6. August 2006

Ein Regentag mit SF DRS

Tut es nicht gut, nach all den Wochen mit Temperaturen weit über 30 Grad mal wieder ein paar Tage kühl und regnerisch? Herrlich! Mal wieder ein Sonntag ohne in der Sonne liegen, literweise Wasser trinken und grillieren. Nein, einfach nur hören wie es draussen regnet, sich auf dem Sofa breit machen und nach Lust und Laune den Kühlschrank plündern.

Heute war so ein Tag. Unser Bewegungsradius ging kaum über 5 Meter hinaus. Aber es war gemütlich. Und an solchen Tagen lieb ich es ein bisschen durchs TV Programm zu zappen. Meine Bilanz: erschreckend! Allen voran die Leistung des Schweizer Staatsfernsehens. Und das im einzigen Land in Europa, in welchem der Staatsfunk keine Konkurrenzsender ertragen muss. Ich habe mir das Programm von heute mal genauer unter die Lupe genommen. In den Morgenstunden gab es sogenannte "Sternstunden" zu den Themen Philosophie, Religion und Kunst. Unter anderem mit einem Gespräch über "den lebenslangen Kampf um die Freiheit des Wortes". Aha, und schon war der Morgen bei SF1 auch schon Vergangenheit. Am Nachmittag dann eine Sendung mit dem Namen "Horizonte", welche sich in 2 Stunden der Liebe, dem russichen Zaren und der Familie Gorbatschow widmete. Danach eni Portrait über Madagaskar und einen Schweizer Fotografen, sowie die Stunde für die Rätoromanen. Am Abend gab es dann ein Spielfilm zu Ehren eines verstorbenen Regisseurs, gefolgt von etwas Comedy und Musik von Mani Matter. Anschliessend gibts Wiederholungen der "Sternstunden".

Hmmm... OK, vielleicht hatte ja SF2 was tolles zu bieten an diesem Regensonntag. Ein Blick ins TV Programm holt mich aber schnell wieder zurück in die Realität. Zwischen 7 und halb 11 Kinderprogramm. Danach übernahm die Kirche das Zepter (schliesslich ist ja Sonntag...), später dann das Formel 1 Rennen und eine wiederholte Wiederholung des Eidgenössischen Blasmusiktreffens in Luzern. Bevor am Abend dann die eingekauften Sendungen wie "CashTV" oder "NZZ Format" über den Bildschirm flimmerten, welche übrigens ab 23 Uhr bereits wiederholt werden. Bis in die frühen Morgenstunden.

Tja... ich gebe es zu, ich bin kein fleissiger Schweizer Fernsehen-Schauer. Am 1. August, dem Nationalfeiertag, war ich nur etwas überrascht, dass ein ganz normales TV Programm gezeigt wurde. Ebenso überrascht war ich über die Tatsache, dass die Schwimm EM - mit Schweizer Beteiligung - zwar auf dem welschen und dem TSI live gezeigt wurde, bei SF aber nicht. Ähnlich verhielt es sich in letzter Zeit bei Tennisspielen (Hingis oder Schnyder), Töff-Rennen oder live Fussball. Während die zweiten Senderketten der TSR oder der TSI regelmässig Sport bringen, gibts bei SF2 regelmässig dumme Serien oder blöde Trickfilme. Und wie in einer Medienmitteilung des Schweizer Fernsehens zu lesen war, wird das auch bei der Leichtathletik EM, welche diese Woche in Göteborg stattfindet - nicht anders sein. Während die deutschen oder französischen Sender täglich live berichten, beschränkt man sich beim SF "auf die wesentlichen Entscheidungen".

Ich schreibe das Ganze eigentlich nur, weil vor einiger Zeit in den Medien zu lesen war, dass das Schweizer Fernsehen um die Publikumsgunst kämpfe und die Zahlen zurückgehen. Kein Wunder, oder? Da ist mir sogar egal ob eine Sendung wie "Lüthy & Blanc" abgesetzt wird, ich habe ehrlich gesagt noch keine Folge dieser Soap gesehen. Und überhaupt, auch wenn es mal nen Sonntag lang regnet und stürmt, der rote Knopf auf der Fernbedienung ist mir - wenn es ums Schweizer Fernsehen geht - immer noch der Liebste.

5. August 2006

Auf zu den "Chatzestrecker"

Ja, OK ich geb's ja zu: ich bin ein Fussballfan. Und ja ich geb ja auch zu, dass ich mich auf heute Abend ganz besonders freue. Das Spiel gegen unseren Lieblingsgegner FC Luzern steht auf dem Programm. Auf der Bank mit Ciri Sforza ein alter Bekannter und auf den Stehrampen die Luzern Fans. Uns verbindet quasi eine Hassliebe. Immerhin hab ich mal in Luzern gearbeitet und gewohnt. Trotzdem, wie hat Campino einmal richtig gesagt: "Den Club wechselt man im Gegensatz zu seiner Frau ein Leben lang nicht!" Und darum schlug mein FC Aarau Herz auch während meiner Luzern Zeit für Schwarz-Weiss-Rot.

