3. Mai 2007

Klima-Botschafter Knut

Aus Knut wird also bald ein Kinderbuch-Star und er kriegt auch eine eigene Website. Die Macher wollen so Knuts unheimliche Popularität ausnützen und so Kinder - unter anderem - auf die Klimaerwärmung aufmerksam machen. Dazu hat sich der "Harry Potter"-Verlag die nötigen Rechte gesichert. Grundsätzlich gesehen eine gute Idee. Ich frage mich bloss, warum es dazu erst den Knut gebraucht hat. Unser Lehrer hat uns damals schon prophezeit, dass es in einigen Jahren in unseren Flüssen Krokodile geben könnte und wir uns die Fahrt in den Süden, nur der Wärme wegen, ersparen können. Zugegeben, wir haben damals noch geschmunzelt, kein Wunder, denn im Winter gab es auch regelmässig ein paar Meter Schnee und der Sommer hat auch noch nicht im März angefangen.

Zu dieser Zeit gab es halt noch keinen Knut und trotzdem hat unser Lehrer uns Schüler auf das Thema Klimaveränderung sensibilisiert. Heute scheint es, als dass die Kinder ihren Lehrern wohl nicht mehr einfach so glauben wollen. Also muss ein Maskottchen her. Etwas, dem die Kinder vertrauen oder jemand zu dem sie hinauf schauen. Lehrer gelten da nicht. Und da kommt natürlich so ein kleiner, putziger, weisser Eisbär gerade richtig.

Falls die Knut-Aktion von Erfolg gesegnet ist, dürften bald auch andere Botschafter im Einsatz sein um unsere Jugend aufzurütteln. Da könnte ich mir dann vorstellen, dass sich Tokio Hotel gegen das Flatrate-Saufen aussprechen. Die Teletubbies könnten einen Aufruf gegen Drogenkonsum starten. Die Band Revolverheld unterstützen eine Kampagne gegen Waffen an öffentlichen Schulen oder die Killerpilze fordern: "Keinen Sex ohne Gummi!"

2. Mai 2007

Ein herrlicher Versprecher II

Die Eishockey-WM in Russland liefert auch heute wieder ein linguistisches Highlight. Verantwortlich dieses Mal der Moderator des Schweizer Fernsehens, Rainer Maria Salzgeber. Er sitzt im Studio in Zürich und begrüsst seinen Experten mit den folgenden Worten:

"Ich begrüsse heute Abend unseren Experten, den ehemaligen Profi-Eishockeyspieler...
Hole Fiegenstein...."


Es folgt Stille und ein Gast der ziemlich amüsiert aus der Wäsche schaut. Heisst dieser Mann doch eigentlich Felix Hollenstein. Ok, während seiner Aktivzeit hat ihm tatsächlich niemand seinen richtigen Namen gesagt. Man kannte ihn dann aber doch eher unter seinem gängigen Spitznamen "Fige Hollenstein", nicht wahr Herr Salzgeber?!

1. Mai 2007

Bombenalarm? Hossa, Hossa!

Heute Nachmittag zufällig bei Google News Schweiz entdeckt. Tja, darüber was unterhaltsam ist und was nicht, kann man streiten...

Die weiteren Themen in der Kategorie "Unterhaltung" waren zu diesem Zeitpunkt übrigens "Buchvertrag für Eisbär Knut", die Nominierungen für die MTV-Awards und eine Reportage über das Modelabel von Kate Moss.

Keine Macht für Niemand!

Heute ist nämlich wieder der 1. Mai. Zeit also für die ehemaligen Spontis mal wieder die brühwarmen Sprüche von damals aus der Schublade zu holen. Die Gewerkschaften mussten in den vergangenen Jahren jedoch selber feststellen, dass der 1. Mai an politischer Bedeutung verloren hat. Und das trotz verschärftem Arbeitskampf, Arbeitslosigkeit und sozialen Ängsten. Wer in diesen Tagen die Wirtschaftsschlagzeilen liest, wird das Gefühl auch nicht los, dass irgendwas mit dem "Aufschwung" nicht ganz so ist, wie man sich das vorgestellt hat.

"Ein Streik gegen den Aufschwung"
"IG Metall: Die Zeichen stehen auf Streik"
"Verdi will Telekom mit Streik bezwingen"


Dies nur ein paar Schlagzeilen aus den Zeitungen von gestern. Aufschwung sieht anders aus. Milliardengewinne bringen nichts, wenn sie daraus entstehen, dass zuvor tausende Arbeitsplätze wegrationalisiert wurden. Diese Gewinne bringen zudem erst recht nichts, wenn nur die Firmenbosse davon profitieren und das Geld nicht an ihre Mitarbeiter (Stichwort Mindestlohn) weitergeben.

Aber eben, ob der 1. Mai da etwas helfen kann? Wohl kaum. Viele Arbeitnehmer haben an diesem Tag ja eh frei und kümmern sich entsprechend lieber - wenn sie schon mal Zeit dafür haben - um ihre Familie und die Freizeit. Klassenkämpfe werden nur noch von den überzeugten Sozis, den Gewerkschaften oder - leider - von schwarz vermummten Chaoten zelebriert. Das Umdenken in den Köpfen der Machthaber muss sowieso in den restlichen 364 Tagen stattfinden. Denen macht auch so ein 1. Mai keinen grossen Eindruck mehr.

