umgang mit Hunden regeln. Schon seit Jahren beschäftigt sich das eidgenössische Parlament mit der Frage, wie der Umgang mit als gefährlich taxierten Hunden geregelt werden soll. Während die Bundesparlamentarier diskutierten, Anhörungen durchführten und Gesetzesentwürfe wälzten, wurden in vielen Kantonen die Hundegesetze verschärft: So statuieren etliche Kantone den Leinen- und Maulkorbzwang, andere verlangen eine Bewilligung für die Haltung potenziell gefährlicher Hunde, wieder andere führen Listen mit verbotenen Rassen. Dieser kantonale Flickenteppich unterschiedlicher Regelungen soll nun durch ein schweizweit geltendes Hundegesetz ersetzt werden. 

Was genau auf uns Hundehalter zukommt wird sich zeigen, Fakt ist aber dass bereits heute eine Liste von Aufgaben befolgt werden muss: Der Hund gehört gimpft, braucht einen Chip und eine Hundemarke, sollte möglichst in die Welpenschule und in den Grundkurs, dazu muss man immer mit einem Plastiksack rumlaufen - falls der Kleine mal sein Geschäft erledigen sollte. Ebenso gilt es zu beachten, dass man das Tier nur noch an wenigen Plätzen frei herumlaufen lassen darf. Fazit: ein Hundeleben besteht aus finanziellen Aufwendungen der Extraklasse und Einschränkungen in der Freiheit von Halter und Tier. 

Nur, es gibt gar keine gefährlichen Hunde, es gibt lediglich Idioten die sich bestimmte Rassen zulegen, diese dann entsprechend "erziehen" und mit den armen Tieren für Angst und Schrecken sorgen. Wenn dann mal wieder ein Pitbull (es kann aber auch ein Pudel sein!) einen Menschen anfällt, dann wird das Tier umgehend getötet, der Halter kriegt ein paar hundert Franken Busse und kauft sich umgehend einen neuen Hund. Warum also nicht erst einmal härter gegen die gefährlichen Hundehalter vorgehen bevor man friedliche Halter mit ihren Tieren bestraft? Und dann gäbe es ja noch das Thema Katzen. Von denen gibts in der Schweiz bekanntlich wesentlich mehr als von den Hunden. Tausende von ihnen laufen wild durch die Gegend, vermehren sich , verbreiten Krankheiten und kacken Vorgärten zu. Lustigerweise muss man eine Katze weder anmelden, Steuern für sie bezahlen oder ihr einen Chip einsetzen. Ob diese Raubkatzen mal wieder einen Vogel reissen oder Mäuse zum Spass töten interessiert dabei niemanden. Hunde werden dagegen Jahr für Jahr mehr kriminalisiert! 

Nun, unsere Killerbestie Capo feiert in diesen Tagen ihr 6monatiges Jubiläum auf dem Planet Erde, die Welt hat Glück gehabt - er hat noch niemanden zu Tode gebissen. Im Gegenteil ist er noch in dem Alter, wo er sich vor gewissen Sachen noch fürchtet. Aber natürlich hat er zum Schutz der Menschheit schon Kurse besucht, hat einen digitalen Chip im Nacken und eine überteuerte Hundemarke am Halsband. Inzwischen hat das Monster entdeckt wie man bellt und knurrt, es dürfte eine Frage der Zeit sein bis gewisse Nachbarn auf ein Gesetz stossen, welches es kleinen Hunden beim Spielen verbietet Laute von sich zu geben. Hunde müssen sich zwar an zahlreiche Regeln und Gesetze halten, aber auch nach dem 7. März haben sie keine Lobby welche sich für ihre Rechte einsetzen würde. Tja, sollen die Hilfskräfte doch sonst bei einem Lawinenniedergang, einem grossen Erdbeben oder zur Unterstützung von behinderten Menschen doch das nächste Mal eine Katze zur Hilfe holen... 

12. März 2010

Alles Gute im zweiten Leben, Büx!

Gestern war es also soweit, ein ganz Grosser hat sich zum letzten Mal die Skier angeschnallt und ist einen Berg runter gerast: Marco Büx Büchel! Abschiedsschmerz und Augenzwinkern waren in Garmisch angesagt als Gentleman und Spassvogel hat sich der Skirennfahrer nach mehr als 15 Jahren vom alpinen Ski-Weltcup verabschiedet.