Tja, die Sicherheitsvorkehrungn rund ums Stadion sind leider massiv verschärft worden seit der letzten Begegnung in Luzern. Ist ja auch schon ein paar Jahre her, der FCL war nämlich abgestiegen und fristete ein Unterklassen-Dasein. Da gab es zwar mal noch eine Pokalpartie in Aarau, die hab ich aber schnell verdrängt. Bilder siehe oben (die Jungs auf dem Foto sind übrigens keine Hooligans, die Provokation kam klar von Seiten der Gästefans aus Luzern )! Jedenfalls ist unser Lokal, in welchem wir vor den Spielen in Luzern jeweils pflegten hinzugehen heute geschlossen. Aus Sicherheitsgründen. Bier soll es auch keins geben, ist aus der Leuchtenstadt zu hören ist, ebenso ist das FCL-Stübli für uns tabu. Und überhaupt: rein ins Stadion, Spiel schauen und wieder raus aus dem abgesperrten Sektor. Nix mit gemütlich Bierchen trinken nach dem Spiel. Nö, in Luzern gibts (analog Zürich, Basel, Bern oder Schaffhausen) gewaltbereite Jungs, welche sich den Samstagabend damit versüssen, harmlose Aarauer jagen zu wollen. Tja, da kann man wohl nix machen. Trotz Luzerner Seenachtsfest werden die meisten Gäste nach dem Spiel wohl oder übel wieder nach Hause reisen und da das Feierabendbier geniessen.

Dem sagt man dann wohl Kulturaustausch... ach ja, wieso eigentlich "Chatzestrecker"? Hier die Erlkärung eines Luzerners:

"Berner sind "Mutzen", Basler nennt man "Bebbi", Zürcher heissen im Volksmund "Hegel". Und die Luzerner werden "Chatzestrecker"genannt. Ein liebevoller Kosename, der noch aus der Zeit stammt, in der die frommen Luzerner die Hügelkette "Chatzestrick" überqueren mussten, um zum Wallfahrtsziel Einsiedeln zu gelangen. Und Chatzestrecker deshalb, weil man wohl dachte, dass die Luzerner vermutlich doch nicht so fromm seien, wie sie scheinen. Heute ist man sich einig: Die Eigenarten, die man einer Katze zuschreibt, sind den Luzernern sympathisch. Gerne nennen sie sich schlau, verschmust und – sie lieben erlesene Köstlichkeiten!"

Alles schön und gut, aber ich sage: Luzerner essen einfach für ihr Leben gerne Katzen! Punkt.

4. August 2006

Da kommt ein Virus geflogen

Schon bald ist es wieder soweit und die Vogelgrippe ist in aller Munde... natürlich nur im übertragenen Sinne. Die ersten Zugvögel treffen derzeit an den kühlen Ost- und Nordseestränden ein..Und wie immer um diese Jahrezeit sind diese Strände in Holland, Belgien, Deutschland oder Polen natürlich knall voll mit Touristen. Keiner von ihnen denkt mehr daran, dass im Frühjahr die Vogelgrippe noch auf der Insel Rügen Einzug gehalten hat. Warum auch, der Jahrhundertsommer lässt einem so manches vergessen. Dabei wurde erst gestern in Dresden ein Schwan mit dem H5N1-Virus entdeckt, unter Ausschluss der Öffentlichkeit wie es scheint.

In diesen Tagen jedoch hat das Friedlich-Löffler-Institut für Tiergesundheit von der deutschen Insel Riems gemahnt, diese Tierseuche weiterhin ernst zu nehmen. Ebenso die Stallpflicht, welche seit Mai in weiten Teilen Deutschlands wieder gilt. Aus Rumänien, Dänemark, Ungarn und Spanien wurden zudem in den vergangenen Wochen neue Vogelgrippefälle gemeldet. Experten gehen gar noch einen Schritt weiter und befürchten, dass sich das Virus auch über den Sommer als unbemerkter Dauergast bei den Vögeln eingenistet hat, die Krankheit bei den Tieren aber derzeit noch nicht ausgebrochen ist.

