30. April 2012

Untergang einer Nation

So weit ist es also schon. Es wird Zeit, dass Sarko seinen Platz räumt. Schon nächsten Sonntag könnten seine Tage als französischer Präsident abgelaufen sein. 


Foto: Alex Lämmchen 

26. April 2012

La Bestia Negra

Huch, schon wieder Donnerstag. Und seit Montag steht dieser Blog still. Es war aber auch eine sehr intensive Woche. Da wären Züri West und Dan Mangan im KiFF, Eva hatte Geburtstag, Bayern und Chelsea stehen im CL-Final und auch sonst war so einiges los seit meinem letzten Eintrag hier. Nun, was soll ich erzählen? Der Titel bezieht sich übrigens auf den FC Bayern München, so nennt man die Deutschen in Spanien. Das weisse Ballet aus Madrid weiss seit gestern Abend wieder warum. Die schwarze Bestie hat zugebissen und sich am Schluss im Elferschiessen verdient durchgesetzt. Am Vorabend schied auch das zweite spanische Team aus, Kronfavorit Barcelona hatte gegen das Bollwerk aus London keine Chance und ohne einen topfiten Messi wirds auch für die vermeintlich beste Mannschaft der Welt schwer... Ich freu mich zumindest auf diesen Final, mit Chelsea steht ein "Aarauer" in München an der Seitenlinie und der FC Bayern ist mit Ribéry (und den wöchentlichen Schlagzeilen) sowieso sympa. 

In Sachen Musik waren sowohl Züri West als auch Dan Mangan super. Zwei fast perfekte Konzerte. Kuno in Hochform und auch der Kanadier Mangan war um keinen Spruch verlegen. Heute Abend geht es schon weiter mit Ewan & The Two Dragons aus Estland, ein Geheimtip. Wer es verpasst ist selber schuld! 

Hmmmm, ja da wäre noch die Immunität vom Blocher oder auch die Tatsache, dass die Schulpflege Aarau schon wieder ein Mitglied sucht. Ganz ehrlich, wenn ich der zuständige Stadtrat wäre, würde ich mir ernsthaft Gedanken machen, warum es so viele Abgänge aus diesem Gremium gibt. Oder anders gefragt, welche Mitglieder sind seit Jahren dabei? Und warum gehen alle anderen Mitglieder wieder? Aber keine Angst, trotz Anfrage vorletzte Woche, ich bin nicht wählbar. Nicht mehr. Wobei? Nein, Spass. 

Gefreut hat mich übrigens, um noch einmal kurz auf den Fussball zu kommen, dass der FC Aarau in erster Instanz die Lizenz (auch für die Super League) erhalten hat. Das sollte nun Ansporn genug sein, entweder spontan noch St. Gallen anzugreifen oder zumindest den zweiten Platz zu sichern. Die nächste Chance dazu haben die Adler am Samstag gegen Wil. Leider werd ich das Spiel verpassen. Aber das Alternativprogramm kann sich sehen lassen. 

Und noch ein Satz zum Wetter: Gehts noch? Anfang Woche hat man die Winterjacke gebraucht und morgen Freitag soll es 30 Grad werden... Der Kreislauf lässt grüssen. Aber ich will ja nicht jammern, schliesslich freue ich mich auch über die Sonnenstrahlen. Nur schade, dass man sie im Büro nicht so wirklich geniessen kann. So, das wars für heute. Weitere Geschichten

21. April 2012

Der Song zum Wochenende

What else? Ein Blick aus unserem Wohnzimmerfenster verrät, Kuno und Co. sind noch nicht im KiFF eingetroffen. Jedoch steht der Grill schon parat und ein erster Kleintransporter steht vor dem Foyer.