Im Starthaus gab's mit dem Servicemann noch ein kurzes Gläschen Schampus, dann kurvte der 38 Jahre junge (der Schwede Patrick Järbyn ist noch 2 Jahre älter!) Liechtensteiner im feinen Zwirn, Frack mit Kravatte und kurzer Hose als letzter Starter den Super-G in Garmisch-Partenkirchen herunter. Die knappe Minute Rückstand auf den kanadischen Sieger Erik Guay spielte bei «Büxis» 266. Weltcup-Start natürlich keine Rolle mehr. Gleich mehrfach hielt das beliebte Alpin-Urgestein fast an, um Trainer und Betreuer am Pistenrand abzuklatschen und Tschüss zu sagen.

Im Ziel dann die Interviews mit den wartenden Fernsehstationen: "Das ist sehr emotional. Es fällt mir schwer Worte zu finden. Ich habe kalte Knie. Das waren fantastische Jahre. Danke für alles", sagte der Publikumsliebling mit belegter Stimme, bevor er es sich mit einem großen Weissbierglas in einem Liegestuhl gemütlich machte. Der Applaus der Zuschauer und der Respekt von Kollegen und Verantwortlichen war dem viermaligen Weltcup-Sieger sicher, der die Ski-Szene künftig als ZDF-Experte begleiten wird. Ja, richtig gelesen: ZDF. Das Schweizer Fernsehen hat es in meinen Augen mal wieder sowas von verpennt, diesen tollen Typen ins Boot zu holen. Immerhin hat Büchel über all die Jahre mit dem Schweizer Skiteam trainiert - aber das reicht wohl nicht und so gibts in der nächsten Saison einen Grund mehr die Skirennen bei der Konkurrenz zu schauen!

Er war ein sehr grosser Sympathieträger für den Skirennsport, er hatte immer ein gutes Naturell mit Freundlichkeit und Fairness. Deshalb mochten ihn die Leute. Wenn es mal nicht so gut lief, weil zum Beispiel de Wind geblasen hat, dann hiess es von Büx nicht "dieser Scheiss Wind ist schuld an meiner Zeit", sondern er sagte sich, es hätte ja neben dem Wind auch noch schneien können. In all den Interviews kam er immer sehr authentisch rüber, geblieben sind mir dabei auch seine Tränen als er über den Tod seines Freundes und Basejumper Kollegen Ueli Gegenschatz sprach. "Ich habe nur geweint", wurde er damals zitiert. Tränen gabs auch gestern beim Abschied aus dem Weltcup. Im Starthaus soll er Pipi in den Augen gehabt haben, gab er zu Protokoll. Und im Interview mit dem ORF hat der Liechtensteiner auch mit den Tränen gekämpft: und genau das hat ihn immer so sympathisch gemacht. Büx, eine ehrliche Haut! Persönlich kenn ich ihn nicht, wirklich, wir haben lediglich in Österreich in einer Kneipe mal ein paar Worte gewechselt- seither hab ich ihm aber erst recht die Daumen gedrückt. In diesem Sinne: alles Gute für deine Zukunft, Büxi!

13. Januar 2010

Von Big Brother und Prostitution

Jetzt mal ganz ehrlich, habt ihr gewusst dass in der Schweiz die Prostitution bereits ab 16 erlaubt oder zumindest geduldet ist? Ich hab das gestern im 20 Minuten gelesen, dann gegoogelt und tatsächlich - in der Schweiz kann jede 16jährige bereits auf den Strich gehen und so ihr Geld verdienen. Berichte im Tagi, der NZZ und der BAZ bestätigen diese traurige Tatsache! Meine Frage natürlich, können die jungen Frauen das nur oder tun sie es auch. Laut den Zeitungsberichten sei die Prostitution für solche Girlies vorallem dazu da, sich teure Kleider oder Ausgang finanzieren zu können. Naja, ich finds krass - vorallem weil die Schweiz im internationalen Vergleich mal wieder ein Spezialfall ist und durch diese Tatsache vermutlich der eine oder andere Sextourist mal gerne ein Weekend in Zürich und eine Nacht mit einem Tennie verbringt. Krank!

