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21. März 2012

Guten Morgen, Schweizer Arbeitstier!

Da haben wir uns doch unlängst in der Schweiz gegen mehr Ferien und im Gegenzug für mehr Herzinfarkte und Burnouts entschieden. Andere Wege geht man in Deutschland. Und ich würd jetzt nicht sagen - so wie damals die Kritiker der Initiative -, dass Deutschland ein zweites Griechenland ist. So titelt die Bild Zeitung heute: 

"Sensationelles Urteil für Hunderttausende junge Beschäftigte!"

Der Hintergrund dieser Schlagzeile: Wer bislang weniger Urlaub bekommt als die älteren Kollegen, hat jetzt Chancen auf die gleiche Anzahl freier Tage. Nach einem Urteil des Bundesarbeitsgerichts in Erfurt ist eine Staffelung der Urlaubstage nach dem Lebensalter nicht länger erlaubt. Diese Regelung stellt laut den Richtern eine Altersdiskriminierung dar, darf nicht mehr angewendet werden. Schliesslich tun Ferientage auch jungen Angestellten gut und tragen zur Erholung bei - egal ob jung oder alt. Das Urteil bezieht sich zunächst nur auf den Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst des Bundes und der Kommunen. Dort hatte eine 39-jährige Angestellte in Brandenburg geklagt. Die Vorschriften sehen vor, dass Beschäftigte bis zum vollendeten 30. Lebensjahr 26 Urlaubstage, bis zum 40. Lebensjahr 29 Urlaubstage und nach dem 40. Lebensjahr 30 Tage Urlaub beanspruchen können. Mitarbeiter, die noch nicht 30 Jahre alt sind, könnten also mit einem Schlag vier Urlaubstage mehr bekommen!



Da die gleiche Regelung allerdings auch für die Länder gilt, geht die Gewerkschaft Ver.di davon aus, dass Bund, Länder und Kommunen gleichermassen betroffen sind. Ein Ver.di Sprecher schätzt: "Von dem Urteil profitieren bis zu 850 000 Beschäftigte unter 40." Doch auch junge Arbeitnehmer in der freien Wirtschaft können auf mehr Urlaub hoffen. Mit diesem Urteil ist momentan nur der Bereich der Angestellten im öffentlichen Dienst abgedeckt. Wenn aber ein jüngerer Arbeitnehmer aus der freien Wirtschaft sich auch durch die altersmässige Urlaubsstaffelung diskriminiert fühlt, dann hat er nach diesem Urteil gute Chancen, recht zu bekommen. Tatsächlich sind alle Branchen betroffen, in denen solche gestaffelten Verträge noch existieren. Zum Teil haben Unternehmen bereits reagiert: Deutsche Bahn und Deutsche Post haben die Regelung abgeschafft. Dort spielt das Alter keine Rolle mehr für den Urlaubsanspruch.

Gut gemacht, grosser Nachbar! 

19. Januar 2012

Adieu Xamax

Tja, das wars dann wohl in Neuenburg mit dem Spitzenfussball. Lichterlöschen beim Traditionsclub aus der Aarauer Partnerstadt, Xamax liegt auf dem Totenbett und die lebenserhaltenden bleiben aus. Seit gestern ist offiziell, was Facchinetti schon lange befürchten musste: Die Swiss Football League entzog Xamax die Lizenz, die Rückrunde findet damit ohne die Neuenburger statt.


Ganz ehrlich, ich finde es extrem schade! Mir war der Club seit je her sehr sympa. Gerne erinnere ich mich an die Ausflüge nach Neuenburg, an die freundlichen Verkäuferinnen am Wurststand, die Halbliter Becher mit Rotwein für einen Fünfliber, die Tigers, die tollen Spieler und Trainer - Don Givens, Uli Stielike, Heinz Hermmann, Augustine Simo, Andy Egli, Alain Geiger, Joel Corminboeuf, Marco Pascolo und natürlich Rainer Bieli und Gilbert Gress! Ich bin früher sogar nach Neuenburg gereist, auch wenn der FC Aarau gar nicht gespielt hat. Zum Beispiel beim grossartigen Erfolg gegen Real Madrid war ich live dabei, hab mir sogar noch ein T-Shirt gekauft. Bei der ganzen Geschichte tut mir vor allem ein Mensch leid: Monsieur Xamax, Gilbert Facchinetti. Ich hatte die Chance, diesen Grand Seigneur persönlich kennenzulernen. Daneben dass er mich an meinen verstorbenen Opa erinnert hat, muss ich sagen, ein sehr liebenswerter und freundlicher Herr. Es war "sein" Xamax. Gegenüber einer welschen Zeitung hat Facchi inzwischen Stellung genommen zum Untergang von Xamax. 