20. April 2012

Es macht Musik an der Tellistrasse

Nun, so langsam haben wir uns eingelegt am neuen Ort. Die Unkenrufe, von wegen das sei doch viel zu laut direkt neben dem KiFF, sind verstummt und wir fühlen uns durchaus wohl. Gerade wegen der Nachbarschaft zur Kulturfabrik. Als Musikfans sind wir seit dieser Woche sogar noch etwas mehr verbunden mit den freundlichen Nachbarn. Als stolze Besitzer einer Jahreskarte ist es uns nun per sofort möglich, jedem Konzert im KiFF zu lauschen. Und sei es noch so schräg. Aber so kommt man vielleicht auch mal an Musik ran, die man sonst verpasst hätte. Ich freu mich zumindest auf ein paar Neuentdeckungen! So war ich gestern Abend spontan bei Syléna Vincent. Noch nie gehört, aber da war ich auch nicht der Einzige. Es haben sich, trotz Song- und Videotaufe, nicht wirklich viele Leute ins Foyer verlaufen. Nun, was soll ich sagen? Das Konzert war nett, aber leider irgendwie ziemlich langweilig. Die Frau hat sicher eine gute Stimme und auch die Songs waren melodiös, aber auf Dauer dann alle auch ziemlich ähnlich. Heute Abend geht es übrigens direkt weiter mit Frauen-Power im KiFF: Nilsa tauft ihre Platte. Die Sängerin mit Wurzeln in Moçcambique wartet mit ein Mix aus Afro, Hip Hop und Pop auf. Und ja, ich werde wiederum ein Ohr reinwerfen. Also, jetzt nicht physisch gemeint... 


Morgen Abend dann einer DER Leckerbissen dieser KiFF-Saison: Züri West geben sich die Ehre. Kuno und seine Mannen haben ja unlängst ihr neues Album präsentiert und stellen das nun auch live vor. So ganz gepackt hat mich die Göteborg-Platte (noch!) nicht, aber es hat ein paar lässige Titel drauf, bei denen ich gespannt bin, auf die live Umsetzung. Und natürlich werden ZW nicht darauf verzichten können, auch ein paar von den alten Gassenhauern zu spielen morgen Abend. Kurz, ich freue mich riesig auf Kuno und Co. und hoffe, dass es nach dem Konzert eventuell noch für ein Bierchen mit dem Kult-Berner reicht. Weiter geht es dann bereits am Montagabend: Dan Mangan! Übrigens, für beide Konzerte haben wir im Vorfeld schon Tickets gehabt, man will ja auf der sicheren Seite sein und das mit dem Saison-Abo ergab sich eher kurzfristig. Dank der tollen Kooperation der KiFF-Leute, das soll an dieser Stelle auch mal gesagt sein. Thanks to Selina & Co. Eben, Dan Mangan. Ich weiss gar nicht so recht wie man den Nachnamen ausspricht, aber er erinnert mich zumindest an ein chemisches Element. Der Kanadier gibt im KiFF sein einziges Schweizer Konzert, man darf einen guten Singer/Songwriter Act erwarten, mit Folk und Country-Einflüssen. Bei mir aufm iPhone läuft sein aktuelles Album und ich muss sagen, ich bin echt gespannt auf das Konzert. Die Stimme ist Hammer! 

Am Donnerstag dann ein Geheimtipp, psssst... Niemandem erzählen: Ewert & The Two Dragons! Aus Estland. Ja, auch da macht man Musik und sogar verdammt gute. Wer nichts geplant hat am kommenden Donnerstag, sollte sich diesen Abend fett in der Agenda eintragen. Noch bevor die Esten (Estländer?) zum Beispiel in Basel spielen, beehren sie Aarau. Und darum hoffe ich fest, dass das auch jemand mitkriegt. Ich erinnere mich an den Superstar Arno aus Belgien, der vor Jahren mal für einen kleinen Eklat gesorgt hat, weil ihm nicht so wirklich viele Leute beim Singen zugehört haben. Und eben, auch gestern Abend, 20 Nasen waren da. Diesbezüglich muss das KiFF eventuell noch etwas dazulernen, offensiver Werbung machen und den Aarauerinnen und Aarauer sagen, dass es in der Telli regelmässig gute Musik gibt. Die scheinen das auch nach 20 Jahre noch nicht ganz kapiert zu haben. Nun gut, zurück zu den Esten. Die sind ne grosse Nummer im Alternative-Bereich. Ich hatte von ihnen schon was in meiner Musik-Sammlung, kannte allerdings mehr den Song, als die Band dahinter. Und siehe da, nächste Woche spielen sie in Aarau. 



