6. März 2007

Wir, die "Klima-Würstchen"

Täglich gibt es in den Zeitungen Schlagzeilen über die klimatische Entwicklung unseres Planeten. Ich gebe zu, so langsam aber sicher machen mir gewisse Prognosen schon Sorge. Die Frage die man sich dann zwangsläufig immer wieder stellt ist, was kann ich persönliche gegen die Entwicklung tun...


Auf stromfressende Glühbirnen soll ich verzichten. Nicht mehr so häufig Auto fahren. Den Standby-Knopf am Fernseher drücken. Bei Nebel kein Feuer machen wegen dem Feinstaub und so weiter. Ok, da habe ich auch keine Probleme mit und bin gerne bereit mich anzupassen. Allerdings komme ich mir immer vor wie das kleine Würstchen, das mit seinen Taten nicht mehr als den berühmten Tropfen auf den heissen Stein beitragen kann. Denn der Verhältnisblödsinn der findet an anderen Orten statt. Tag für Tag.

Vor einigen Wochen habe ich eine Werbung von einem Reisebüro gesehen: 3 Tage Karneval in Rio. Flug, Party, Rückflug. Oder Billigflieger bieten Kurztrips nach London etc an für unter 100 Franken. Während der Zug nach Hamburg über 250 Franken kostet. Weitere Beispiele gefällig? Die ersten Grossverteiler bieten in diesen Tagen die ersten Spargeln an. Gezüchtet in Mexiko, verschifft nach Europa. Das Steak kommt aus Brasilien. Die Erdbeeren zum Nachtisch aus den USA. Und zu allem Überfluss findet in der Schweiz derzeit eine Diskussion über den Bau eines neuen Atomkraftwerks statt, dabei gäbe es die Möglichkeit alternative Energien zu fördern.

Der Wahnsinn findet aber auch im Kleinen statt. In unserer Nachbarschaft finden sich Menschen die ihre Karre Tag für Tag über ein Dutzend mal aus der Garage mit dem elektrisch gesteuerten Garagentor holen. Um dann einmal kurz Zigaretten, beim nächsten Mal ne Dose Cola, beim dritten Mal einen Hamburger und so weiter und so weiter zu holen. Dabei ist erwiesen, dass Autos den grössten Schmutz verursachen, wenn sie andauernd für Kurzstrecken eingesetzt werden. Aber eben, wenn man so anfängt zu suchen, dann resigniert man dann wohl ziemlich schnell mal und fragt sich dann am Schluss "warum soll ich was tun, wenn ja die anderen Menschen auch nichts machen?"

Genau da ist für mich der springende Punkt: jeder ist für Umweltschutz, nur was machen dafür will er nicht. Die USA macht nur mit, wenn China auch mit macht. Herr Müller macht nichts, so lange Frau Meier sich nicht auch bemüht. Und so werden die verbleibenden Jahre bis zum Kollaps auch noch vergehen und ausser grosse Worte von Politikern (in der Schweiz ist gerade Wahljahr) wird nichts passieren. Die Ferien werden auch künftig lieber in Mallorca als im Berner Oberland gebucht und der Fisch soll auch weiterhin lieber aus Thailand als aus dem Bielersee kommen...

5. März 2007

Die Schweiz hat ihren Musicstar!

Und es gibt sie doch noch, die unerwarteten Überraschungen in der instrumentalisierten Medien-Landschaft: Fabienne Louves ist der neue Schweizer Musicstar. Gestern Abend fiel die Entscheidung, live im Schweizer Fernsehen. Die - nach dem Ausscheiden von Börni - als Favoritin gehandelte Sandra Wild zeigte zwar mit ihren 2 Songs, dass sie tatsächlich singen kann. Aber sie unterstrich auch zweimal mehr, dass sie zu glatt, zu perfekt, zu glitschig und zu unpersönlich ist. Etwas, das beim Schweizer TV-Publikum scheinbar nicht ankam.

Die 3 Finalisten durften je 2 Songs interpretieren. Für Brian war jedoch schon nach dem ersten Titel Schluss, wer wurde vom Publikum raus gewählt und hatte mit der Entscheidung nichts mehr zu tun. Mir persönlich fiel ein Stein vom Herzen. Ich konnte schon mit unserem Mundart-Rock-Bauer "Gölä" nichts anfangen, eine Kopie des Berner Schwerenöters hätte ich dann nicht auch noch gebraucht. Brian sang dann - so quasi als Zugabe - auch noch einen Titel von Gölä, was mir persönlich eine Pinkelpause ermöglichte.