A propos krank. Da ist doch am Montag Big Brother 10 gestartet und als Medienjunkie konnte ich es natürlich nicht lassen, zumindest ein paar Malin die Startsendung zu zappen. Und was sehe ich, nicht nur C-Promis nein, irgendwelche F-Promis die man zwar nicht wirklich kennt, dank Google aber doch so einiges über sie erfahren kann. Das Kabinett des Schreckens stellt sich wie folgt zusammen:

- Carlos, ehemaliger RTL-Superstar-Finalist, bekennender Homosexueller und HIV-infiziert.
- Harald, Carlos' Freund mit den genau gleichen Attributen.
- Uwe, amtierender Mister Hamburg
- Kristina, Kasachin mit OP-Brüsten und 3 monatiger Blitz-Ehe inkl. Scheidung im Gepäck.
- Micaela, GNTM-Teilnehmerin. Sängerin, Model, Schauspielerin und depressiv veranlagt.
- Iris, die Mutter von "Model" Daniela Katzenberger, Quotenpummelchen und gute Seele im Haus.
- Horst, selbst tätowierter Tätowierer. Der den Tod seiner Eltern im Haus verarbeiten will.
- Eva, 23, Soziologiestudentin. Hatte noch nie eine Beziehung und kennt Sex vom Hörensagen her.
- Daniel ist mit 19 das Nesthäkchen. Sunnyboy, Getränkekistenschlepper und Ruhrpottjunge mit grosser Klappe
- Pisei ist (angeblich) Miss Dresden, hat ebenfalls operierte Brüste ist 19 und sieht aus wie 35.
- Sexy Cora, blonde Pornodarstellerin mit Monsterdingern. Ist beim Weltrekord im Blasen beim 75sten Typen mangels Luft KO gegangen.
- Pluto, ist obdachlos und lebt in Köln mit seinem Hund auf der Strasse.

    Tja, da fehlt eigentlich nur noch eine 16jährige Prostituirte aus der Schweiz die den Job nur macht, damit sie sich ihre Gucci-Klamotten leisten kann. Nein, Spass beiseite: RTL2 hat mit der ganz grossen Kelle angerichtet. Gescheiterte Existenzen hoch sieben treffen sich da in der Big Brother Welt, die übrigens in Luxus und Müllhalde aufgeteilt ist. Wobei auf der Müllhalde fast ausnahmslos Frauen wohnen. Ein richtiges Bild konnte ich mir am Montag beim Einzug nicht machen, aber die beiden schwulen Herren, der Pluto und die fast 1 Meter 90 grosse Sozi-Studentin haben mir noch den vernünftigsten Eindruck hinterlassen. Total asi scheint ja der Tätowierer gewesen zu sein, er ist am ersten Tag bereits wieder ausgezogen und zwar aus Angst vor einer Aids-Ansteckung. Wie peinlich ist der denn... Ansonsten haben mir vorallem die Teilnehmerinnen einen echt dummen Eindruck hinterlassen. Aber okay, wer nen Weltrekord im Blasen aufstellen will der kann sie nicht alle haben...

    Hab ich schon erwähnt, dass es wieder schneit? Ich finds echt schön. Vorallem der Hundi hat seinen Plausch in der weissen Pracht. Gestern nach dem Spazieren sah er eher aus wie Reinhold Messner, denn wie Capo dei Capi. Und wer sich - es soll solche Leute wirklich geben - weiterhin über den Schnee aufregt dem sei gesagt: wir haben Winter! Und da gehört dieses weisse Zeugs das vom Himmel kommt dazu. Wer das Kinderlachen bei einer Schneeballschlacht vom Schulhausplatz her hört, der weiss dass es durchaus Menschen gibt, die ihre Freude am Schnee haben. Und hey, in ein wirkliches Chaos stürzen uns die paar Zentimeter gefrorenes Wasser - trotz geschlossenen Flughäfen und Tempo 50 auf der Autobahn - ja auch nicht. Wahre Probleme hat derzeit Haiti, eines der ärmsten Länder der Welt wird vom stärksten Erdbeben seit 1770 zerstört. Was jammern wir da über den Schnee?

    5. Januar 2010

    Hopp Schwiiz: Auf ins Guinessbuch!

    In weniger als 40 Tagen brennt es wieder, das olympische Feuer. Austragungsort der Spiele ist dieses Jahr das kanadische Vancouver und hey, die Schweiz hat gute Chance ein paar Medaillen mit nach Hause zu nehmen. Didier Cuche, Carlo Janka, Simi Ammann, Dario Cologna oder die Bobfahrer... eines ist sicher, es werden spannende Stunden vor der Flimmerkiste und die Daumen werden kräftig gedrückt im Kampf gegen die Österreicher.