Mit der grösseren Vogeldichte steigt die Gefahr, dass das Virus auch wieder auf andere Tiere (wie zum Beispiel Hauskatzen) übertragen werden kann, mahnt das deutsche Institut. Die WHO warnt indess weiter vor einer Pandemie, erst zu Beginn dieser Woche sind auf der Insel Sumatra ein Vater und sein Sohn dem H5N1 Virus zum Opfer gefallen. Der genaue Übertragungsweg ist bislang noch unklar.

Ich schreibe diese Zeilen aber nicht, um jemandem Angst zu machen. Im Gegenteil, diese ganze Vogelgrippe Hysterie passt mir ganz und gar nicht. Was ich von den Behörden und den Medien diesbezüglich erwarte ist, eine sachliche Information. Das Thema Vogelgrippe ist ernst zu nehmen, es könnte unter Umständen tatsächlich zu einem grossen Problem für die Menschheit werden. Allerdings ist das Problem ja beim besten Willen nicht neu. Die Regierungen sämtlicher Industriestaaten kennen das H5N1 Virus (zwar in veränderter Form) schon seit Jahren. Nur hat es niemand so richtig ernst genommen und entsprechend dafür dann Geld locker gemacht.

Was der Mensch nicht kennt, das macht ihm Angst. Und genau so verhält es sich bei diesem Vogelgrippe-Virus. Eine Krankheit, die in erster Linie immer noch eine Tier-Seuche ist. Aber wenn Boulevard-Zeitungen natürlich Soldaten in Schutzanzügen abbilden, welche verseuchte Hühner abtransportieren, dann macht das schon Angst. Und genau da zweifle ich an der Informationspolitik der Schweizer Behörden. Während im vergangenen Frühjahr in Deutschland schnell informiert und gehandelt wurde, hat das Bundesamt für Gesundheit über Wochen auf beruhigen gemacht. Informiert wurde nicht! Es wurden zwar Spezialisten der Vogelwarte Sempach gezeigt, welche Zugvögel kontrolliert haben. Wer diesen Experten aber genauer zugehört hat, der hat gemerkt, der Aufwand der Schweiz lässt eine genaue Kontrolle gar nicht zu.

Während in Deutschland nun also das Problem bereits wieder an die Hand genommen wird - und sei es nur mit Informationsblättern für betroffene Landwirte oder See-Anstösser - ist in der Schweiz die Vogelgrippe noch ganz weit weg. Hier bewegt noch das Grill-Verbot oder das verregnte DJ Bobo Konzert in Engelberg. Und nachdem sich unsere Nachbarländer so gut als möglich auf die Zugvögel vorbereitet und ihre Einwohner entsprechend informiert haben, kommt dann irgendwann auch noch die Schweiz hinter dem Ofen hervor. Irgendwann wird es eine Stallpflicht geben, die Männer der Vogelwarte Sempach werden wieder zahlreiche Vögel kontrollieren und der Mann vom BAG wird uns sagen: "Wir haben die Sachlage im Griff" und ich werde wieder nur schmunzeln und mich fragen, warum ich ihm nicht glaube...

3. August 2006

Die Erben des Vietnamkriegs

Es gibt es noch, das intelligente Fernsehen. So geschehen gestern Abend in der ARD. Zu sehen war der Film "Das Erbe des Vietnamkriegs". Und einmal mehr musste ich mich fragen, wie wäre wohl eine Welt ohne den grossen Einfluss der USA... Die Dokumentation von James Pastouna hat die folgende Geschichte erzählt:

Ho Sy Hai war 22 Jahre alt, als er für die nordvietnamesische Armee nachts Waffen und Verpflegung in den Süden zu transportierte. Tagsüber versteckte er sich in Höhlen und Tunneln, denn dann versprühten die US-Soldaten über dem Dschungel und den Mangrovenwäldern Entlaubungsmittel. Dass es sich um das gefährliche Agent Orange handelte, wusste Ho Sy Hai damals nicht. Er kehrte nach dem Krieg in sein Dorf zurück, heiratete und wollte eine Familie gründen. Seine Tochter starb nach der Geburt und die Kinder, die er später bekam, waren alle behindert.

Nach neuesten Forschungen versprühte die US-Armee während des Krieges 80 Millionen Fässer toxischer Chemikalien. Weil der vietnamesischen Regierung das Geld für großflächige Bodenversiegelungen fehlt, ist das Gift auch 30 Jahre nach Kriegsende noch im Nahrungskreislauf. Schätzungsweise zwei bis vier Millionen Menschen sind von den Spätfolgen betroffen.

Noch immer werden verkrüppelte und kranke Kinder ohne Überlebens-Chance geboren. Die meisten Opfer können gar nicht oder nicht angemessen medizinisch versorgt werden. Inzwischen engagiert sich die katholische Kirche mit eigenen Heimen und Gesundheitsstationen für die Opfer von Agent Orange. Eine Initiative von Betroffenen hat zudem 2004 vor einem amerikanischen Gericht gegen US-Chemiefirmen Klage eingereicht. Ein US- Bundesgericht wies die Klage im März 2005 ab, aber die Kläger gingen in Berufung. Das Urteil steht noch aus.