Im "finalen Finale" dann also die zwei Girls Sandra und Fabienne. Während Sandra wie erwähnt ihre Songs wie immer (zu) perfekt zum Besten gab, versemmelte Fabienne ihren ersten Titel komplett in dem sie als Luzernerin es im Walliser Dialekt versuchte. Was zum Scheitern verurteilt war. Als zweiten Songs gab es dann von der quirrligen jungen Frau mit der schokobraunen Hautfarbe einen Song von Tina Turner. "Simply the Best"! Die gesanglichen Qualitäten liessen - vermutlich wegen der Nervosität - auch bei diesem Titel etwas zu wünschen übrig, Fabienne legte jedoch ihr ganzes Herzblut in die 2 Minuten. Der Titel endete mit einem Heulkrampf der jungen Frau aus Luzern. Was vermutlich auch den coolsten Zuschauer weich machte.

Fazit: Fabienne hat gewonnen. Ob sie Erfolg haben wird, das wird sich zeigen. Ich persönlich glaube, dass wir in der Schweiz eher den "Christina-Stürmer-Effekt" haben werden, sprich, Börni oder Sandra werden wohl mehr Platten verkaufen als Fabienne. Unter dem Strich glaube ich aber, dass diese "Musicstar"-Staffel zwar unterhalten konnte, aber auch aufgezeigt hat, dass die Grenzen von solchen Formaten erreicht sind. Die meisten Kandidaten werden wohl irgendwie ne Single aufnehmen oder auf nem Privat-TV-Sender "Hot-Button"-Spiele anmoderieren. Aber in einem halben Jahr werden wir uns an keinen von ihnen mehr erinnern.

Ok, Rebecca wird vielleicht als Musical-Darstellerin Erfolge feiern, Börni darf sich mit ihrer Punk-Band über vermehrtes Interesse des Publikums freuen, Sandra gibt in Japan das eine oder andere Autogramm mehr als früher und Fabienne wird glücklich sein, wenn ihre erste CD im Manor im Regal steht. Alles schön und gut, aber den eigentlich Titel "MusicSTAR", den verdient auch nach dieser Staffel niemand.

Die Entdeckung der abgelaufenen Staffel war in meinen Augen Moderatorin Andrea Jansen. Ein absolutes Talent. Kompetent, witzig und attraktiv. So gesehen, hat sie Sendung wenigstens einen Star heraus gebracht. Ach ja, Grüsse noch an die Zeitschrift "Schweizer Illustrierte", hübsch verspekuliert mit dem heutigen Titelbild der vermeindlichen Musicstar-Gewinnerin Sandra!

PS: Wer übrigens heute an dieser Stelle eine Berichterstattung zum gestrigen Fussballspiel erwartet hat, dem sei gesagt, irgendwo hat auch mein Masochismus seine Grenzen. Ein Spiel wie das gestrige verdient keine Zeile...

2. März 2007

Non à Sarkozy!

Wahljahr in Frankreich. Der rechts gerichtete Nicolas Zarkozy erfreut sich in den letzten Wochen einer erhöhten Beliebtheit. Er hat es geschafft, zahlreiche Künstler hinter sich zu vereinen. Als "Heimweh-Franzose" sage ich NEIN zu Zarkozy. Schliesslich war er es, der mit seinen bescheuerten Aussagen für die Unruhen in den Pariser Banlieus gesorgt hat. Er ist vehement gegen die aktuelle Einwanderungs-Politik, dabei ist sein Vater aus Ungarn geflüchtet...

Dieses Video bringt genau diese Problematik genial auf den Punkt:

La Hora sin demora

Peru hat chronischer Unpünktlichkeit den Kampf angesagt: Bei Sirenengeheul und Glockengeläut stellten Einwohner in der Hauptstadt Lima gestern um Punkt zwölf Uhr ihre Armbanduhren, um künftig Termine korrekt einzuhalten. Während Zuspätkommen in südamerikanischen Ländern oft als liebenswerte Gewohnheit gilt, spricht der peruanische Präsident Alan Garcia von einer „schrecklichen, fürchterlichen und schädlichen“ Marotte. Pünktlichkeit habe mit Respekt gegenüber anderen zu tun, und Zeit zu vertrödeln schade dem Land, betont der Staatschef.