    Man kann unser Team in Kanada aber noch anders als mit dem guten alten Daumendrücken, nämlich sehr aktiv, unterstützen! Und zwar mit der grössten Glückwunschkarte aller Zeiten, die den Fans sogar einen Eintrag ins Guinessbuch der Rekorde sichern soll. Auf der Seite von Alpiq Fanpower kann sich jeder eintragen und unserem Olympiakader seine Glückwünsche mit auf den Weg geben. Das ist aber noch nicht alles, aus der grossen Plache werden später nämlich Einkaufstaschen hergestellt, die dann jeder Fan beziehen kann. Und schliesslich wird unter allen Teilnehmern noch ein tolles noch ein VIP-Weekend zum Ski Weltcup Finale in Garmisch verlost!I

    Ihr versteht nur Bahnhof? Bitte sehr, hier die Fakten:


    Was?

    Die 63 x 43 Meter grosse und fast eine Tonne schwere Glückwunschkarte wird per Helikopter zur Staumauer transportiert und von Fachpersonen montiert. Jede Botschaft mit maximal 160 Zeichen wird 50 x 50 cm gross sein. Insgesamt finden 9800 Textbotschaften Platz, wovon Sie sich eine sichern können.

    Wo?
    Die 2700 Quadratmeter grosse Blache wird an der Staumauer am Lac de Cleuson im Wallis aufgehängt. Wer im schönen Wintersportgebiet Nendaz auf der Piste ist, wird die Glückwunschkarte sehen. Garantiert!

    Wann?
    Die Blache wird Ende Januar 2010 aufgehängt und bleibt bis Mitte März dort.

    Wer?
    DU!


    Also, auf gehts. Hier meine Glückwünsche ans Schweizer Team in Vancouver!

    16. November 2009

    WeRüBli - Weekend Rückblick

    Und schon haben wir wieder Montagmorgen. Guten Tag allerseits. Weekends an denen so einiges läuft haben den unangenehmen Beigeschmack dass sie selber vorbei sind als einem lieb ist. So ein Wochenende liegt gerade hinter mir. So hab ich am Freitagabend erst ein gemütliches Feierabendbier genossen, danach gabs lecker Moules/Frites und anschliessend gings ins Kino. Den aktuellen Schweiger-Film "Männerherzen" haben wir uns angeschaut und ich muss sagen: guter Streifen! Klar, keine hochstehende Kinokunst - aber das hab ich von dem Film ja auch gar nicht erwartet. Leichte Unterhaltung mit leichtem Tiefgang. Besonders viel Spass haben mir natürlich meine Lieblinge Christian Ulmen und Jana Pallaske in ihren Rollen gemacht. Ebenfalls toll fand ich Wotan Wilke Möhrig als bemittleidenswerter U-Bahnlokführer. Unterm Strich hat der Film Lust auf mehr gemacht und in gut 3 Wochen gibts ja mit ZweiOhrKüken bereits mehr aus dem Hause Schweiger - inklusive Emma Tiger Schweiger und der einzigartigen Nora Tschirner! Da kommt Freude auf...

    Am Samstag gabs mal wieder eines dieser unerwarteten Gespräche, die nur in einer Kleinstadt wie Aarau möglich sind. Ganz unter dem Motto "die Welt ist ein Dorf" hat mir ein älterer Mann seine Lebensgeschichte erzählt und sie war traurig. Frau eben erst verstorben, Sohn komplett abgestürzt, Job am seidenen Faden weil er seit dem Tod der Frau häufig mal neben den Schuhen steht... Kurz darauf dann südländische Lebensfreude, sprich Kontrastprogramm. Unter zahlreichen Spaniern und Portugiesen gabs sehr guten Rotwein, Paella, Tapas, Crema Catalan und so weiter. Der Spanierclub in Aarau ist auch im Herbst 2009 einer der kulinarischen Geheimtipps der Kantonshauptstadt. Und als ob wir am Schluss noch nicht genug gehabt hätten, lud der Wirt unsere Festgesellschaft an der Bar noch auf einen Drink ein. Während dem Essen lief in der Flimmerkiste natürlich das Barragespiel der Portugiesen. Ich liess mich übers iPhone über den Spielstand der Franzosen gegen die Iren informieren. Wie man es nicht machen soll, hatten ja die Schweizer bereits am frühen Abend vorgemacht. Nun, die Schlussphase von les Bleus haben wir dann im benachbarten Pub noch gesehen. Und es kam wie es kommen musste, Monsieur Fischer war der einzige Franzosen-Fan in dieser Kneipe und "peng" un à zero pour nous! Egal, mir wars ums Feiern und die Stinkefinger in meine Richtung konnte ich mit einem süffisanten Lächeln locker kontern...