Seit mehr als sechs Jahren ist der ehemalige Präsident Gilbert Facchinetti nicht mehr im operativen Geschäft von Neuchâtel Xamax eingebunden. Der Popularität des mittlerweile 75-Jährigen tat dies allerdings nie einen Abbruch. Facchinetti ist in Neuenburg beliebt wie eh und je – und er gilt als Inbegriff des Leidens, seit zuerst Sylvio Bernasconi und im vergangenen Mai Bulat Tschagajew den Club übernommen hatten.  Für Facchinetti, dessen Enkel Mickaël zum Kader gehört, ist der Lizenzentzug ein weiterer Stich ins Herz. Denn niemand lebt den Club so intensiv wie der Bauunternehmer. Von 1979 bis 2005 war Facchinetti Präsident und Mäzen des Vereins. Damit ist er sowohl für die beiden Meistertitel 1987 und 1988 sowie die grossen Siege im Europacup gegen Real Madrid oder Bayern München mitverantwortlich. Das Besondere an Facchinettis Präsidentenzeit ist allerdings nicht der sportliche Erfolg. Facchinetti wurde von Spielern und Trainern vielmehr geschätzt, weil er eine familiäre Atmosphäre pflegte. Vor den Heimspielen lud er die Mannschaft in seine Villa in Saint-Blaise ein, wo Ehefrau Vally jeweils Spaghetti kochte. Xamax war für ihn nicht nur der Verein des Herzens, sondern auch seine Familie.

Die Übernahme durch Tschagajew kritisierte er: "Es gibt keinen anderen Ausweg, leider." Seine Enttäuschung über die Machenschaften des neuen Besitzers ging sogar so weit, dass er im Oktober die Zusammenarbeit seiner Firma mit dem Club beendete. Zwar blieb er Ehrenpräsident sowie Aktionär. Doch man spürte, Facchinetti litt: "Das alles tut mir sehr weh", sagte er mehr als einmal in die Mikrofone der Reporter. Mit dem Lizenzentzug ist Facchinettis Leiden nicht beendet. Dennoch dürfte er für ihn auch eine Art Erlösung sein. Denn Tschagajews Zeit ist damit abgelaufen. Im Hintergrund soll Facchinetti bereits daran sein, den Club erneut zu übernehmen und neu aufzubauen. Denn eines ist sicher: Facchinetti lässt Xamax nie im Stich. Oder wie er es formuliert: "Meine Verbindung zu Xamax endet erst mit meinem letzten Atemzug." Und dieser lässt hoffentlich noch sehr lange auf sich warten. Bonne Chance Monsieur Facchinetti!  

17. Januar 2012

Rating Agenturen, schuld an der Krise?

Frankreich abgewertet. Der Euro-Rettungsschirm scheinbar nichts wert. Spanien, Portugal, Italien... Die Ratingagenture sollen, so kann man immer mal wieder in Zeitungen lesen, schuld an der aktuellen der Finanzkise sein. Eine Meinung, die ich nach den letzten Entwicklungen durchaus teilen kann. Den US-amerikanischen Ratingagenturen "Standard & Poor’s", "Moody’s" und "Fitch Ratings" kann man zumindest die folgenden Fakten vorwerfen: 
  • Sie haben die Pleite der Lehman Brothers nicht vorhergesagt. Vielmehr haben sie der Pleitebank bis zum Schluss ein AAA+ Rating gegeben.
  • Sie haben Collateralized Debt Obligation (CDO) (in etwa: abgesicherter Schuldschein) mit hohen Ratings versehen. Dann kam die Krise und jeder wusste: da war was faul dran.
  • Die Herabstufung von Griechenland, Spanien und Portugal von AAA+ auf AA-, BBB oder Ramschstatus hat die Krise des Euros noch verstärkt. Frankreich wird den gleichen Effekt haben.
  • Die Ratingagenturen haben Gefälligkeitsgutachten vergeben. Kein Wunder, denn immerhin bezahlen die Banken, Staaten und so weiter für diese Ratings.
  • Die drei wesentlichen Ratingagenturen Standard & Poor’s, Moody’s und Fitch Ratings sind US-amerikanische Rating Agenturen... 

Die Kritik liesse sich - von Menschen die mehr Wirtschaftsverstand haben als der Verfasser - bestimmt noch verlängern. Die von Experten geforderten Konsequenzen bewegen sich zwischen Verramschen der Ratungagenturen, wie es Spiegel Online fordert, und der Gründung einer europäischen Ratingagentur. Ausserdem soll die Finanzaufsicht die Gütekriterien der Ratingagenturen kontrollieren.