Was gibts noch? Apparat aus Deutschland, Lostalone aus England, natürlich steht eine weitere B-Ekspress-Party an - dieses Mal mit Gästen aus Rumänien. Am 4. Mai dann Max Prosa. Wer Gisbert zu Knyphausen oder Tex mag, darf das nicht verpassen. Von mir aus sollten auch Tim Benzko-Fans ruhig mal ins Album reinhören. Der Junge ist echt toll: gute Texte, sehr gute sogar und eingängige Melodien. Der Name Prosa ist kein Zufall! Tags darauf dann das Jubiläumsfestival von Kanal K und Mitte des Monats dann Fiji (Foto). Ja, dieses Fiji, die hier im Blog schon ein paar Mal ein Thema waren. Die Berner haben ein neues Album am Start und ich bin mir sicher, Sängerin Simone hat für die anstehende Tour die eine oder andere Überraschung am Start. Letztes Mal hat sie im KiFF ja das halbe Bühnen-Inventar abgeräumt... Entsprechend polarisieren sie und die Band, aber wer es mag. Bitte sehr. Und ich mag es! 

Abschliessend noch zwei Worte zum Juni beziehungsweise zur neuen Saison. Kurz vor der Sommerpause spielen Sin Fang aus Island. Bester, nennen wir es mal, Alternative-Folk. Sehr gut gespielt und sehr melodiös. Derzeit sind so Singer/Songwriter Sachen eh total angesagt. Bon Iver und Co. lassen grüssen. Auch bei den Festivals in diesem Sommer wird öfter mal nur ein Mann mit seiner Gitarre auf der Bühne stehen. Eben, die Isländer sind ein Geheimtipp, so wie man es vom KiFF eigentlich kennt. Bands zu booken, welche wenig später gross rauskommen. Weiter so. Schon gross draussen sind Lambchop aus den USA. Auch hier steht das Vermerk "Folk/Songwriter", nun gut. Ich würde sie sogar mit Calexico vergleichen. Obwohl ich Vergleiche in Sachen Musik ja eher doof finde. Aber die Band ist echt gross und ich hab mich gefreut, als ich gelesen habe, dass die Amis gleich in unserem Nachbarhaus ein Konzert geben. Tja, auf gute Nachbarschaft! 

19. April 2012

Sind die Tage von Sarkozy gezählt? Und dann...

An den nächsten zwei Wochenenden entscheiden 44,5 Millionen Franzosen über ihren nächsten Präsidenten. In den Umfragen liegt der sozialistische Herausforderer Francois Hollande knapp vor Amtsinhaber Nicolas Sarkozy. Machen unsere westlichen Nachbarn ihren Fehler aus 2007 wieder gut und wählen Sarko ab? Oder anders gefragt, ist Hollande wirklich das kleinere Übel? Nun, den Franzosen ist es vielfach egal. Hauptsache sie kriegen ihre 35-Stunden-Woche und ihr Rentenalter 60 zurück (der Durchschnittsfranzose liess sich übrigens vor der Sarkozy-Reform mit 58 pensionieren!) zurück. Jugendarbeitslosigkeit und Schuldenberg lassen grüssen. Aber wer macht denn nun das Rennen? Monsieur Fischer wagt eine Prognose. 



Man betrachte Hollandes Strategie im Lichte, passend zur Champions League-Woche, eines Fussballspiels. Nach einem frühen Treffer (die Führung in Meinungsumfragen) verlegt er sich nun auf den "Catenaccio" (eine reine Defensivstrategie, erfunden von den Italos) die Sarkozy an einer Aufholjagd hindern soll. Es könnte funktionieren, aber diese Taktik trägt auch zu einer gewissen Monotonie in Hollandes Wahlkampf und einem Mangel an Begeisterung für seine Person bei.