    Den Abschluss des Weekends bildet traditionell der Sonntag, welcher bei mir regelmässig mit Ausschlafen eingeläutet wird. A propos läuten... müssen diese ollen Kirchenglocken eigentlich wirklich an jedem Wochenende zur Morgenstund x-mal Lärm machen? Bei offnem Schlafzimmerfenster kann das auf Dauer echt nerven. Nun gut, gestern hab ich noch kurz in die Trauerfeier von Robert Enke reingezappt - live aus der AWD-Arena in Hannover. Ich weiss nicht ob ich das gut finden soll, mir hat jedenfalls die Witwe brutal leid getan. All die Kameras, die vielen Leute, die nett gemeinten Worte... war vermutlich langsam aber sicher etwas viel für die Frau. Ich hab dann jedenfalls wieder weggeschaltet. Man sollte die Angehörigen vielleicht jetzt einfach mal in Ruhe trauern lassen und die Sachen mitnehmen, die uns Enke mit seinem Tod mit auf den Weg gegeben hat. Am Abend gab es dann wieder Fussball und einmal mehr hat das Leben gezeigt, wie nahe Freud und Leid sein können. Die Schweiz ist Weltmeister! Unsere U17-Nati hat den ersten Fussball-Weltmeistertitel in die Eidgenossenschaft geholt. Dazu: Herzliche Gratulation! Besonders toll find ich dabei, dass eine Multikulti-Truppe - Siegtorschütze Haris Seferovic - mit dem Schweizer Kreuz auf der Brust diesen Titel in Nigeria geholt hat. Wäre schön, wenn genau diese Kids eben genau dieses Kreuz auch in ein paar Jahren in der A-Nati noch stolz auf der Brust tragen würde! PS: In Sachen Weltmeisterschaft feiern, müssen wir Schweizer eventuell noch etwas üben. Es war sehr ruhig in der Stadt und die Polizei hat die sehr wenigen hupenden Fans angehalten, doch bitte keinen Lärm zu machen.

    In diesem Sinne, allen einen guten Start in die neue Woche. Möglichst stressfrei, was 5 Wochen vor Weihnachten für viele Zeitgenossen leider ja schon fast nicht mehr möglich ist. Entsprechend freue ich mich auf etwas Wellness Ende und französischen WM-Jubel Mitte Woche.

    19. Oktober 2009

    Min Arett und din Arett

    Eigentlich habe ich mir ja vorgenommen über dieses Thema nichts zu schreiben hier im Blog, zu viel wurde schon über die Minarett-Initiative geredet, zu oft wird gestritten und dabei viel Müll erzählt. Aber in den letzten Tagen hat sich die Lage in meinen Augen zugespitzt und nun kann ich halt doch nicht aufs Maul sitzen - seit jeher eine Schwäche von mir, ich weiss. Egal, ich bin weder ein Befürworter noch ein Gegner der Minarette als solche. Sprich, mir ist es eigentlich egal ob da irgendwo neben einer Moscheee noch so zwei Türmchen rumstehen oder nicht. Wenn das ein Bedürfnis ist, dann soll man sowas bauen. Wenn es das nicht braucht, dann soll man es lassen. Um herauszufinden, ob es in der Schweiz Minarette braucht schlage ich eine anständige Diskussion und eine abschliessende Abstimmung vor. Wie wir uns das in der demokratischen Eidgenossenschaft eigentlich seit Jahren gewohnt sind. Aber irgendwie scheint das bei diesem Thema nicht ganz zu klappen...