Was machen Rating Agenturen eigentlich? Rating-Agenturen, also "Standard & Poor’s", "Moody’s" und "Fitch Ratings", bewerten so genannte festverzinsliche Wertpapiere und die Herausgeber dieser Wertpapiere. Die Bewertung erfolgt dabei nach einem einzigen Kriterium: Kommt das Geld wieder zurück und werden die Zinsen von den Herausgeber der Wertpapiere bezahlt?

Dabei gibt es natürlich keine Garantie. Die Agenturen schauen vielmehr in ihre Kristallkugeln und wollen die Zukunft vorhersagen. Können die Unternehmen oder Staaten in der Zukunft ihre Schulden und die Zinsen bezahlen? Dabei untersuchen sie diverse Unterlagen der Firmen und Staaten und geben dann eine Vermutung ab. Diese Vermutung über die zukünftige Entwicklung von Staaten und Unternehmen werden in Noten kommuniziert, so dass auch noch der letzte Dummie an diesen Zensuren ablesen kann, wie es denn um die Zukunft bestellt ist. Zwischen D- für Zahlungsunfähig bis AAA+ für „absolut sicher, da kann gar nichts schief gehen“, ist alles dabei. Wenn man uns also oft genug sagt, dass europäische Länder abgewertet werden, glauben wir das irgendwann einmal und dieses "Wissen" schränkt dann unser Kaufverhalten oder das Vertrauen in die Wirtschaft ein. Es wird weniger Geld umgesetzt, die Wirtschaft krankt und siehe da - die Rating-Agenturen hatten recht. Ihr versteht was ich meine? Wenn man die Krise lange genug herbeiredet, dann kommt sie auch. 

Klar, jeder hat das Recht, seine Meinung frei zu äussern. Die Ratingagenturen machen davon reichlich Gebrauch. Sie sagen, was sie von Wertpapieren halten und wie sie die Bonität eines Staates einschätzen. Sie können damit Milliarden generieren - oder eben den Ruin beschleunigen. Alles ohne Risiko, denn haften müssen sie für ihre Empfehlungen bisher nicht. Nicht zu vergessen, Rating-Agenturen sind selbst gewinnorientierte Unternehmen. Mit den Ratings werden Wertpapiere bewertet, die die Investmentbanken anbieten. Und je mehr AAA-Ratings die Ratingagenturen den Wertpapieren geben, desto mehr verdienen sie. Nach der Pleite Investmentbank Lehman Brothers mussten sich die drei grossen Rating Agenturen einem Untersuchungsausschuss im US-Kongress stellen. Sie beharrten dort darauf, ihre Meinung abzugeben. Kreditratings seien keine Empfehlung für eine Investition, sagte Moody's-Chef Raymond McDaniel damals. Die Bewertungen seien nur Hilfsmittel. Trotzdem werde ich den Eindruck nicht los, dass sich die Agenturen der Macht ihrer Aussagen gar nicht bewusst sind. Oder die Folgen schlicht in Kauf nehmen. Kein Wunder sorgt das Thema auch bei Verschwörungstheoretikern immer wieder für Gesprächsstoff. A propos: Zahlreiche Mitarbeiter sollen ihre Agentur-Chefs in den letzten Jahren übrigens vor möglichen Risiken gewarnt haben - sie alle wurden suspendiert. 

Nun stehen also die Staatsanleihen der Euroländer unter Beschuss. Griechenland, Italien, Portugal oder Ungarn fallen und fallen von einst geachteten Anlageländern auf Ramschniveau. Merkel, Sarkozy und ihre Kollegen in der Europäischen Union reagieren hastig, da wird ein Schuldenschirm nach dem anderen gespannt, ein (scheinbar ebenfalls nutzloser) Euro-Rettungsfonds gehebelt und um Euro-Bonds gestritten. Denn wenn die Bewertung sinkt, haben die Länder grössere Probleme an Kredite zu kommen und müssen mehr Zinsen zahlen - es ist eine Spirale.

Da die Agenturen aber nicht nur in Europa wildern, wollen inzwischen auch die USA "Standard & Poor's" an die Gurgel, nachdem diese ihnen die Bestnote AAA+ entzogen haben. Warum etwa hat Trinidad und Tobago das gleiche Ranking wie Italien, ein A? Warum ist Portugal gleichauf mit Kolumbien? Fragen über Fragen, die uns wohl nie jemand beantworten wird. Denn Transparenz ist für Rating-Agenturen ein Fremdwort. Umso bedenklicher also, dass dem Urteil der Ratingagenturen in der öffentlichen Regulierung eine so grosse Rolle zugewiesen wird... Der Krug geht so lange zum Brunnen, bis er bricht. 