Sein Vorgänger Alejandro Toledo sah das noch anders: Zu Veranstaltungen kam er mitunter bis zu zwei Stunden zu spät und trudelte sogar zu Garcias Amtseinführung im vergangenen Juli mit 45 Minuten Verspätung ein, unbeeindruckt von den zahlreichen geladenen ausländischen Politikern.

P.S.: Einziger Schönheitsfehler war, dass Präsident Alan Garcia mit 15 Sekunden Verspätung zur offiziellen Zeremonie kam....

1. März 2007

Adrian Weyermann - "Pool"

Die CD "Pool" von Adrian Weyermann lag bis heute morgen auf meinem Schreibtisch. Und das schon ziemlich lange. Ich habe sie mir immer mal wieder angehört und mir gesagt, "so, jetzt schreibst du dann mal ne CD-Kritik über das Album". Irgendwie hat mich aber über all die Wochen die Muse nicht geküsst. Ich gebe es offen zu, ich hatte Vorurteile was die Musik von Adrian Weyermann anging. Mir kam immer der kleine Adi in den Sinn, der mit 15 Jahren der Frontbube der Zürcher Punkband "Crank" war. In den letzten Tagen musste ich allerdings feststellen, dass mein iPod immer mal wieder die gleichen Songs abgespielt hat. Allesamt von Adrian Weyermann. Ein gutes Zeichen!

Die Zeit ist also reif die Vorurteile abzubauen. Ok, Weyermann mag ein Liebkind gewisser Schweizer Medien zu sein, aber solche gibts viele. Die Anzahl der Schweizer Prominenz ist auch nicht wirklich gross. Aber nun zur PlatteGefreut hat mich die Tatsache, dass der Künstler sein aktuelles Album "Pool" live eingespielt hat. Also nicht heute die Gitarre, morgen das Schlagzeug, am Weekend dann die Orgel und am Montag wird alles zusammen gemischt. Nein, man hört bereits vom ersten Ton weg, da macht einer Musik. Und dieser positive Eindruck zieht sich dann durch die ganzen 12 Songs.

Es tauchen Pianos, Hammond-Orgeln, Keyboards und Cellos auf. Dabei vergisst Weyermann aber nicht seine Wurzeln und die liegen beim Punk. Immer mal wieder schrammt eine harte und manchmal leicht verstimmte Gitarre in den Vordergrund. Das wirkt aber nie aufgesetzt. Ebenso wenig wie Weyermanns Stimme, die in gewissen Songs "rotzig" daher kommt, was aber durchaus zur Art der Musik passt. Alles in allem ein sehr melodiöses Album. Mit vielen, kleinen Überraschungen.

Im Song "Mirror Ball" gibts ein ausgedehntes Gitarrensolo, wie man es aus den frühen 70 Jahren kennt. Der Titelsong "Pool" erinnert irgendwie an den Beat der sechziger Jahre. Es gibt rotzfrechen - angepassten - Punk der Eighties. Die Platte erinnert irgendwie an eine Zeitreise in das Schaffen des Mannes mit Jahrgang 1974. Eine Reise die aber zu keinem Zeitpunkt langweilig wird. Im Gegenteil, man ist nach jedem Song gespannt, was als nächstes kommt.

Adrian Weyermann hat sich auf die Produktion dieses Albums speziell vorbereitet. So hat er fast anderhalb Jahre lang im Zürcher El Lokal Montag für Montag auf der Bühne gestanden und live gespielt. Immer wieder in anderer Besetzung, mit Musikern verschiedenster Couleur. Das El Lokal sei zu seinem zweiten Wohnzimmer geworden, sagte er darum unlängst in einem Interview. Und diese Praxis zahlt sich nun aus. Weyermann ist definitiv reifer geworden und hat endlich seinen Stil gefunden.

In diesem Sinne, ein tolles Album. Völlig unschweizerisch, was bei all dem Schrott der in letzter Zeit in unserem Land so angeschwemmt wurde, richtig Spass macht. Daumen nach oben und Ausschau halten nach Konzert-Terminen in eurer Region.

Ach ja, mein Favoriten: "Street", "I'm a Fool to want you" & "One Song", Ausschnitte aus dem Album gibts auf Adrian Weyermanns Homepage (Link oben im Blog-Titel)