    Was derzeit abgeht hat rein gar nichts mit anständiger Diskussionskultur zu tun. Die Befürworter der Minarett-Initiative schiessen mit scharfen Pfeilen. Im Mittelpunkt stehen dabei Falschinformationen. Da gehört der Muezzin automatisch zum Minarett, ebenso eine 100 Watt starke Lautsprecheranlage aus welcher dann fünfmal am Tag der Aufruf zum Gebet durch die Boxen dröhnt. Die Plakate wirken entsprechend bedrohlich und erinnern mich persönlich an die Propaganda im Dritten Reich, ähnlich bekloppt ist das Videospiel "Minarett Attack" welches seit gestern im Internet spielbar ist. Fazit: mir passt diese Art von Abstimmungswerbung überhaupt nicht. Aaaaber... ja, es gibt ein aber. Die SVP hat diesen Weg gewählt und sie scheint damit Erfolg zu haben. Und genau dieser Erfolg gibt den Initianten dann halt wieder recht in ihrem Tun, scheinbar entspricht diese Art der Werbung einem Bedürfnis. Entsprechend undemokratisch finde ich dann auch die lauten Forderdungen nach dem Plakat-Verbot.

    Wir leben in einem Land mit Meinungsfreiheit und auch wenn ich persönlich diese Plakate doof und das Spiel gar komplett bescheuert finde, die Initianten haben das gute Recht ihre Werbung so zu gestalten wie sie es gerne möchten. Ich kann dabei zwar die Faust im Sack machen und meinen Unmut kundtun aber hey, Verbote und Zensuren schränken unseren Freedom of Speech ein und das darf in der Schweiz nicht sein. Ich brauche auch keine politische Bevormundung durch eine Zensur! In meinen Augen sind nun die Gegner der Initiative gefragt und es liegt an ihnen den Provokationen von SVP und Co. Paroli zu bieten. Gut, es kann durchaus passieren dass sich die rechten Minarett-Feinde sich ins eigene Fleisch schneiden mit ihrer radikalen Kampagne. Aber es ist auch eine Tatsache, dass wenn man heute Montagmorgen den Begriff "Minarett" bei Google eingibt das olle Videospiel bereits auf Rang drei der Suchergebnisse auftaucht. Und ebenso kann man keine Zeitung durchblättern oder keine TV-Sendung anschauen ohne dass man nicht ein "Stop Minarett"-Plakat sehen würde. Dieser Macht gegenüber zu treten dürfte einen guten Monat vor der Abstimmung nicht gerade einfach sein, wer weiss, vielleicht hilft ehrliche Information oder ein solcher Blogeintrag oder mal ein Besuch in einer Moschee oder oder...

    Ich nerv mich manchmal auch über das Gebimmel der reformierten Stadtkirche oder frage mich ob es Synagogen braucht oder warum immer mehr Räumlichkeiten für Freikirchen entstehen... In Sachen Religion hat wohl jeder so seinen eigenen Gusto, aber seien wir doch einfach ein bisschen tolerant und offen. Auch wenn dann irgendwo halt mal so ein Minarett gebaut wird habe ich deswegen keine Angst vor einer sogenannten Islamisierung der Schweiz. Warum auch, bei uns gelten die Regeln eines Rechtsstaats und daran hat man sich zu halten, egal welchen Glauben man vertritt und aus welchem Land man schlussendlich kommt. Dass die Minarett-Gegner Zusammenhänge zwischen dem Islam und einem Schweizer Beitritt der EU herstellen, in Computergames auf religiöse Symbole schiessen lassen, die Türkei als fundamentalistischen Islamstaat darstellen oder Minarette also Brutstätten des Terror abbilden ist meines Erachtens wenig förderlich was Gespräche zwischen den Kulturen angeht. Mit solchen Aktionen schürt man lediglich Angst und provoziert auf sinnlose Art und Weise. Ein paar Wochen bleiben Herr und Frau Schweizer noch das Thema Minarett dafür zu nützen wozu es uns eigentlich dienen könnte: zum Dialog!

    Ich bin leider inzwischen wenn es um meine Meinung bei der Abstimmung geht soweit, dass es für mich nicht mehr darum geht ob ich Minarette gut oder schlecht finde. Vielmehr sehe ich mich dazu gedrängt, gegen diese peinliche Werbeaktion zu stimmen. Ich glaube die Schweiz ist international schon genug isoliert als dass man sich auf diplomatischem Parkett weitere (Libyen, USA, Kroatien) Ausrutscher leisten könnte.