14. Oktober 2011

"Act now!" - Aktion gegen Hunger

Gewusst? Zwischen dem Überfluss an Nahrung bei uns und dem Hunger in Afrika besteht ein direkter Zusammenhang. Dabei kann jeder Bürger seinen Beitrag zu einer besseren Verteilung leisten. "Eine Schweizer Kuh ist nicht einfach eine Schweizer Kuh", betont Irene Fogwe, Vertreterin der Schweizerischen Allianz gegen den Hunger am Podium in Basel. Sie wird unterstützt von Hans Niggli, Leiter des Forschungsinstituts für biologischen Landbau: "Warum sollen Kühe mit staatlichen Beiträgen unterstützt werden, welche mit Sojabohnen aus Entwicklungsländern gefüttert werden, statt mit Gras unserer Wiesen?". Gemäss Niggli ist es wichtig, dass der Staat die Rahmenbedingungen setzt: Umweltfreundliche Landwirtschaft kann direkt gefördert werden, wie dies die Schweiz seit 20 Jahren tut. Ergänzend kann eine Landwirtschaft mit negativen Effekten auf die Umwelt besteuert werden.


Aber es geht auch anders, konkreter: Als jüngster Starkoch der Schweiz kann Pascal Schmutz seinen Gästen etwas Ungewöhnliches vorsetzen. "Auf der Alp haben wir früher die ganze Sau gegessen. Heute werden die minderwertigen Teile eines Tieres zu Tiefstpreisen abgeschoben." Dabei setzt der Koch auf seine Kreativität. Dem Publikum rät er, regional einzukaufen und saisonal zu kochen. Für viele junge Leute sei Kochen wieder im Trend - dabei sollte man möglichst viele Nahrungsmittel in Rohform verwenden. Geprägt hat Schmutz sein Besuch in Südafrika, wo er an der World Chefs Tour Against Hunger Geld gesammelt hat. "Wenn du dort ein gut ernährtes Kind auf deinen Armen hast und sein Lachen spürst, motiviert dich das ungemein, deinen eigenen Beitrag zu einer faireren Verteilung zu leisten."

Der globale Markt der Nahrungsmittel wird zum sicheren Geschäft für die Investoren und zu einem weiteren Nachteil für die Ärmsten. Anleger wenden sich wegen schwächelnder Aktien dem Agrarmarkt zu. So waren die Maispreise im August 2011 80% höher als 1 Jahr zuvor und 105% höher als vor 2 Jahren (FAO). Der Gewinn geht an die Zwischenhändler und nur zum kleinsten Teil an die Kleinbauern und Genossenschaften, in denen der Mais angebaut wurde. Bernhard Herold, Leiter Internationale Zusammenarbeit bei Max Havelaar, erzählt aber auch von Gegentrends: So informieren sich Kleinbauern in Südindien mit einem SMS-System, damit sie ihre Ware nicht unter dem Marktpreis verkaufen. "Wichtig ist eine Stärkung der Kleinproduzenten weltweit, damit die weitere Abwanderung in die Städte gestoppt werden kann."

Jeder kann etwas tun! Drei Dinge, die man im Alltag persönlich anpacken kann: 

- Am Arbeitsplatz nachfragen, nach welchen Kriterien der Kaffee und das Essen in der Mensa eingekauft wird. Im beruflichen Bereich liegt noch viel mehr Potential als in privaten Haushalten. 

- Konsumenten können einen Beitrag leisten, indem sie ökologische und Fairtrade-Produkte konsumieren und ihren Fleischkonsum auf die Hälfte des aktuellen Durchschnitts (500g statt 1 kg pro Woche) reduzieren.

- Grossverteiler können einen Beitrag leisten, indem sie Fairtrade-Produkte in ihrem Sortiment aktiv fördern. Sie können zudem kohärenter sein, also etwa auf Aktionen verzichten, die den Konsum von nicht-nachhaltig produziertem Fleisch noch anheizen. 