Hollande war so erpicht darauf, seine "Normalität" im Vergleich zu Sarkozys masslos selbstverliebter Natur herauszustellen, dass er jetzt etwas blass und banal wirkt. Zum Beispiel Mohammed Merahs Mordserie in Toulouse im März, auch sie hat sich zugunsten Sarkozys ausgewirkt, der froh war, die Wahlkampfdebatte von sozialer Ungerechtigkeit auf Sicherheitsfragen lenken zu können. Aber obwohl Sarkozy momentan - entgegen der Meinungsumfragen - etwas stärker erscheint als zu Beginn des Wahlkampfes, steht er immer noch vor gewaltigen Herausforderungen, die womöglich nicht zu überwinden sein werden.

Sprich, eigentlich ist man in Frankreich mit keinem der zwei Spitzenkandidaten wirklich zufrieden. Die Wahl könnte darum einfach auch zu einem Wettrennen zwischen der Ablehnung gegenüber Sarkozy und der mangelnden Leidenschaft für Hollande werden. Aus diesem Grund wäre es auch möglich, dass diesmal auch die – bei  französischen Präsidentschaftswahlen normalerweise bemerkenswert niedrige Wahlenthaltung  – eine wichtige Rolle spielt. Und auch die Tochter vom ultrarechten FN-Politiker Jean-Marie Le Pen darf man nicht ganz vergessen. Sie könnte die lachende Dritte werden. 

Liest man französische Zeitungen oder schaut französisches TV, dann merkt man, dass sich im gesamten politischen Spektrum ein Gefühl des Bedauerns breit macht: "Wenn wir nur einen präsentableren Kandidaten als Sarkozy hätten",  murrt man bei den Konservativen. "Wenn wir nur einen charismatischeren Kandidaten als Hollande hätten", lamentiert man im sozialistischen Lager. Hollankozy?


Letztlich wird sich dieser Wahlkampf aufgrund des mangelnden Interesses an den Wahlprogrammen der Kandidaten als bemerkenswert erweisen. Die Franzosen sehen keinen echten Unterschied zwischen einem Amtsinhaber, der seine Versprechen nicht gehalten hat und einem Herausforderer, dessen Versprechen nicht zu halten sind. Wir erinnern uns an das Rentenalter, die 35-Stunden-Woche oder die halbe Million Jobs, welche Hollande den französischen Jugendlichen versprochen hat. In einem Satire-Magazin habe ich den folgenden Ratschlag an die Kandidaten gelesen: "Während des Wahlkampfes meidet ihr idealerweise ernste Themen wie die Staatsverschuldung, dann wird das Volk später auch nicht erwarten, dass ihr diese Probleme in Angriff nehmt, wenn ihr an der Macht seid."

Bei starkem Sturm und schwerer See kommt es natürlich auf die Erfahrung des Schiffskapitäns an. Doch angesichts der Probleme der französischen Wirtschaft und der Zwänge der Europäischen Union – von denen der Weltwirtschaft in einem globalisierten Zeitalter ganz zu schweigen – verfügt kein Präsident über grossen Spielraum, das nötige Charisma oder gar Lösungen. Die Franzosen werden daher grösstenteils auf Grundlage der Persönlichkeit und des persönlichen Stils entscheiden und weniger auf Basis der Wahlprogramme der Kandidaten. Nicht zu vergessen, die First Ladies: Mit Carla Bruni und Valérie Trierweiler hat man da die Wahl zwischen einer Diva/Model aus reichem Haus und einer ehemaligen TV-Journalistin, die sich aus einfachen Verhältnissen hochgearbeitet hat. Auch hier gelten aber wohl eher Äusserlichkeiten den Inhalte oder Fakten. Fazit: Obwohl Hollande derzeit noch immer bessere Chancen hat, könnte das Ergebnis knapper als erwartet ausfallen.