Dagegen zahlten bereits im Jahr 1984 sieben in den USA ansässige Chemieunternehmen 180 Millionen Dollar Entschädigung an US-Kriegsveteranen, um deren Klage zu verhindern. Einen Zusammenhang zwischen den zahlreichen behinderten Kindern und dem Einsatz von Agent Orange bestreiten die USA jedoch bis heute!

PS: Auch während der 48stündigen Waffenruhe in Nahost dauern die israelischen Angriffe auf den Libanon und die Palästinenser an, unbehelligt und unter der Augen der US-Weltpolizei! Und auch hier gilt, laut der Unicef sind in diesem "Krieg" bisher deutlich mehr Kinder als Soldaten ums Leben gekommen. Das Wort Krieg übrigens deshalb in Anführungs- und Schlusszeichen, weil es ja bis heute "nur" ein Konflikt ist. So dürfen die israelischen Clubs z.B. in der UEFA Cup Quali mitspielen, was kriegsführenden Ländern untersagt ist. Und bis heute konnte noch keine gültige UNO Resolution verabschiedet werden!

2. August 2006

Gedanken zum Nationalfeiertag

Naja, zugegebenermassen einen Tag zu spät. Aber wer hat schon Lust sich am 1. August an den Computer zu setzen und - mehr oder minder - sinnvolle Gedanken von sich zu geben. OK, die Politiker habens mal wieder getan. Egal ob Bundes-, National- oder Ständerat überall waren sie zu sehen und zu hören. BR Samuel Schmid zum Beispiel war auf dem Schloss Lenzburg und musste da von Polizeikräften geschützt werden, weil der rechte Mob die Party stören wollte. Auf dem Rütli war es in diese Jahr dafür äusserst ruhig, die Rechten hatten scheinbar keine Lust den Worten eines pensionierten Managers zu lauschen. Und überhaupt war das Anmelde und Einlass-Prozedere scheinbar so kompliziert, dass sich auch politisch neutrale Schweizerinnen und Schweizer abschrecken liessen. Jedenfalls war die Bundeswiese erst nur halb voll und alls dann ein Platzregen kam, innert Sekunden leer.

Ach ja, als ob wir in diesem Land nicht genug redenschwingende Politiker hätten, bemühen sich jetzt auch noch B- (oder waren es gar C-) Promis zu den 1. August Feiern und parlieren über Gott und die Welt. So zum Beispiel der ehemalige Mister Schweiz Renzo Blumenthal. Er verzichtete - nach eigenen Angaben - auf politische Aussagen. Schlagworte wie "Mut", "Stolz" und "Weltmacht" lassen bei mir jedoch Zweifel aufkommen, wie unpolitisch diese Rede wirklich war.

Tja und dann stand der 1. August 2006 dank einem weiteren Jahrhundertsommer (wie manchen von diesen hatten wir in den letzten Jahren überhaupt schon?) unter einem ganz besonderen Stern: In gewissen Kantonen war grillieren verboten, in anderen das Abfeuern von Feuerwerk und wieder in anderen war eigentlich gar nix erlaubt, was mit Feiern zu tun hat. Bei uns im Kanton Aargau war gar nichts untersagt. So war auf der Gisliflueh ein schönes Höhenfeuer zu sehen, der Duft von Grillwürsten war zu vernehmen und die Knallerei dauerte bis spät in die Nacht. Unser Hund hat sich übrigens erst gegen 2 Uhr in der Früh zum ersten Mal nach draussen getraut. Nicht zuletzt weil unser Nachbar eine Ego-Party gefeiert und in regelmässigen Abständen mit ner Pistole in die Luft geknallt hat.

Aber eben, der Schweizer Nationalfeiertag lehrt uns Jahr für Jahr tolerant zu sein. Ich persönlich habe gerne Feuerwerk, obwohl ich selber nie was kaufe. Viel zu teuer und rund um mich herum fliegt so viel durch die Gegend, dass ich mich jeweils gemütlich bei einem Glas Wein aufs Hausdach setze und das Spektakel geniesse. Und heimlich rate, wie teuer wohl welcher Böller gewesen sein mag. Aber eben, ich laufe da wohl eh etwas ausser Konkurrenz, der wahre 1. August ist für mich der 14. Juli. Aber behalten Sie das bitte für sich. Sonst krieg ich am nächsten Nationalfeiertag Probleme mit dem rechten Mob ;-)