8. Juli 2010

Time is what you make of it

Seit gestern Abend hab ich wieder eine Swatch am Handgelenk, eine ganz neue Uhr im klassischen Stil mit schwarzen Lederband. Früher gabs für mich nur Swatch-Uhren, ich hab die Dinger sogar mal im kleinen Rahmen gesammelt - meiner grösster Stolz war die "Happy Fish". Irgendwie kam ich dann aber auf den Casio G Shock Geschmack, später Certina und seit gestern also wieder eine Swatch. Gut 10 Jahre nach der Letzten. Diese Kaufentscheidung nun in einen direkten Zusammenhang mit dem Tod von Nicolas Hayek zu stellen ist vielleicht etwas dick aufgetragen, aber das Ableben vom Swatch-Chef hat mich schon berührt. Er war in meinen Augen einer der grössten Wirtschaftsbosse der Schweiz, während der Expo durfte ich ihn sogar einmal live erleben und war beeindruckt ob seiner Energie, seiner Cleverness und seinem Humor. Er war ein Mensch mit Einfluss und Macht, trotzdem war er sich nie zu schade seine Meinung zu sagen, zu dieser zu stehen, damit anzuecken oder dem ganzen Land einen Spiegel vorzuhalten. Vorbildlich!

In diesem Sinne, wenn es auch nur eine klitzekleine Ehrerweisung ist an Herrn Hayek: Ich trage wieder voller Stolz und Freude eine Swatch an meinem Arm.

27. Februar 2009

Topmodel als neue UBS-Chefin?

Es gibt Tage, da mag man einfach nicht mehr hinhören. Da wurde unser ambitionierter Aarauer UBS-Bigboss Rohner zum Bauernopfer gemacht und musste seinen Stuhl räumen. Auf ihn folgt ein bereits pensionierter, ehemaliger CS-Chef und weitere Köpfe sollen rollen. Hallo, überlegt sich dabei vielleicht auch mal jemand was allein diese Personalrochaden kosten? Ab einem gewissen Moment hab auch ich dann mal keine Lust mehr mir all diese Krisenmeldungen anzuhören. Mehr Arbeitslose, weniger freie Stellen, weniger Konsum, Traditionsfirmen machen dicht... kurz die Krise wurde nun lange genug herbeigeredet, es scheint als komme sie nun langsam an.

Augen zu und durch. Anstatt schlechte Nachrichten in der Tagesschau gibts Schmalkost bei Pro7. "Germany's next Topmodel by Heidi Klum" erzielt derzeit Woche für Woche Rekordeinschaltquoten, die sogar die Werbewirtschaft überraschen. Zeigt sich die Krise vielleicht auch daran, dass der Mensch am Abend nur noch abschalten will? Es gibt ja Studien die beweisen, dass zu Krisenzeiten im Kino Komödien die meisten Besucher haben. Und so eine Sendung wie GNTM läuft ja ganz klar unter dem Label der seichten Unterhaltung. Wobei ich zugeben muss, dass ich mich - zumindest in den Momenten die ich mitgekriegt habe neben dem Fussball - einzig durch die Kandidatin Tessa unterhalten gefühlt habe. Von den deutschen Medien erhält die 19jährige Frau Titel wie "Zicke" oder "Schlampe". Ich find sie einfach nur selbstbewusst und abgedreht. Darum zur Feier des Tages die besten Sprüche von Tessa Bergmeier aus der aktuellen Staffel GNTM:
  • "Es gibt schon ein paar Langweiler hier, aber ich nenne da echt keine Namen. Ich habs noch nicht so mit den Namen hier.."
  • Ich glaube, dass hier so viele langweilige, ausdruckslose Mädchen dabei sind, die hier einfach nichts verloren haben."
  • "Ich kann ja auch einen Kartoffelsack anziehen und sehe darin gut aus."
  • "Die anderen Mädchen haben halt einfach echt keinen Plan - von nichts."
  • "Mein Shooting war gerade total geil. Weil ich Kameras liebe und ich bin ein ausgetauschter Mensch, wenn ich vor Kameras stehe."
  • "Ich bin einfach geil und habe Power."
Vielleicht sollte sich die UBS genau eine solch selbstbewusste Powerfrau an Land ziehen, aus marketingtechnischen Gründen bestimmt eine Überlegung wert. Mit ein paar tausend Euro Gage kommt so eine Tessa dann auch wesentlich günstiger als all die Manager und unterm Strich kann man bei der UBS derzeit sowieso nicht mehr viel falsch machen. Ausser den Untergang noch möglichst attraktiv verpacken.

Und sonst? Die ARD-Moderatorin Monica Liehrhaus soll nach ihrem Koma ansprechbar sein, was mich persönlich sehr freut. Ebenso die News aus dem Hause Albrecht. Ansonsten steht nächste Woche meine Feuertaufe in Sachen Schulpflege an, ich freu mich tierisch. Auch sonst hats ein paar wichtige Termine in der Agenda, es tut sich was. Und wie. Aber erst Mal freu ich mich über den Sieg von OM gestern in Enschede, bedauere die gewalttätigen Ausschreitungen. Morgen gehts ins Stadion, ich tippe auf ne Niederlage. Und am Sonntag freu ich mich auf Oasis, live in Zürich. Endlich mal wieder die Gallagher-Brüder auf einer Schweizer Bühne, das wird toll. Zwischendurch tut auch traurige Musik gut. Übrigens gibts am Sonntag Kontrastprogramm, vor dem Oasis-Gig gehen wir ins Theater11 essen. Und wer haust da jeden Sonntag? Genau, die talent- und Gölafreien Musicstars.