Der Titel dieses Posts hab ich übrigens von den "Scherben" geklaut. Eine der letzten, wirklich politisch engagierten Bands. "Ton, Steine, Scherben" das waren Rio Reiser, RPS Lanrue, Kai Sichtermann und Wolfgang Seidel. In den frühen 70er Jahren lehnten sie sich mit sozialkritischen deutschen Texten gegen das Establishment auf. Zu ihren grössten Hits gehören u.a. "Macht kaputt, was euch kaputt macht", "Wir streiken", "Keine Macht für Niemand", "Warum geht es mir so dreckig" oder der "Die letzte Schlacht gewinnen wir". Alles Lieder übrigens, welche bis heute gerne von Linksautonomen als Soundtrack für Demonstrationen gebraucht werden.

Für mich waren die Scherben seit frühester Zeit von grosser Bedeutung. Nur wenige Bands und Musiker haben mich seither - musikalisch, inhaltlich und entsprechend politisch - so geprägt wie die Truppe um Rio Reiser. Bis zum heutigen Tag haben zahlreiche Texte ihre Aktualität nicht verloren. Umso trauriger, wenn der olle Mediamarkt dann Rio's Song "König von Deutschland" braucht um seine neueste Werbekampagne musikalisch zu unterstützen. Revolution meets Kommerz!

In diesem Sinne werde ich am heutigen 1. Mai von der Strasse fern bleiben, mir lieber mal wieder ein paar alte "Scherben"-Platten reinziehen, in Bettian Röhls Buch "So macht Kommunismus Spass" lesen und mir was chinesisches zum Nachtessen kochen.

Herzschlagfinale

Dieses Wochenende gibts für alle Fussballfans Leckerbissen en masse. In der deutschen Bundesliga kommt es zum High-Noon um die Meisterschaft. Die besseren Karten am letzten Spieltag liegen eindeutig beim VfB Stuttgart. Zu Hause ein Sieg gegen Energie Cottbus, das sollte zu machen sein. Der "Meister der Herzen" (siehe Video unten) muss zu Hause Bielefeld besiegen und dann auf einen Ausrutschter vom VfB hoffen. Nur dann reicht es nach fast 50 Jahren mal wieder zur Meisterschaft. Sowohl in Stuttgart, als auch in Gelsenkirchen gibts Public Viewing-Plätze, es dürfte eine Stimmung herrschen wie im letzten WM Sommer. Viel Spass allen Beteiligten.

Meine Sympathien sind diesbezüglich übrigens nicht wirklich verteilt. Die Schalker sind ganz OK, die Menschen aus dem Ruhrpott haben so was Spezielles, das mir irgendwie gefällt. Eine Art Outlaws. Zudem hätten sie es nach so langer Zeit tatsächlich mal wieder verdient, einen Meistertitel zu holen. Erst recht, weil diese Region sonst nicht gerade von Luxus und Erfolg gesegnet ist. So gesehen gilt in diesem Fernduell zumindest jeder zweite meiner Herzschläge für die Königsblauen.

Aber eben, die Stuttgarter sind auch nicht ohne. An den letzten Meistertitel mit Guido Buchwald und Co. mag ich mich sogar noch erinnern. Das Schwabenland gilt, im Gegensatz zum Kohlenpott, als wohlhabend. Die Begeisterung rund um den VfB ist in den Jahren der Erfolglosigkeit eher etwas zurück gegangen. Trotzdem, auch ans Gottlieb-Daimler-Stadion habe tolle Erinnerungen. Zudem hat VfB-Trainer Veh im letzten Sommer eine spannende Mannschaft zusammengestellt. Mit vielen jungen Spielern und eher unbekannten Verstärkungen aus dem Ausland. So gesehen hätte es also auch der VfB verdient.

A propos verdienen, Energie Cottbus dürfte morgen bei einem Sieg in Mercedes-City, zünftig Kohle verdienen. Ich nehme mal an, dass Schalke einen hübschen Scheck bereit gelegt hat, für den Fall, dass Cottbus Schützenhilfe leistet. Während bei den beiden Meisterschaftsanwärter und deren Fans die Nerven blank liegen dürften, bietet der Bundesliga-Samstag allen neutralen Fussballfans natürlich Unterhaltung vom Feinsten. Jedes Tor kann die Meisterschaft entscheiden, in jeder Minute kann die Schale den Besitzer wechseln. Eben genau so, wie im Jahre 2001, als Schalke für rund 4 Minuten "Meister der Herzen" war.



Der Samstagnachmittag ist also bereits fix gebucht, die Arena-Konferenz führt Regie. Bier ist bereits kühl, dazu ein paar Snacks und gegen Ende der Partien - wenn die Sieger und Verlierer bekannt sind - haue ich die neutrale Meisterwurst auf den Grill und freu mich, dass der Bessere gewonnen hat. Ach es ist so schön, wenn man nicht direkt als Fan involviert ist, sondern für einmal nur den Fussball als solches geniessen kann. Aber um 17 Uhr 15 ist das Kapitel noch nicht vorbei, denn für einmal müssen wir Schweizer an diesem Wochenende nicht neidisch über den Rhein in Richtung Norden schauen.

Auch bei uns geht es am zweitletzten Spieltag noch um die Wurst. In der Tabelle führt der FC Zürich gerade mal mit einem Punkt Vosprung vor dem FC Basel. Wobei man so als Aussenstehender den Eindruck hat, dass der FCB derzeit den etwas besseren Lauf hat als die Zürcher. Die gleiche Spannung wie an der Tabellenspitze herrscht auch im Abstiegsbereich. Da liegt der FC Aarau mit 3 Punkten Rückstand auf dem letzten Platz, am Sonntag kommt es zur Direktbegegnung gegen das zweitletzte Schaffhausen. Und auch hier gilt der uralte Spruch, dass Hitchcock auch kein besseres Drehbuch hätte schreiben können. Ich freu mich!