10. Februar 2009

Heute ist der internationale UBS-Tag

Also fast so etwas wie Fasnachtsanfang oder Funny-Hat-Day... Oder simpel gesagt, der Tag der Wahrheit für die äusserst beliebte - ja das war ironisch - Schweizer Grossbank. Die UBS dürfte heute nämlich einen Verlust von bis zu 20 Milliarden Franken für das abgelaufene Geschäftsjahr präsentieren. Hossa, hossa, hossa! Nochmal: 20 Milliarden Franken in einem Jahr.

Wenn das so ist wie es vermutet wird dann wird der Konzern den grössten Verlust seiner Geschichte ausweisen. Und es wird entsprechend Fragen geben: Was passiert mit den Risikopapieren? Wie viele Kunden haben ihre Gelder abgezogen? Oder aus welchen Regionen wurden die Gelder weggenommen?

Als sicher gilt unter den Analysten zudem die Ankündigung weiterer Abbaumassnahmen. Dabei sei alles möglich, wollen Insider wissen. Und das, nachdem ja bereits tausende von Stellen in der Investmentbank gestrichen wurden. Neben den Stellen dürften aber auch das Thema Boni zu diskutieren geben, erst recht nachdem dieses Unwort in den letzten Wochen beinahe täglich in den Medien zu lesen war. Die Bank wird endlich klar Stellung beziehen und Details dazu liefern müssen, wie viel Boni für das abgelaufene Jahr ausbezahlt werden oder wurden. In dem Jahr also, in dem die Grossbank die Hilfe des Schweizer Staates in der Höhe von 68 Milliarden Schwiizer Fränkli beantragen musste.

Dass die oberste Bankspitze ebenfalls zur Diskussion steht versteht sich bei all den Schlagzeilen ja fast von selber. Namen wie Peter Kurer oder Marcel Rohner stehen unter Dauerbeschuss. Dass jetzt allerdings plötzlich noch Joe Ackermann ins Spiel gebracht wird, stärkt mein Vertrauen in die UBS auch nicht unbedingt. Oder besser gesagt, es fördert gar meine Gänsehautbildung. Aber eben, spannend dürfte die UBS-Medienkonferenz heute Dienstag so oder so werden. Die erwähnten Themen werden dafür sorgen und natürlich bin ich dann auch noch auf den simplen Ausblick auf das laufende und das kommende Jahr gespannt. Schliesslich will man doch wissen, wie es mit dem Bankriesen weitergeht und das Unternehmen aus ihrer grössten Krise der Geschichte wieder herausfindet. Ob überhaupt... Und ach ja, nein ich bin seit Jahren kein UBS-Kunde mehr.

23. November 2008

Dijon verliert seinen berühmten Senf

Der weltberühmte Dijon-Senf kommt bald nicht mehr aus der ostfranzösischen Stadt die ihm seinen Namen gab: Das Unternehmen Amora Maille (mein ganz persönlicher Lieblingssenf übrigens) schliesst seine über hundert Jahre alte Senffabrik in Dijon bis Ende kommenden Jahres.

Der Dijon-Senf hatte sich seit Beginn der Senfherstellung in der Mitte des 18. Jahrhunderts unter Feinschmeckern einen Namen gemacht; seit 1937 ist die Bezeichnung gesetzlich geschützt. Nicht nur im Burgund, auch in der französischen Hauptstadt Paris hat Maille einen eigenen Laden - dort werden neben dem Klassiker auch je nach Jahreszeit wechselnde Senfspezialitäten mit Geschmacksrichtungen wie "Parmesan Basilikum", "Dill Limette" und "Mango Thaigewürz" bis hin zu "Gewürzbrot Kastanienhonig" verkauft.

In der Hauptstadt des Burgunds und einem weiteren Werk fallen dadurch fast 300 Arbeitsplätze weg, wie die Firma mitteilte. Gewerkschafter fürchten, dass Amora Maille die gesamte Produktion ins Ausland verlagert. Sie haben Angst, dass Amora Maille die Senfherstellung über kurz oder lang nach Polen, Tschechien und in die Türkei verlegen werde - "wie es bei Gewürzen, Ketchup und Salatsoßen schon der Fall ist". "Dijon-Senf" könnte auch dort hergestellt werden, weil der Begriff die Herstellungsart und keinen Fabrikationsort beschreibt.

Die Senffirma will ihre Aktivitäten nun nach eigenen Angaben in ihrer Fabrik in Chevigny nahe Dijon bündeln. Dort sollen weiterhin der leckere Senf, die Mayonnaise, Essig und die über die Landesgrenzen hinaus bekannten Gewürzgurken hergestellt werden.

5. November 2008

Dear Mister President

Ich gratuliere zur Wahl und wünsche Ihnen und ihrem Land alles erdenklich Gute für die Zukunft.

Barack Obama hat es also geschafft und während seiner Antrittsrede in den frühen Morgenstunden habe ich ein paar Tränchen verdrückt. Wahnsinn! Dieser Mann ist vermutlich einer der grössten Redner die ich je gesehen habe. Was bei seiner Antrittsrede aber zu hören war, das war zum Glück mehr als nur heisse Luft. Oder welcher Präsident hat schon im Moment seines grössten Erfolgs an Minderheiten gedacht und diesen eine bessere Zukunft versprochen? Ebenso hat Obama Grösse bewiesen und in der Stunde des Erfolgs seinem Gegenspieler McCain höflich gratuliert und versprochen, dass er für eine Zusammenarbeit offen sei. Mit viel Würde halt.

Seine Rede war visionär. Er hat von einer 106jährigen, schwarzen Frau erzählt und sich gefragt, was diese Frau wohl jetzt gerade fühle und was sie schon alles erlebt habe in ihrem langen Leben. Heute, am Tag wo der erste schwarze Präsident in der Geschichte Amerikas gewählt wurde. Und Obama hat in dem Moment in die Zukunft geschaut und die Frage gestellt, was seine Töchter - wenn sie dereinst vielleicht auch mal 106 Jahre alt werden - einmal ihren Enkeln erzählen können. Ich bin gespannt....

Obama steht für Hoffnung, Obama steht für einen Wechsel. Das Image der Vereinigten Staaten kann nur besser werden, die USA können nur gewinnen. Mit der Wahl von Barack Obama zum neuen Präsidenten Amerikas habe ich Hoffnung auf neuen Wind in der Wirtschaft, weniger Kriege auf dieser Welt, die Abschaffung der Todesstrafe, Klimawandel, Kampf dem Rassismus und und und... ich hoffe, dass Obama mit genau diesem Druck und all den Erwartungen umgehen kann. Und zumindest ein paar davon erfüllen kann. Seine vielen jungen Wähler, die zum Teil zum ersten Mal an die Urne gegangen sind, werden es ihm danken.

Und bitte man möge aufhören mit den Vergleichen mit Martin Luther King und JFK, deren Biografien haben ein schlechtes Ende genommen. Und Obama hat jetzt erst einmal viel Arbeit vor sich, für eine bessere Welt und da ist ein feiges Attentat nicht eingeplant! Auch wenn die ersten Reaktionen (zum Beispiel) aus dem konservativen Israel und aus dem naziverseuchten White-Trash-Untergrund der USA auf mich nicht gerade beruhigend wirken. Aber wie krank ist es eigentlich, dass sich - wenn auch aus verschiedenen Gründen - diese zwei Gruppierungen plötzlich verbünden....?

Good Luck Mr. President. Ich bin stolz diesen historischen Moment miterlebt zu haben. Übrigens während der ganzen Nacht beim ZDF, der BBC, CNN und Al Jazeera. Die Mischung machts.

26. Oktober 2008

Das Zitat des Tages

Stammt von einem - mir unbekannten - Herrn mit Namen Hans-Werner Sinn. Der gute Mann ist der Chef des ifo-Instituts, eine Einrichtung für Wirtschaftsforschung in München. Er wurde vom deutschen "Tagesspiegel" zur aktuellen Wirtschaftskrise interviewt und dabei ist ihm - er soll den Interviewabdruck authorisiert haben - der folgende Satz über die Lippen gekommen:

"In jeder Krise wird nach Schuldigen gesucht, nach Sündenböcken, auch in der Weltwirtschaftskrise von 1929 wollte niemand an einen anonymen Systemfehler glauben. Damals hat es in Deutschland die Juden getroffen, heute sind es die Manager."

Hoppla, da bin ich ja mal gespannt auf die Reaktionen auf diese Aussage in den nächsten Tagen. Ich persönlich finde diesen Vergleich jetzt - wenn man an die Folgen der Judenverfolgung im zweiten Weltkrieg denkt - brutal an den Haaren herbei gezogen um nicht sogar zu sagen, ziemlich geschmacklos.

Nachtrag! Soviel zum Thema Reaktionen und aus welcher Ecke sie kommen ist war ja auch klar,"heute" meldet jetzt: "Der Generalsekretär des Zentralrats der Juden, Stephan J. Kramer, fordert Sinn auf, seine Aussagen so schnell wie möglich ohne Wenn und Aber zurückzunehmen und sich zu entschuldigen. Der Vergleich sei empörend, absurd und absolut deplatziert, eine Beleidigung der Opfer. Es wäre neu, dass Manager geschlagen, ermordet oder ins Konzentrationslager gesperrt würden. Der Parlamentarische Geschäftsführer der Grünen- Bundestagsfraktion, Volker Beck, sprach in Berlin von einer beispiellosen Geschmacklosigkeit. Er forderte Sinn auf, seine Äußerung zurückzunehmen."

10. Oktober 2008

Wirtschaftskunde à la Fischer

Ich erinnere mich an meine Jugendzeit, als ich mit meinem Vater hie und da mal eine Kneipentour mitmachen durfte. Da sind wir dann mit seinen Freunden jeweils durch Aarau gezogen und für mich gabs immer eine Cola, während die Erwachsenen sich jeweils ein Bierchen gegönnt haben. Die Männer haben solche Abend dann jeweils unter dem Motto "Wirtschaftskunde" abgebucht. Ich hab den Witz damals nicht wirklich kapiert, aber inzwischen ist er mir auch klar.

Kein Wunder also, darf ich mich durchaus als absoluten Wirtschaftsfachmann bezeichnen. Und genau in dieser Rolle schreibe ich heute ein paar Zeilen zum Thema "Die weltweiten Börsen im freien Fall". Bloss, wo soll ich anfangen? Oder anders gefragt, kann ich einfach so zugeben, dass mich die aktuelle Finanzkrise durchaus amüsiert? Mich reizt der Gedanke, wohin diese hausgemachte "Krise" noch führt. Wie und ob sich die Gesellschaft entwickelt, wenn es der Wirtschaft dann mal so richtig mies geht. Ich meine, so lange der Chef der Hypo Real Estate - trotz Pleite seiner Firma - immer noch eine halbe Million Abfindung kriegt, kann es um die Wirtschaft nicht so wirklich schlecht stehen. Leiden tun derzeit vermutlich sowieso eher die Kleinsparer und Privatkunden, weil deren Bankeinlagen nur bis zu einem gewissen Wert gesichert sind. Und wenn ich dann so höre und lese, dass Spekulanten ein paar tausend Franken in den Sand gesetzt und verloren haben, dann tut mir das nicht wirklich leid. Wer spekuliert, der plant den Verlust ein, kann dann auch damit leben und sollte nicht jammern.

In meinen Augen ist die ganze Geschichte sowieo eher eine grosse und selbstgebastelte Hysterie. Die Kurse waren zum Teil viel zu hoch dotiert und gewisse Märkte überschätzt. Nun setzt halt eine Regulierung ein, die dafür sorgt, dass faule Eier aussortiert werden. Wer falsch investiert hat, verliert seine Kohle und - wie gesagt - wer das getan hat, der musste ja eh irgendwann mal damit rechnen. Dass nun Banken, Versicherungen und ganze Staaten mit Hilfe von Steuergeldern versuchen die Wirtschaft zu stabilisieren, das kommt mir dann eher etwas schräg rein. Ebenso, dass Kleinsparer ihr Geld verlieren, weil sie von spekulierenden Bankern schlecht beraten wurden und anstatt ein Sparbuch, ein Portfolio ihr eigen nennen. Obwohl sie vielleicht nicht mal wissen, was genau der Unterschied ist.

Nun, Fazit. Ich bin definitiv kein grosser Kenner der Wirtschaft als solcher. Dass ich die aktuellen Entwicklungen mit etwas Schadenfreude beobachte, werden Kenner der Szene wahrscheinlich als naiv einstufen. Allerdings ist jede Krise wiederum eine neue Chance, es in Zukunft besser zu machen. Und dass die Weltwirtschaft - zumindest auf den Westen bezogen - auf einem zu hohen Level funktioniert hat, das haben wohl inzwischen auch Laien mitgekriegt. So gesehen bin ich gespannt, was passieren wird, wenn die Börsenkurse noch weiter im freien Fall purzeln und die Unsicherheit noch grösser wird. Ob künftig die Menschen ihr Geld dann wieder im Sparstrumpf unter dem Bett aufbewahren und sich beim Autokauf überlegen, ob es wirklich ein Porsche sein muss...

Oder wie es ein ausgewiesener Fachmann sagen würde: "Finanzkrise bringt neue Weltordnung".